Schule in Nieheim will Eltern zum Kauf von iPads verpflichten

Nieheim. Gerade mal 88 iPads stehen allen Schülern der Peter-Hille-Schule derzeit zur Verfügung, um sich voll auf die digitale Arbeits- und Medienwelt vorzubereiten. Viel zu wenige, um die vielen Vorteile des digitalen Lernens zu nutzen, signalisiert jetzt das Lehrerkollegium. Die schuleigenen Geräte sind ständig ausgebucht, oft lassen sich Lerneinheiten nicht sinnvoll fortsetzen, weil die Geräte in anderen Klassen gebraucht werden. Deshalb will die Schule jetzt einen neuen Weg beschreiten und ab Klasse sieben die Eltern aller Schüler zum Kauf eines iPads verpflichten. Weil es sich dabei aber nicht um ein Lehr-, sondern ein Arbeitsmittel handelt, vergleichbar etwa einem Füller oder einem Matheheft, fällt es nicht unter die sogenannte Lehrmittelfreiheit. Heißt: Mama und Papa müssen zahlen. Und das nicht wenig. Wie Thorsten Brinkmann, Medienexperte der Peter-Hille-Schule, im jüngsten Bildungsausschuss vorrechnete, kommen auf die Eltern in der Grundausstattung mit Hülle, Tastatur und Stift mehr als 500 Euro zu. Und da sind Prozente für den Kauf über eine vorgegebene Plattform schon eingerechnet. Trotz der hohen Preise sei das Vorhaben bei den Eltern insgesamt positiv aufgenommen worden, berichtet die kommissarische Schulleiterin Patricia Arendes-Meyn von einem Informationsabend. Auch, weil die Schule im Sinne der Eltern intensiv bei der Stadt dafür wirbt, das Projekt zu unterstützen und die Familien finanziell zu entlasten. Darüber sind sich die Parteien im Bildungsausschuss und auch die Stadtverwaltung grundsätzlich einig. Nur über das Wie konnte man wieder trefflich diskutieren. Der Vorschlag der Stadt orientierte sich daran, was andere Kommunen im Kreis Höxter wie Brakel, Bad Driburg und Warburg bereits erarbeitet haben. Diese Städte unterstützen den privaten Kauf der iPads mit 180 Euro – aufgeteilt auf drei Jahre mit je 60 Euro. Warum keine Einmalzahlung? &bdquo;Weil immer wieder Schüler die Schule und damit die Stadt wechseln“, sagt Kämmerer Dietmar Becker. Man nicht Schularbeitsmittel für andere Kommunen finanzieren. Der entsprechende Antrag müsste trotz gestaffelter Zahlung nur einmal gezahlt werden. &bdquo;Reicht der Betrag aus, um Familien, die knapp bei Kasse sind, zu helfen?“, fragten vor allem die Sozialdemokraten. &bdquo;Ist es sinnvoll und gerecht, mit dem Gießkannenprinzip jedem die Förderung zukommen zu lassen, selbst wenn die Familie genug Geld hat? Wäre es nicht wichtiger, nur die Bedürftigen zu unterstützen, und die dafür richtig?“, warf die die CDU in den Raum. Klingt alles plausibel, es ist aber komplizierter. Familien, die entsprechende Leistungen vom Jobcenter erhalten und das Geld für ein iPad definitiv nicht haben, bekommen es sowieso vom Jobcenter finanziert, erklärte die Stadt. Dazu zusätzlich eine weitere Bedürftigkeitsprüfung einzuführen, wäre sehr aufwendig, erklärte Kämmerer Dietmar Becker. Allein entsprechende Kriterien zu finden, sei unheimlich kompliziert. Er warnte auch davor, den Betrag zu ändern, denn das berge die Gefahr, sich damit gegenüber anderen Schulen besser darzustellen. Das wäre quasi Konkurrenz auf finanzieller Basis. Der Bildungsausschuss fand fast einstimmig eine andere Lösung Dennoch fand der Bildungsausschuss fast einstimmig eine andere Lösung. Vor allem auch deshalb, weil Schulvertreter Thorsten Brinkmann noch gar nicht ganz genau sagen kann, wie teuer es nun tatsächlich für die Eltern werden wird. Denn die Grundausstattung der iPads, die über die Gesellschaft für digitale Bildung gekauft werden müssen, steht noch gar nicht fest. Der Bildungsausschuss legte deshalb fest, dass die Stadt die Hälfte der Kosten übernimmt, gestaffelt auf drei Jahre. Das wird Stadt und Schule einerseits animieren, möglichst kostengünstige Vorgaben zu machen. Andererseits müssten Eltern inflationsbedingt höhere Preise nicht allein tragen. Zugleich wurde vorsorglich der städtische Fonds für Härtefälle, aus dem beispielsweise im wirklichen Notfall Zuschüsse für eine Klassenfahrt gezahlt werden, erhöht. Wie hoch der Aufwand für die Stadt ist, steht noch nicht fest. Er dürfte aber weit über den 3.400 Euro für dieses, 8.000 Euro für kommendes und 13.000 Euro ab 2025 liegen. Übrigens: Familien, die bereits ein iPad haben, dass sich in den Schulalltag einbinden lässt, sollen dieses nutzen können.

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