In Nieheim fehlt für eine neue Kita das Geld

Nieheim. Die Experten-Prognosen waren düster für Nieheim. Immer weniger Kinder und eine schrumpfende Bevölkerung wurden der Kleinstadt vorausgesagt. Und tatsächlich geistert das Schreckgespenst des demografischen Wandels noch immer durch die Region – nur manche vorhergesagte Auswirkung tritt nicht ein. Im Gegenteil. Und das führt vor allem im Kindergarten- und Grundschulbereich zu enormen Herausforderungen. Denn Verwaltung und Politik glaubten lange Zeit gleichermaßen, dass die vorhandenen Kitas ausreichen. Es gibt ja nicht mehr so viel Nachwuchs. Doch die Eltern schicken – oft, weil sie müssen – ihre Kinder immer jünger und länger in die Kitas, die inzwischen aus allen Nähten platzen. Also Sofortmaßnahmen wurden in Sommersell ein 50 Quadratmeter großer Anbau für 295.000 Euro realisiert und in Nieheim eine vierte Gruppe des städtischen Kindergartens in die ehemalige Grundschule ausgelagert. Rund 80.000 Euro hat der notwendige Umbau gekostet. Der Auszug einiger Kinder erschien der Verwaltung die pragmatischste Lösung, weil der Grashüpfer-Kindergarten gerade erst von der Stadt für sehr viel Geld umgebaut und erweitert worden war und &bdquo;ein weiterer Anbau hier nicht mehr möglich ist“, wie Kämmerer Dietmar Becker vor ziemlich genau zwei Jahren im Familienausschuss erklärte. Umso mehr waren deshalb die Mitglieder eben jenes Ausschusses überrascht, als die Stadtverwaltung jetzt ankündigte, nun doch einen Anbau an die Grashüpfer-Kita zu favorisieren, damit die Zwischenlösung in der Grundschule nun in absehbarer Zeit beendet werden kann. Dass dabei die von Bürgermeister Johannes Schlütz in Stichworten umrissenen Pläne offenbar schon wieder obsolet sind, sorgte nur noch für weiteres Kopfschütteln. Schwieriger als gedacht Dabei sind sich im Grunde fast alle einig, dass die Auslagerung einer Kita-Gruppe in die Grundschule keine gute Dauerlösung ist, wie Wolfgang Kuckuk (SPD) nochmals unterstrich. Zumal Kita-Leiterin Nicole Gratz im Ausschuss anmerkte, dass die Trennung vor allem für Eltern und Erzieher eine enorme Herausforderung ist. So lernen beispielsweise die Väter und Mütter der &bdquo;Externen“ die anderen Erzieher gar nicht richtig kennen. Die ersten Ideen sehen vor, einen rund 150 Quadratmeter großen Anbau in einem bisher wenig genutztem Areal am Rande der Kita anzubauen. Dass dann noch zur Verfügung stehende Außengelände würde, wenn auch knapp, noch den Vorgaben entsprechen, erklärte Fachbereichsleiterin Sandra Elsner. Ein Punkt, den FDP-Vertreterin Gerda Scheips in Rage brachte. &bdquo;Es geht um unsere Kinder“, erklärte sie. Sie bräuchten viel Platz zum Spielen und sich Bewegen. Eine Kostenfrage Der Plan, einen Teil des Parkplatzes zu verlegen, um die Fläche für die Kita zu nutzen, wurde ad acta gelegt. Eine Kostenfrage. Die SPD-Vertreter kritisierten das grundsätzlich fehlende Gesamtkonzept für die Weiterentwicklung der Nieheimer Bildungslandschaft, beispielsweise für die ebenfalls notwendige Erweiterung der Offenen Ganztagsgrundschule, weil auch in diesem Bereich der Betreuungsbedarf deutlich steigt und die Eltern künftig einen Anspruch darauf haben. Eine Idee dazu zauberte zur Überraschung der Ausschussmitglieder Kämmerer Dietmar Becker später auch noch aus dem Hut. Vehement abgelehnt wurde vom Hüter der spärlichen Nieheimer Finanzen ein von den Sozialdemokraten ins Spiel gebrachter kompletter Neubau einer Kita. Dazu fehle nicht nur städtischer Baugrund, sondern schlicht auch das Geld. &bdquo;Völlig undenkbar, völlig unmöglich“, sagte Becker kopfschüttelnd. Der Beschluss Weil dem Familienausschuss das Vorpreschen der Verwaltung einerseits zu schnell ging, aber andererseits die Einsicht in den dringenden Handlungsbedarf bestand, einigte man sich darauf, mittelfristig die Zusammenführung der vier Gruppen der städtischen Kita anzustreben. Ohne einen konkreten Ort vorzugeben. Zugleich wurde die Stadt damit beauftragt, die Planungen für einen Kita-Anbau voranzutreiben – um später zu entscheiden, ob dieses Vorhaben langfristig tragfähig ist. Mit der Entscheidung soll perspektivisch auch der Weg frei sein für den Verkauf der Grundschule an einen Investor.

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