Mehr als nur Lärm "Nicht mehr zeitgemäß“: Nieheimer Bürgerinitiative kritisiert Teststrecke am Bilster Berg

Kreis Höxter/Nieheim. Wer dauerhaft Lärm ausgesetzt ist, muss mit gesundheitlichen Folgen rechnen: Veränderungen bei Blutdruck, Herzfrequenz und anderen Kreislauffaktoren. Der Körper schüttet vermehrt Stresshormone aus, die ihrerseits in Stoffwechselvorgänge des Körpers eingreifen. Das sagt nicht irgendwer, sondern steht so auf der Internetseite des Umweltbundesamtes. Die Bürgerinitiative (BI) &bdquo;Ruhe am Bilster Berg“ macht seit Jahren auf den in ihren Augen lauten Betriebslärm der Rennstrecke Bilster Berg aufmerksam. Nun hat der BI-Vorsitzende, Ulrich Kros, nach Rücksprache mit dem Vorstand der BI einen offenen Brief an den Geschäftsführer der Bilster-Berg-Drive-Resort-GmbH, Hans-Jürgen Glasenapp, geschrieben. Und erhebt darin völlig neue, von der Lärmthematik unabhängige Vorwürfe gegen die umstrittene Rennstrecke. Die haben es ins sich. In dem dreiseitigen Papier, das Kros eigenen Angaben zufolge am Montag in die Post gegeben hat, spricht die BI den Geschäftsführer des Drive-Resort direkt an: &bdquo;Wir in Nieheim und Umgebung haben wieder einige ziemlich laute Wochenende hinter uns“, heißt es da zu Beginn. Dann ist vom &bdquo;zunehmenden Unmut in der Bevölkerung Nieheims“ die Rede. Immer wieder Proteste gegen Lärm in den Nachbarorten Die Bilster-Berg-Test- und Präsentationsstrecke bei Pömbsen wurde im Frühjahr 2013 eröffnet. Immer wieder hatte es Proteste von Anwohnern – insbesondere aus Nieheim – aber auch von der BI gegen Lärmbelastungen gegeben. Zuletzt war es aber erkennbar ruhiger geworden. Jetzt aber bringt &bdquo;Ruhe am Bilster Berg“ eine ganz neue Facette der Kritik ins Spiel, die sich auch aus der aktuellen politischen Lage ergibt. Die hohen Energiepreise und die drohende Gasmangel-Lage nimmt Kros zum Anlass, von Glasenapp einige kritische Fragen zu stellen. &bdquo;Sehr geehrter Herr Glasenapp, in einer Zeit, in der wir unseren Kindern und Enkelkindern erklären müssen, warum Schwimmbäder kälter werden und Turnhallen unbeheizt bleiben“, heißt es da, &bdquo;in einer Zeit, die uns alle zu verantwortungsvollerem Umgang mit unserer Umwelt und unseren Ressourcen mahnt“, wachse in der Bevölkerung der Unmut &bdquo;über den lauten Betrieb“ sowie über die Sinnlosigkeit eines &bdquo;Unternehmens, das sein Geld damit verdient, dass erwachsene Menschen, meistens Männer, schwere Fahrzeuge im Kreis drehen“. Auf diese Weise verbrauchten sie &bdquo;kostbare Ressourcen“. Das sei nicht mehr zeitgemäß. &bdquo;Und Sie muten uns noch immer diesen ungebremsten Rennstreckenbetrieb am Bilster Berg zu. Man könnte sogar den Eindruck haben, Sie forcieren den Betrieb in der letzten Zeit“, schreibt Kroos. BI fordert Lärm in der Umgebung zu messen Tatsächlich veröffentlicht die Bilster-Berg-Drive-Resort-GmbH regelmäßig einen Messbericht in Sachen Lärm und Betrieb und darin unter anderem den so genannten Tagesmittelpegel für jeden Tag. Detailliert ist daran abzulesen, wie laut die Fahrzeuge an dem Tag zu welcher Zeit an zwei Messpunkten gewesen sind. Dieses so genannte Schallmonitoring ist für den Bilsterberg verpflichtend. Aber die BI geht auch gar nicht davon aus, dass der Betrieb gegen Recht und Gesetz verstößt. Vielmehr gehe man davon aus, &bdquo;dass der Betrieb der Rennstrecke wohl trotzdem genehmigungskonform“ sei. Aber die rechtlichen Auflagen gehen der BI nicht weit genug. Statt den Lärm an der Strecke zu messen, wünschten sich die Mitglieder, den Lärm &bdquo;in Nieheim und Umgebung“ zu messen, das, &bdquo;was tatsächlich ankommt.“ &bdquo;Es ist ja üblich, sowas regelmäßig zu prüfen“, sagt Kros im Gespräch mit der Neuen Westfälischen, das sollte geschehen etwa am Alten- und Pflegeheim, wo eine besonderer Schutzstatus bestehe. Thomas Stamm vom Vorstand der BI sagt, dass der Lärm, der im Wohnbereich ankomme, lauter geworden sei, seit die Bäume eines kleinen Wäldchens gefällt worden seien. Allerdings sei die Intensität des Lärms auch stark von der Topografie vor Ort abhängig. &bdquo;Wenn ich nichts höre, ist es bei meiner Vorstandskollegin Heike Spier auf der Terrasse noch sehr laut.“ Kros indes hat klare Zielvorstellungen betreffend des offenen Briefes: &bdquo;Ich erwarte keine Brieffreundschaft mit Herrn von Glasenapp, aber eine Antwort.“ Bestenfalls, so der BI-Chef würde der Geschäftsführer der Bilster-Berg-Drive-Resort-GmbH dem Wunsch der BI nachkommen: &bdquo;Ziehen Sie die Klage gegen den Kreis Höxter endgültig zurück und erkennen Sie auf Basis der bestehenden Genehmigung zumindest den Schutzstatus des Alten- und Pflegeheims in Nieheim uneingeschränkt an.“ Intensivierung des Betriebs weiter Thema vor Verwaltungsgericht Im Dezember 2020 hatte die 11. Kammer des Verwaltungsgerichts Minden eine Klage abgewiesen, mit der die Betreiberin der Test- und Präsentationsstrecke &bdquo;Bilster Berg“ zur Intensivierung des Fahrbetriebs eine Erhöhung der zulässigen Immissions- und Emissionswerte erreichen wollte. Laut Informationen der BI ist dazu nach wie vor ein Berufungsantrag der Betreibergesellschaft gegen den Kreis Höxter vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster anhängig. Bilster-Berg-Geschäftsführer Hans-Jürgen Glasenapp wollte sich gestern auf Nachfrage der Neuen Westfälische noch nicht zu dem offenen Brief äußern. Er habe ihn erst am späten Nachmittag erhalten und wolle ihn zunächst in Ruhe lesen und dann zuerst Kontakt zu Ulrich Kros aufnehmen und mit ihm über den Inhalt sprechen.

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