Feuerwehr Nieheim will Waldbrände mit neuer Strategie bekämpfen

Nieheim/Erwitzen. &bdquo;Aus einfachen Mitteln das Maximum herausholen“, lautet das Motto der Freiwilligen Feuerwehren im Bezug auf die Bekämpfung von Flächen-, Wald- und Ackerbränden. Im Sommer waren die Löschgruppen aus den Ortschaften Holzhausen und Erwitzen überproportional häufig im Einsatz. Der Grund dafür: Ein Brandstifter legte vermutlich fünf Brände, wobei der Erste am Sonntag, 26. Juni von den freiwilligen Rettern erfolgreich bekämpft werden konnte und der Letzte den Einsatzkräften am Donnerstag, 21. Juli gemeldet und daraufhin gelöscht wurde. Die Polizei als auch der Stadtbrandinspektor Ulrich Engelke aus Holzhausen, gehen von einem oder mehreren Tätern aus. Zudem kam es am 19. Juli noch zu zwei Flächenbränden in Nieheim und Erwitzen. Auslöser hierbei waren jeweils Ballenpressen. Bei diesen beiden Bränden war Matthias Schlüter als Gruppenführer von Erwitzen beteiligt. Brände werden analysiert Aus diesen Einsätzen konnten die Beteiligten nach eigenen Angaben viele hilfreiche Schlüsse ziehen, um so für die nächsten Notfälle gewappnet zu sein. Die Auswertung und Analyse der gelöschten Brände lasse so eine genauere Betrachtung von Einsatztaktik und Gerätschaften zu. In der letzten Zeit seien zudem einige effektive Brandbekämpfungsmittel in das Arsenal der örtlichen Löschgruppen hinzugekommen. So wurde flächendeckend der Löschrucksack an die Einsatzabteilungen im Stadtgebiet Nieheim verteilt. Diese – mit einem 20-Liter-Wassertank ausgerüsteten – werden einer Einsatzkraft angelegt und zur Einsatzstelle getragen. Dort angekommen, werde per Handpumpe das Wasser schnell und präzise an die richtige Stelle gebracht. &bdquo;Der Löschrucksack hat uns alle sehr positiv überrascht“, resümiert Christoph Niemand, Wehrführer von Holzhausen, über die neue Gerätschaft. Neues im Arsenal der Wehr Des Weiteren können zwei Nieheimer Einheiten seit neuestem auf sogenannte &bdquo;Gorgui“ zurückgreifen. Die Bezeichnung charakterisiert ein Multifunktionswerkzeug zur &bdquo;ausschließlichen Bekämpfung von Wald- sowie Vegetationsbränden“, so der Hersteller auf seiner Website. Die Kombination verschiedener Bekämpfungsmittel in einem Werkzeug erleichtere die zumal schwere körperliche Arbeit der Feuerwehrkräfte im Einsatz. So können die Kameradinnen und Kameraden einerseits auf die Funktion eines Schneidrechens zurückgreifen, welche mittels Klingen an der Außenseite des Multifunktionswerkzeugs gewährleistet wird. Diese Schnitt- und Freilegeeigenschaft ermöglich laut Anbieter &bdquo;mit weniger Aufwand eine höhere Arbeitsleistung“. Andererseits werde das Ziehen und Abziehen des Bodens durch einen Schneidrechen an der gegenüberliegenden Seite ermöglicht. Zudem sind zwei Hacken angebracht. Diese nutzen die Kameradinnen und Kameraden im Ernstfall zum ziehen von Wundstreifen – das sind schmale Schneisen – und umgraben des Bodens. Warum die Wärmekamera so wichtig ist Während der Einsätze konnten die beteiligten Feuerwehrkräfte neben den jüngst angeschafften Ausrüstungsgegenständen auch auf die schon länger im Einsatz befindlichen Brandbekämpfungsmittel zurückgreifen und an diesen neuen Facetten kennenlernen. Hierbei verweisen die Löschgruppenführer von Erwitzen und Holzhausen auf die sich bereits seit einigen Jahren im Arsenal der Feuerwehren befindliche Wärmebildkameras. &bdquo;Ihre Funktionen unterstützten die präzise Bekämpfung von Gefahrenstellen“, erläutert Matthias Schlüter. Sobald das sichtbare Feuer in Form von Flammen abgelöscht sei, stelle es sich ohne Hilfsmittel oftmals als schwierig heraus die Brandherde zu finden und die Gefahr somit langfristig zu neutralisieren. Taktik wird überprüft Abseits der Gerätschaften habe man im Rahmen der Reflexion auch die Einsatztaktiken besprechen und analysieren können, beschreibt Christoph Niemand. Hierzu führt er weiter aus: &bdquo;Am Einsatzort angekommen, sieht man sich als Einsatzführer, speziell bei Flächenbränden, oft zunächst einer unübersichtlichen Situation gegenüber“. Um besonders dann voll konzentriert agieren zu können, sei die Übung und Wiederholung gewisser Szenarien unablässig. Da bei solchen Einsätzen grundsätzlich die Einheiten aus Erwitzen und Holzhausen zusammen alarmiert werden, da stehe die Planung für gemeinsame Übungen dann im Vordergrund, so die Wehrführer. &bdquo;Da ist dann auch eine sinnvolle Kombination der einzelnen Gerätschaften, die wir auf den Fahrzeugen haben, wichtig“, beschreibt Niemand. &bdquo;Und eben auch die Einsatzmöglichkeiten, die Fahrzeuge selbst effektiv einzusetzen.“ &bdquo;Pump’n’Roll“ ist hier das Stichwort, auf das der Wehrführer aufmerksam macht. Diese Strategie – zu Deutsch &bdquo;pumpen und fahren“ – inkludiert das Fahrzeug der Feuerwehr. Während der Fahrer um die betroffenen Stellen fährt, wird entweder über eine Einsatzkraft oder automatisch das Wasser der Fahrzeuge auf die gefährdeten oder brennenden Stellen gebracht. Lob an Landwirte Weitergehend sei die Zusammenarbeit zwischen den Feuerwehreinheiten und der Bevölkerung im Kontext der Brandbekämpfung äußerst positiv zu bewerten. Oft komme es vor, dass die Landwirte aus eigener Initiative heraus, nach dem ertönen der Sirene mit den bereits zuvor befüllten Güllefässern zu den Einsatzorten fahren, um zu unterstützen. Hierbei sei es aber enorm wichtig, dies &bdquo;in Absprache mit den Einsatzkräften zu tun“, appelliert Schlüter an die betroffenen Personen, &bdquo;um das Wasser dann auch gezielt einsetzen zu können.“ Das Güllefass stelle allerdings nicht das einzige landwirtschaftliche Gerät dar, auf welches die Feuerwehr bei Flächenbränden zurückgreift. Der Grubber habe sich bereits öfter – auch in anderen Ländern – als wirksames Mittel herausgestellt. Die Brandeindämmungsfunktion verhindere ein überspringen der Flammen auf die umliegenden Flächen. Appell an die an die Vernunft Abschließend weisen die Löschgruppenführer auf die Statistiken hin, welche belegen sollen, dass nur wenige Prozent der Wald-, Flächen-, und Vegetationsbrände einen natürlichen Ursprung haben und ein Großteil auf fahrlässige auf mutwillige Brandstiftung zurückgehe. &bdquo;Wir können nur an den gesunden Menschenverstand appellieren“, beenden die Feuerwehrmänner den Abend. Aufmerksamkeit und die Meldung von Beobachtungen sei bereits ein effektiver Anfang, um zukünftige Brände zu verhindern oder in ihren Anfängen zu entschärfen. Lieber solle man den Notruf einmal zu viel, als zu wenig alarmieren, so die Löschgruppenführer. Die Ermittlungen zu den Brandstiftungen im Sommer sind nach Angaben von Polizeisprecher Jörg Niggemann vorerst abgeschlossen, können aber jederzeit weitergehen, wenn es neue Hinweise aus der Bevölkerung gibt. Diese nimmt die Polizeileitstelle in Höxter unter Tel. (0 52 71) 96 20 entgegen.

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