Nieheim Freiflächen-Solarpark bei Nieheim: Es bleiben viele Sorgen bestehen

Nieheim-Oeynhausen. So schnell wird aus dem Saulus kein Paulus. Hätte man eine Abstimmung gemacht, womöglich hätte die Mehrheit der Teilnehmer gegen das Vorhaben votiert. Man kann schließlich davon ausgehen, dass vor allem Kritiker des geplanten Freiflächen-Solarparks zwischen Oeynhausen und Himmighausen teilgenommen haben. Zumindest haben sich keine Befürworter aus dem Auditorium zu Wort gemeldet. Rund 40 Bürgerinnen und Bürger hatten am Mittwochabend an der Veranstaltung in der Oeynhausener Sporthalle teilgenommen. Am Montag hatte der Bauausschuss mit deutlicher Mehrheit für das Vorhaben votiert und auch im Rat am Donnerstag wird ein ähnliches Ergebnis erwartet. Gleichwohl hat die Bürgerveranstaltung gezeigt, dass noch immer erhebliche Kritik an dem Solarpark besteht. Ein Teilnehmer bezeichnete den Informationsabend als &bdquo;Verkaufsveranstaltung der Projektierer“. Aber nicht alle waren so sehr enttäuscht. &bdquo;Ich bin nicht wirklich dafür, aber die neue Planung ist eine erhebliche Verbesserung gegenüber dem ersten Entwurf, was mir deutlich zeigt, dass unsere Kritik berechtigt war. Denn wenn wir uns als Bürger nicht gewehrt hätten, wäre das alles so durchgezogen worden, wie ursprünglich geplant und darum ist diesen Leuten einfach nicht zu trauen. Darum würde ich mich freuen, wenn der Rat von Puttkamer und der BLG eine Abfuhr erteilen würde, denn so geht man mit Menschen nicht um“, sagte eine Teilnehmerin. &bdquo;Jetzt sei mal nicht so streng, es ist ja auch gut, wenn man aus seinen Fehlern lernt“, wandte die Sitznachbarin ein. Anfangs war geplant gewesen, auf einer Fläche von 14 Hektar dicht an dicht 47.576 Module mit einer Gesamtleistung von 18.000 Kilowatt-Peak (kWp) zu installieren, womit annähernd 5.000 Haushalte hätten mit Strom versorgt werden können. Das wäre sicherlich effizient gewesen, aber aus landschaftlicher und naturschutzfachlicher Sicht wenig überzeugend. &bdquo;Mit einem Fachbüro für ökologische Landschaftsgestaltung habe ich dann die Pläne vollständig überarbeiten lassen und sogar noch einen angrenzenden Flächeneigentümer mit ins Boot geholt“, sagt Investor und Initiator Georg von Puttkamer. Herausgekommen ist eine Ausweitung der Fläche auf 16 Hektar bei einer gleichzeitigen Reduktion des Anlagevolumens und der Leistung um mehr als ein Drittel. Gleichzeitig ist mit dem Naturschutzbund (Nabu) ein Konzept zur ökologischen Verträglichkeit erarbeitet worden, mit Schafbeweidung und breiter Heckenbepflanzung. &bdquo;Nur in einem Punkt sind wir dem Nabu nicht gefolgt, das ist die Erhöhung der Anlagentische von 80 Zentimeter auf einen Meter, weil wir dann eine Erhöhung der Blendwirkung und der Schallresonanz befürchten“, sagte Investor Georg von Puttkamer aus Himmighausen. Neben Hochwasser sind Lärm und Blendwirkung die zentralen Kritikpunkte. Hochwasser Das Areal befindet sich an einem Südhang im Emmertal zwischen Himmighausen und Oeynhausen. Kritiker befürchten eine Zunahme der Hochwassergefahr, dass der Regen direkt der Emmer zugeführt werden könnte. &bdquo;Ganz im Gegenteil: Der Abstand zwischen den Modulreihen ist so groß, dass Regenwasser komplett versickern kann, zudem hat die als extensive Weidelandschaft genutzte Fläche eine viel bessere Wasseraufnahme als eine verdichtete Ackerfläche“, erklärte BLG-Projektleiter Christian Hess. Das Hochwasserrisiko würde vor allem Oeynhausen als flussabwärts liegende Siedlung treffen. Blendwirkung Himmighausen liegt westlich und Oeynhausen östlich der geplanten Freiflächen-Solaranlage, während die Blendwirkung sich aber vor allem nach Süden ausrichtet, wo sich keine Siedlung, sondern die Bilsterberg-Rennstrecke befindet. Dennoch wurde ein Blendgutachten in Auftrag gegeben, weil dies auch gesetzlich so gefordert ist. Das hat vor allem in der südlichen Teilfläche einzelne Positionen lokalisiert mit bis zu 21,3 Reflektionsstunden im Jahr. Das ist nicht einmal ein ganzer Tag im Jahr. &bdquo;Das ist ein Wert, den man durchaus als vernachlässigbar bezeichnen darf“, sagte von Puttkamer. Lärm Auch Solaranlagen machen Lärm. Das Geräusch, das Wechselrichter emittieren kann ziemlich laut sein. Wechselrichter wandeln den Gleichstrom, den die Solarmodule erzeugen, in Wechselstrom um, der dann ins Netz eingespeist wird. Da dabei auch Wärme entsteht, sind dazu Lüfter nötig. Wenn die sich zur Kühlung einschalten, gibt es bisweilen Geräusche, als ob Flugzeug-Turbinen anspringen. Die große Krux dabei ist, dass für Wechselrichter keine Baugenehmigung notwendig ist. Betreiber positionieren diese meist auf dem kürzesten Weg zum Trafo. Das könnte vor allem Anwohner am westlichen Rand von Oeynhausen treffen. Ein weiteres Problem besteht im Reflexionsschall. Lärm vom Bilsterberg oder der Landstraße zwischen Oeynhausen und Himmighausen könnte in die Ortschaften reflektiert werden. &bdquo;Wir nehmen diesen Einwand sehr ernst und haben darum in Braunschweig bei der physikalisch-technischen Bundesanstalt eine Prüfung in Auftrag gegeben, die aber noch aussteht“, sagte von Puttkamer. Eine vertrauensbildende Maßnahme sei das nicht. &bdquo;Von einem seriösen Projektierer erwarte ich, dass das vorab geprüft wird und nicht erst, wenn man Druck macht“, sagte eine Teilnehmerin. "Das ideale Umfeld zur Präsentation unserer Produkte" Mit der Phoenix Contact AG aus Blomberg hat sich einer der wichtigsten Arbeitgeber der Region auf die Seite der Projektierer geschlagen. &bdquo;Dieser Solarpark ist an die Landschaft angepasst, ökologisch nachhaltig und beinhaltet darüber hinaus auch eine sehr faire und soziale Komponente für die direkt betroffene Bevölkerung, wie wir es als Gesamtkonzept in ganz Deutschland noch nicht angetroffen haben, weshalb wir überzeugt sind, hier das ideale Umfeld zur Präsentation unserer Produkte gefunden zu haben“, erläutert Bereichsleiter Jörg Nolte. Phoenix Contact glaubt in seiner strategischen Ausrichtung an eine sogenannte All Electric Society, eine Gesellschaft, die ihren gesamten Energiebedarf aus erneuerbarer Elektrizität deckt, also ohne Verwendung von Kohle, Öl und Gas. Phoenix Contact will auf dem Weg einer Technikkooperation das Solarfeld als eine Art Showroom für die Energie der Zukunft nutzen. Allein für die Bewohner vor Ort bleibt ein schaler Beigeschmack.

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