Lüften, Maske und Co.: Wie schützen die Städte die Schüler nach den Ferien?

Kreis Höxter. Die Schulen sind geschlossen, die Schüler machen Pause - aber nach den Ferien wird der Unterricht im Kreis Höxter wieder großflächig in Präsenz starten. Ohne Wechselunterricht. Diese Vorgabe kommt vom Land. Angesichts der sich ausbreitenden Delta-Variante scheint das mit einem gewissen Risiko verbunden sein. Allerdings haben die Schulträger vor Ort auch einen gewissen Ermessensspielraum - etwa, was die Anschaffung von Belüftungsanlagen oder Luftfiltern angeht. Wie ist des darum in den Kommunen bestellt? Und: Gibt es eigentlich einen Plan B, wenn die Infektionszahlen wieder in die Höhe schießen sollten? Die Regeln Das Schulministerium des Landes NRW hat klare Regeln für den Schulstart herausgegeben. Daran werden sich die Schulen des Kreises - natürlich - halten. Darin heißt es, dass alle "Schülerinnen und Schüler" am Präsenzunterricht teilnehmen. "Der Unterricht wird in allen Fächern nach Stundentafel in vollem Umfang erteilt." Heißt: Keine geplanten Ausfälle, kein Fernunterricht. Zudem soll es zweimal wöchentlich Tests geben und die bekannten Hygienemaßnahmen sollen beibehalten werden. Auch im neuen Schuljahr gilt zunächst die Pflicht zum Tragen einer medizinischen Maske "im Innenbereich der Schulen, nicht dagegen im Freien". In den Vorgaben des Ministeriums heißt es allerdings auch, dass die "Notwendigkeit dieser Maskenpflicht" nach den Sommerferien "vom ersten Tag an im Lichte des Infektionsgeschehens und danach weiterhin regelmäßig überprüft" werde. So viel zu den Vorgaben des Landes. Für den Einbau von Luftfilteranlagen sind die Schulträger zuständig. Luftfilter oder Belüftungsanlagen Luftfilter filtern, wie der Name sagt, die Luft. Dabei sollen auch Aerosole von Viruspartikeln befreit werden können. Belüftungsanlagen saugen verbrauchte Luft ab - und leiten frische Luft in den Raum ein. Wo und wie wird so etwas im Kreis Höxter genutzt? Dietmar Becker, Allgemeiner Vertreter des Nieheimer Bürgermeisters, stellt klar, dass die Position des Landes ist, "dass natürliche Belüftung durch Fenster die beste Vorsorge zur Vermeidung einer Ansteckung über Aerosole im Klassenraum ist." Die Schulen der Stadt Nieheim seien in den letzten Jahren grundlegend saniert worden. Alle Klassen-/ und Unterrichtsräume können demnach über ausreichende Fensterflächen natürlich belüftet werden. "Von daher hat sich die Stadt Nieheim auch unter Berücksichtigung der Sichtweise des Landes NRW noch nicht zu einer Investition in Luftfilteranlagen entschieden", sagt Becker. Ohne entsprechende Förderprogramme des Landes wäre eine solche umfangreiche Investition seitens der Kommunen nicht zu stemmen, meint er. In der Förderrichtlinie des Landes dazu wird als Fördervoraussetzung tatsächlich eine fehlende Belüftungsmöglichkeit durch Fenster vorgegeben. Markus Finger, Sprecher der Stadt Höxter, verweist zumindest auf die bereits geplante Anschaffung einer Belüftungsanlage in den Naturwissenschaftsräumen der Real-/Sekundarschule. "Die vorhandenen Lüftungsanlagen sind vom Umluftbetrieb auf reinen Zuluftbetrieb umgestellt worden." Filtergeräte, wo nicht gelüftet werden kann In Brakel seien die Schulen bereits von Mitarbeitern der Stadt und der Schulleitung unter die Lupe genommen worden - zu Beginn des letzten Lockdowns, um die Räume ausfindig zu machen, "die nicht in ausreichendem Maße quergelüftet werden können", sagt Sprecherin Carla Drewes. "Für diese Räume wurden Luftfiltergeräte angeschafft." In Steinheim setzt Bürgermeister Carsten Torke auf Sachverstand von externen Ingenieuren. "Ich habe angeordnet, dass in den Sommerferien ein Ingenieurbüro alle Schulen durchleuchtet", sagt er. Untersuchen sollen die Experten, welche Räume einer Belüftungsanlage bedürfen. Denn nicht jeder Raum sei gleich, die Erforderniss an die Technik seien unterschiedlich. "Wenn man das richtig macht, ist das ein ganz schöner Kostenfaktor." Man sei schnell im "hohen sechsstelligen Bereich". Ziel solle sein, dass alte Luft abgesaugt und frische Luft eingeströmt werden soll - also ausdrücklich Belüftungsanlagen - und keine Luftfilter. "Das sind wir unseren Kindern schuldig", sagt Steinheims Bürgermeister. Sollten die Räume bis zum Neustart der Schule, trotz festgestellten Bedarfs, nicht mit den Geräten ausgestattet sein, wolle man über alternative mobile Lösungen nachdenken. Im August soll das Thema, nach Expertise der Ingenieure, dem Rat zur Entscheidung vorgelegt werden. Die DIY-Lösung In Marienmünster laufen bereits die Bauarbeiten. Dort wird die Grundschule komplett mit Belüftungsanlagen ausgestattet, sagt Bürgermeister Josef Suermann. Er sieht die Belüftungsanlage als "nachhaltigere Variante" zu den Luftfilteranlagen. Die Frischluft in den Räumen sorge auch für eine erhöhte Sauerstoffkonzentration in der Raumluft und fördere so die Konzentrationsfähigkeit der Schüler. "Ich bin froh, dass der Rat dieser Investition zugestimmt hat", sagt Marienmünster Bürgermeister. Für sieben Klassen muss die Stadt rund 120.000 Euro in die Hand nehmen. Der Bund fördert die Maßnahme mit rund 24.000 Euro aus dem Energie- und Klimafonds. Zu Ferienbeginn soll jeder Klassenraum mit den Frischluftanlagen gegen das Coronavirus ausgestattet sein. An den Schulen der Brede in Brakel - in Trägerschaft des Erzbistums - waren Eltern und Lehrerschaft selbst aktiv geworden. Sie haben nach einer Anleitung des Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz eine Selbstbau Belüftungsanlage gebaut, um gefährliche Aerosole aus der Luft zu saugen und pusten. Die Geräte sind bereits seit Monaten in den fünften und sechsten Klassen im Einsatz. Laut Bistumssprecherin Heike Meyer waren "die ersten Messungen waren sehr gut". Allerdings sei auch für die Schulen der Brede die "Anschaffung professioneller Luftreinigungsanlagen ist im Gespräch".

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