Marienmünster erlebte ein Jahr im Plan-Wahn

Marienmünster. Das ehemalige Kita-Gelände im Vördener Birkenfeld liegt weiter brach, im einstigen Gasthof Weber sind seit Februar die Lichter aus, und auf dem Wanderparkplatz am Angerberg staut sich weiter der Müll – es war offenbar noch nicht das Jahr der optischen Veränderungen in Marienmünster. Doch so mancher Plan für neue Räumlichkeiten ist in den vergangenen zwölf Monaten erfolgreich geschmiedet worden und wartet nun auf seine Umsetzung. Darunter der Neubau des Medizinischen Versorgungszentrums. Wer sich jetzt mahnend räuspert, weil sich eben in einer Hinsicht 2024 doch baulich etwas verändert hat – ja, neue Windräder sind durchaus dabei, emporzuwachsen: Zwischen Vörden, Bredenborn und Abbenburg läuft der Bau dreier Anlagen. Gewartet wird indes noch auf ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts, wonach Marienmünster weitere, ungewollte Windräder genehmigen müsste. Riesiger Platz für Windrad-Teile Doch zurück mit dem Blick auf ’24: Im September breitete sich bei Löwendorf an der B 239 ein riesiges &bdquo;Meer“ aus weißen Platten und Planen aus. Geschaffen wurde dort aber kein Landeplatz für Ufos - wenngleich man kürzlich im Süden des Kreises Höxter ja für einen kleinen Moment dachte, derlei Flugobjekte am Himmel zu sehen - sondern vielmehr ein großer Bereitstellungsplatz für die Einzelteile der neuen Windkraftanlagen zwischen Niese und dem Köterberg. Passend dazu: Darum sind Felder zwischen Höxter und Marienmünster mit Folie abgedeckt Denn dort werden für die neun bisherigen Anlagen, die teils älter als 30 Jahre sind, drei große mit einer Nabenhöhe zwischen 164 und 125 Metern gebaut – so dann auch im Kreis Höxter deutlich sichtbar. Wellness und ein berühmtes Märchen Eher im Stillen, weil in der grünen Idylle nahe der Abtei gut verborgen, wird übrigens seit diesem Jahr doch etwas gewerkelt: Dort entstehen im ehemaligen Schulgebäude neun barrierefreie, moderne Wohnungen. &bdquo;Es ist eines der schönsten Fleckchen, die wir hier im Kreis Höxter haben“, so Investor Oliver Loges über das Areal der Abtei. Und weil es sich dort so gut erholen lässt, sind ’24 auch weitere Pläne gereift: Denn seit die Mönche und Patres das Kloster verlassen haben, stehen große Gebäudeteile leer – etwas, das man in Marienmünster nun schnellstens ändern möchte. Um das ganze Gebäudeensemble wieder mit Leben zu füllen, hat man nun Eigentümer, Nutzer und Interessenten an einen Tisch bekommen. Erste Ideen für künftige Nutzungen des Haupt- und Ostflügels gibt es schon, darunter ein Gästehausbetrieb für Pilger und ein Wellnessbereich mit Physiotherapie und Sauna. Lesen Sie auch: Märchenhaftes Musical: &bdquo;Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ bezaubert im Kreis Höxter Steht auch noch nicht fest, wer letztlich ins Kloster einziehen wird, so ist indes zu Beginn dieses Advents schon mal ein märchenhafter Zauber in den benachbarten Gebäudekomplex der Kulturstiftung eingezogen: Die Abtei Musical Company begeisterte mit zehn Aufführungen ihrer &bdquo;Drei Nüsse für Aschenbrödel“ – womöglich ein Dauerbrenner für die künftigen Winterzeiten. Denn Marienmünsters Musical-Variante des bekannten Märchenfilms erwies sich als starker Besuchermagnet. Wirbel um die Schützenfeste An sich kam man in ’24 in Marienmünster gern zusammen: Nach der coronabedingten Apfeltags-Pause feierte man im jüngsten Oktober das Comeback des beliebten Vördener Events mit zahlreichen Gästen. Von kompetenter Beraterseite, wie Bürgermeister Josef Suermann erzählte, habe es dabei sogar den Vorschlag gegeben, die Ortschaft Vörden als Apfelstadt in die Reihe der Kulturstädte einzupflegen. Gleich mehrere Premieren gab es im Sommer in Kollerbeck zu feiern: Beim ersten Garagenflohmarkt des Dorfes, organisiert vom Kunst- und Kulturverein, konnte man entlang der Straßen und Wege an allerhand Ständen stöbern und Schätze entdecken. Und beim Schützenfest regierte erstmals eine Frau den Kollerbecker Heimatschutzverein von 1577: Königin Maria Büker konnte sich dabei gemeinsam mit ihrem König Rudolf Büker über lautstarken Jubel freuen. Passend dazu: Prominenter Gastredner beim Schützenfest in Bredenborn Über so manches Marienmünsteraner Schützenfest ließ es sich in diesem Jahr besonders berichten: Die Vördener Schützenbruderschaft St. Peter und Paul feierte ihr 450-jähriges Bestehen bei heißen Sommertemperaturen mit einem ausgiebigen Festakt auf dem Schlosshof, Bredenborns Heavy-Metal-König Harry Lücke hatte TV-Star Sven Deutschmanek zu Gast, die St.-Jakobus-Schützenbruderschaft Großen- und Kleinenbreden feierte erstmals wieder nach sechsjähriger Pause, und in Altenbergen schlug das Wetter derartige Gewitter-Kapriolen, dass der Festablauf ganz durcheinander kam. Gedenken an Verbrechen Er liegt mehr als 30 Jahre in der Vergangenheit, aber noch immer bewegt der &bdquo;Polizistenmord von Boffzen“ die Gemüter – auch im Jahr 2024, auch in Marienmünster. Denn im Sommer dieses Jahres ist der aus Bredenborn stammende Täter Dietmar J. aus der Haft entlassen worden und nun auf freiem Fuß. Allerdings steht er unter sogenannter Führungsaufsicht und muss sich an bestimmte Auflagen halten. Das Umfeld der Opfer trauert währenddessen noch immer: Bis heute finden in den Kommunen des Weserberglandes alljährlich Gedenkveranstaltungen für die getöteten Beamten statt. Lesen Sie auch: Polizistenmörder Dietmar J. aus Bredenborn kommt frei Jüngst im November waren es dann ganz besondere Momente, die anrührten und damit wohl nicht vergessen werden: Die Gedenkstunde zum Volkstrauertag fand dieses Mal NRW-weit zentral in Marienmünster statt. Vor der emotionalen Feier in der Abteikirche legten die Ehrengäste mit Landtagspräsident André Kuper, Ministerin Ina Scharrenbach, Volksbund-Landesvorsitzenden Thomas Kutschaty sowie General Hans-Dieter Müller vom Landeskommando NRW dabei in aller Stille Kränze am Ehrenmal in Bredenborn nieder. ISEK ohne Suermann Er sprach schon zu Beginn seiner Amtszeit sehnlich davon, doch erst kürzlich konnte sich Marienmünsters Lokalpolitik mehrheitlich zum Go des Städtebau-Förderprogramms ISEK durchringen: Bürgermeister Josef Suermann weiß &bdquo;seine“ Kommune so nun &bdquo;mit besten Chancen, etwas Neues zu schaffen“, wenn er sein Amt des Verwaltungschefs im kommenden Herbst abgeben wird. Dass er bei der nächsten Wahl nicht mehr antreten wird, verkündete er jüngst am Rande einer Ratssitzung. Passend dazu: Vörden ist bereit für große Projekte Noch ist offen, wer sich um das Amt des Stadtoberhauptes für die kleinste Kommune des Kreises Höxter ins Rennen begeben wird. Ein Jahr später, also 2026, soll dann das ISEK starten. Mit dabei: die Umgestaltung des ehemaligen Gasthofes Weber zum neuen Vördener Dorfgemeinschaftshaus. Kein ganzes Haus, aber einen neuen &bdquo;Tisch“ hat es bereits in diesem Jahr gegeben: Im Mai fanden sich erstmals genügend Ehrenamtliche aus Vörden, Bredenborn, Sommersell und Steinheim zusammen, um nach dem Vorbild des Steinheimer Tisches eine eigene Ausgabe für Marienmünster zu schaffen. Im Pfarrheim wurden Lebensmittel sortiert und gepackt. Schon im Verlauf des ersten Monats nahmen 56 bedürftige Familien das Angebot dankbar an. Erst kaufen, dann sterben Nun muss man mit dem Jahresende nicht gleichzeitig aufs Lebensende schauen, aber noch etwas Neues hat es ’24 in Marienmünster gegeben – und es hat mit den dortigen Friedhöfen zu tun: Seit dem Frühjahr können Plätze in den neuen Kolumbarien bereits vor Eintritt der Todesfälle erworben werden. Ein Wunsch, der aus der Bevölkerung gekommen war. Und da darf man gespannt sein, mit welchen Wünschen die Marienmünsteraner Bürger in den folgenden Jahren noch so aufwarten werden.

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