Landwirte und Jäger diskutieren

Forderung: Landkreis Holzminden soll wolfsfreie Zone bleiben

Landtagsstammtisch mit niedersächsischem Abgeordneten plädiert für eine dreistufige Reglung: Was passiert, wenn der Wolf sich doch ansiedeln sollte.

Umstritten: Der Wolf wird in vielen Regionen von Gegnern vehement abgelehnt. Sie sehen ihn der Rückkehr des Tieres eine Gefahr für die Kulturlandschaft. | © Simone Flörke

26.02.2025 | 26.02.2025, 05:00

Holzminden. Auf überragendes Interesse stieß jetzt der Landtagsstammtisch zum Thema Wolf des Landtagsabgeordneten Uwe Schünemann. Nachdem jetzt auch im Landkreis Holzminden sesshafte Wölfe nachgewiesen wurden, seien insbesondere Weidetierhalter alarmiert. Die eingeladenen Experten mit dem Präsidenten des Deutschen Jagdverbandes, Helmut Dammann-Tamke, an der Spitze diskutierten.

Die Forderung an die Politik war einmütig und klar: „Wolfsrudel im Landkreis Holzminden müssen frühzeitig verhindert werden.“ Der Obmann für Naturschutz der örtlichen Jägerschaft, Rembert Ostermann, wies auf die besondere topographische Situation in der heimischen Region hin. Schutzzäune seien in den Hanglagen kaum zu errichten und würden zudem eine große Gefahr für andere Wildtiere darstellen.

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Für Kreislandwirt Frank Kohlenberg liegt die Weidetierhaltung im Interesse von Umwelt und Gesellschaft: „Dieser wichtige Teil der Landwirtschaft sorgt für artenreiche Lebensräume, pflegt unsere Landschaft und stärkt die regionale Wertschöpfung.“ Sollte sich ein Wolfsrudel im Landkreis Holzminden ansiedeln, würden die Tiere aufgestallt und der Beitrag der Landwirte zum Erhalt der Kulturlandschaft und der von der Beweidung abhängigen Biotope werde zwangsläufig wegfallen, heiß es.

Das sagt der Kreisjägermeister

Laut Kreisjägermeister Harald Meyer kann die Ansiedlung eines Wolfsrudels nicht ausgeschlossen werden. Deshalb müsse die Entwicklung kontinuierlich beobachtet werden. Innerhalb eines Jahres sei die Anzahl der Wolfsrudel in Niedersachsen von 43 auf 56 gestiegen. „Ohne Zweifel hat der Wolf in Niedersachsen ein Existenzrecht“, so DJV-Präsident Helmut Dammann-Tamke. Ein uneingeschränktes Willkommen sei nach den Erfahrungen aus zwei Jahrzehnten aber „nicht akzeptabel“.

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Die richtige Antwort auf die unterschiedlichen Interessen und Herausforderungen sei „ein regional differenziertes Wolfsmanagement“, hieß es. In großen Waldgebieten oder auf Truppenübungsplätzen könne sich der Wolf unbeeinflusst entwickeln. In Wolfsmanagement-Arealen müsse dagegen „eine situationsabhängige Regulierung“ möglich sein.

Wo der Wolf nicht toleriert werden dürfe

Es gebe aber auch Gebiete, in denen Wolfsrudel auf keinen Fall toleriert werden könnten. Dazu gehöre der Landkreis Holzminden mit seiner Weidetierhaltung und seinem hohen Anteil an artenreichem Grünland. In diesen Gebieten müsse die Ansiedlung von Wolfsrudeln durch „frühzeitige Regulierung“ verhindert werden.

Unterstützung für diese dreistufige Regelung erhielt Dammann-Tamke von der ehemaligen Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast. Für den Einstieg in ein aktives Wolfsmanagement sei die Herabstufung des Schutzstatus von „streng geschützt“ auf „geschützt“ notwendig. Der Europarat habe dem bereits zugestimmt. Jetzt müsse die EU-Kommission die FFH-Richtlinie ändern und das EU-Parlament unverzüglich ein entsprechendes Gesetz verabschieden.

Der Landtagsstammtisch von Uwe Schünemann sorgt für großes Interesse. - © Yvonne Niemeyer
Der Landtagsstammtisch von Uwe Schünemann sorgt für großes Interesse. | © Yvonne Niemeyer

„Noch in meiner Amtszeit wurde der Wolf in das niedersächsische Jagdrecht aufgenommen“, erinnerte die heutige Landtagsvizepräsidentin. Die neuen europäischen Vorgaben müssten schnellstmöglich in das Bundesnaturschutzgesetz umgesetzt werden. Denn nur so könne der Schutz der Weidetiere gewährleistet werden.

Das passierte 2022 vor dem Landtag

Für die Novellierung des Jagdgesetzes 2022 erhielt den Angaben zufolge die damals zuständige Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast breite Zustimmung im Parlament und in der Gesellschaft. Ihre Nachfolgerin Miriam Staudte habe allein mit der Ankündigung der Novelle 20.000 Demonstranten gegen sich aufgebracht. „Einen so eindrucksvollen Protest direkt vor dem Landtag habe ich in meiner fast 30-jährigen Landtagszugehörigkeit noch nicht erlebt“, erinnert sich Uwe Schünemann.

Das deutliche Zeichen des Widerstands habe seine Wirkung nicht verfehlt. „Die Ministerin musste zurückrudern“, so Dammann-Tamke. Es blieb bei den bestehenden Regelungen zur Ausbildung von Hunden. Weitere grüne Vorstellungen seien aus dem Eckpunktepapier zur Novellierung gestrichen worden.

Schünemanns Fazit des Abends war kurz und eindeutig: „Der Landkreis Holzminden muss wolfsfreie Zone bleiben – und Hände weg vom bewährten Jagdgesetz in Niedersachsen.“