Auf der Suche nach dem Wolf im Hochstift

Kreis Paderborn/Kreis Höxter/Beverungen. Der Wolf ist in Ostwestfalen unterwegs. Im Kreis Minden-Lübbecke waren in den vergangenen Wochen immer wieder einzelne Wölfe gesichtet worden. Auch Nutztierrisse wurden gemeldet. In Hille (Kreis Minden-Lübbecke) waren etwa Ende des vergangenen Jahres insgesamt vier Schafe gerissen worden. In Bünde (Kreis Herford) hat es im Februar einen Unfall mit einem Wolf gegeben. Sind die Tiere auch im Kreis Höxter unterwegs? Der Wolf machte bereits Halt in der Region. Im November 2009 wurde ein Nutztierriss in Muddenhagen gemeldet, danach war es lange ruhig um das Wildtier. Erst im Sommer 2018 wurde erneut ein Wolf im Kreis beobachtet – damals in Marienmünster. Ein Jahr später geriet ein Wolf bei Willebadessen in die Fotofalle, 2020 folgte ein Nutztierriss in dem Ort. Vier Schafe wurden damals verletzt, eins verendete später. Die letzte Sichtung eines Wolfes im Kreis Höxter war im Mai 2021 im Bereich Bad Driburg. Zuvor wurden im Wald bei Lichtenau jeweils ein Wolf beobachtet. Waldarbeiter hatten von einem Harvester aus das Tier an zwei Terminen in der Egge nahe des Fernsehturms gefilmt. Im Mai des vergangenen Jahres wurde ein Tier am Blauen See, wenige Kilometer von Kassels Zentrum und keine 700 Meter von einer Siedlung entfernt, entdeckt – rund 30 Kilometer von der Warburger Stadtgrenze entfernt. Doch in den Kreis Höxter hatte sich das Tier scheinbar nicht verirrt. &bdquo;Wo der Wolf jagt, wächst der Wald“ &bdquo;Im Moment tut sich hier nichts“, bestätigt die heimische Wolfsbeauftragte, die Beverunger Försterin Friederike Wolff, im &bdquo;NW“-Gespräch. &bdquo;Es erreichen mich keine Nachrichten“, sagt sie. Weder bestätigte Sichtungen, noch von beunruhigten Landwirten hinsichtlich Nutztierrissen. Dabei ist der Bereich &bdquo;Senne“ 2018 als Wolfsgebiet ausgerufen worden und wurde 2021 um das Eggegebirge – und damit auch um Teile des Kreises Höxter – erweitert. &bdquo;Wir wissen ja nicht, wonach sie suchen“, erklärt Friederike Wolff die Abwesenheit des Tieres in der Region. Denn theoretisch biete die Region mit viel Wald und Wild eine geeigneten Lebensraum für das Tier. Und genug Wild gebe es im Kreis. &bdquo;Eigentlich immer noch zu viel“, sagt sie mit Blick auf den Verbiss in der Region. Gerade im Hinblick auf die Umwandlung von der Fichte zum Laubwald. &bdquo;Wie heißt ein russisches Sprichwort so schön: Wo der Wolf jagt, wächst der Wald“, sagt Wolff. Denn der halte das Wildtier in Bewegung und sorge so weniger Verbiss auf einzelnen Flächen. Dennoch, im Kreis Höxter scheint sich der Wolf noch nicht heimisch zu fühlen. Jungwölfe auf der Suche nach neuen Territorien &bdquo;Die Jungtiere aus dem Osten haben vermutlich eine Kiefernsteppe im Kopf“, vermutet die Wolfsberaterin. Heißt: Die Tiere kennen von Geburt an sumpfigen Boden mit Birke und Kiefer und sind daher auch auf der Suche nach solchen Flächen. &bdquo;Vielleicht meiden sie deswegen die Mittelgebirge“, so Friederike Wolff. Besonders jetzt im Frühjahr seien viele Jungwölfe in ganz Deutschland auf der Suche nach neuen Territorien. Ob der Kreis Höxter wieder gemieden wird? &bdquo;Es wird mit Sicherheit nicht auf Dauer so bleiben“, vermutet die Wolfsberaterin. Denn auch aus dem Süden seien Italienische Wölfe und Tiere aus den Alpen auf den Weg in den Norden. &bdquo;Das bringt noch einmal genetische Vielfalt“, sagt sie. Die Genetik spielt bei den Wolfsbeobachtungen eine große Rolle, um die Herkunft des Tieres zu ermitteln und Erkenntnisse über die Ausbreitung der Spezies Wolf in Deutschland zu erlangen. Haare, Kot, Blut oder Speichelreste die ein Wolf hinterlässt, eignen sich für die genetische Analyse. Bei frischen und umfangreichen Proben lassen sich neben der sicheren Bestimmung des Wolfes auch das Geschlecht und verwandtschaftliche Beziehungen zu anderen bereits registrierten Tieren feststellen, informiert das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV), das die Wolfssichtungen in NRW auf der Homepage wolf.nrw auflistet. Tiere genetisch zuordnen Zuletzt konnte so das Tier, das bei dem Unfall in Bünde zu Tode gekommen ist, als junges männliches Tier mit dem Haplotyp HW02 identifiziert werden, welches sich von seinen Ursprungsrudeln gelöst hatte und auf Wanderung war. &bdquo;Nach wie vor ist HW01 der vorherrschende Wolf-Haplotyp in Deutschland. Deutlich seltener ist dagegen der HW02-Haplotyp, den bis vor einigen Jahren nur einige Rüden trugen, die aus Polen eingewandert waren“, informiert die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf. Die über die Mutter vererbten Gene geben so Aufschluss über die Herkunft der Tiere. So wie im Fall des Nutztierrisses in Hille im Dezember 2023 im Kreis Minden-Lübbecke. Der Vorfall, bei dem vier Schafe getötet wurden, konnte durch die genetische Untersuchung dem Männchen &bdquo;GW3827m“ (HW01) aus dem Rudel Döberitzer Heide (Brandenburg) zugeordnet werden.

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