Nach Krankenhaus-Pleite: Was hätte ein RGZ in Holzminden Patienten zu bieten?

Holzminden. Regionales Gesundheitszentrum (RGZ) oder kleines Krankenhaus? Und was ist überhaupt ein RGZ? Welche medizinischen Leistungen könnten die Menschen in Stadt und Landkreis Holzminden erwarten? Und was hat Karl Lauterbach mit all dem zu tun? Aus Holzminden flatterte am Dienstagabend eine gute Nachricht ein: Stadt und Landkreis können sich demnach nach der Insolvenz des Evangelischen Krankenhauses im vergangenen Jahr Hoffnung auf ein neues kleines Krankenhaus machen. Dieses wird in der gemeinsamen Mitteilung der Landtagsabgeordneten, von Stadt und Landkreis synonym auch RGZ genannt. Was steckt dahinter? Die Pläne der Krankenhausreform Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) plant eine Krankenhausreform. Darin geht es einerseits um Vergütungsmodalitäten, die finanziellen Druck von den Kliniken nehmen sollen. Andererseits schwebt Lauterbach auch vor, dass Krankenhäuser im ländlichen Raum vor allem die Grundversorgung sicherstellen sollen. Spezial- und kompliziertere Fachleistungen sollen nach Plänen des Ministers in großen, zentralen Häusern angeboten werden. Lesen Sie auch: Überraschende Mitteilung: Bekommt Holzminden wieder ein Krankenhaus? Aus Krankenhäusern werden Gesundheitszentren Vor diesem Hintergrund fördert das Gesundheitsministerium des Landes Niedersachsen, wenn in ländlichen Räumen Versorgungseinrichtungen entstehen, die besagte Grundversorgung übernehmen. Im vergangenen Jahr sind aus zwei ehemaligen Krankenhäusern in Niedersachsen sogenannte RGZ entstanden. Nämlich in Ankum (Landkreis Osnabrück) und in Bad Gandersheim. Zur Eröffnung des Bürger-Gesundheitsparks Bad Gandersheim zitierte das Ministerium Gesundheitsminister Andreas Philippi wie folgt: &bdquo;Regionale Gesundheitszentren wie hier in Bad Gandersheim werden für eine hochwertige lokale und regionale Versorgung eine immer größere Rolle spielen und sind daher auch bei der Krankenhausreform ein wichtiger Baustein.“ Die Landesregierung werde derartige Initiativen auch in Zukunft &bdquo;finanziell, ideell und mit fachlicher und administrativer Kraft“ unterstützen. Beispiel Bürger-Gesundheitspark Bad Gandersheim Aus dem ehemaligen Helios-Klinikum Bad Gandersheim ist vor rund einem Jahr der Bürger-Gesundheitspark geworden, ein RGZ, gegründet von Stadt, dem Landkreis Northeim und der Universitätsmedizin Göttingen. Vom Land gab es dazu eine Anschubfinanzierung von zwei Millionen Euro. &bdquo;Ein RGZ kann die lokale Gesundheitsversorgung sicherstellen, wo ein Krankenhaus nicht oder nicht mehr besteht“, erläutert das Gesundheitsministerium. Es ist also kein Krankenhaus, sondern eine Krankenhaus-Alternative. Das RGZ soll laut Ministerium &bdquo;ambulante und stationäre Gesundheitsangebote aus einer Hand anbieten“ mit Fokus auf der &bdquo;allgemeinmedizinischen Versorgung“. Konkret heißt das: Patientinnen und Patienten können in RGZ an zentraler Stelle von einem Facharzt ambulant behandelt werden. Sofern es medizinisch notwendig sei, könnten sie auch über Nacht beziehungsweise &bdquo;für einige Tage“ stationär versorgt werden. Auch kleine Operationen wie ein einfacher Armbruch oder eine Blinddarmentzündung könnten dort behandelt werden, erläutert das Gesundheitsministerium. Wer sich unter einem RGZ oder einem &bdquo;kleinen Krankenhaus“ also eine Klinik mit Notfallversorgung, Geburts- und/oder Kinderklinik vorstellt, wird mitunter enttäuscht. Es eröffnet Fachmedizinern, die ansonsten nur ambulant behandeln könnten, einfach ein paar weitergehende Möglichkeiten. Die Situation in Holzminden Seit der Insolvenz des Evangelischen Krankenhauses ist der Landkreis Holzminden zwar klinik- nicht aber versorgungslos. Ohnehin bestand in unmittelbarer Nähe zum Krankenhaus bereits ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ), in dem Fachärztinnen und -ärzte untergebracht waren. Das Leistungsspektrum des MVZ hat sich, wie mehrfach berichtet, seit der Krankenhauspleite stetig erweitert. &bdquo;Das MVZ konnte im Monatstakt Vergrößerungen vermelden“, erinnerte Landkreissprecher Peter Drews bereits Mitte August. Es beherbergt mittlerweile Radiologie, Kardiologie, Urologie, Gynäkologie, eine Chirurgie mit OP-Saal, wo seit einigen Monaten auch operiert wird, einen Augenarzt und einen Gastroenterologen. &bdquo;Da sind wir gut aufgestellt“, fasste Drews zusammen. Das betrifft das ambulante Versorgungsangebot, stationäre medizinische Versorgung gibt es in Holzminden seit der Klinik-Zahlungsunfähigkeit in dem Sinne nicht mehr. Nun besteht privatwirtschaftliches Interesse, ein RGZ in Holzminden zu gründen, das mit den Medizinerinnen und Medizinern in Holzminden kooperiert, ihnen, vereinfacht gesagt, die Möglichkeit und die Betten bereitstellt, einfachere Leiden stationär zu behandeln. Ein entsprechender Antrag auf Förderung wurde in Hannover gestellt. Im November soll darüber entschieden werden. Dann könnte sich eine RGZ-Gesellschaft gründen, deren Geschäftsführer Tobias Orthmann werden würde. Orthmann will gemäß der Mitteilung von Landtagsabgeordneten, Stadt und Landkreis 18 internistische und zwei chirurgische Betten im ehemaligen Klinikgebäude vorhalten. Das ehemalige Krankenhausgebäude in Holzminden In weiten Teilen steht das ehemalige Krankenhausgebäude am Forster Weg in Holzminden leer. Auch wenn mittlerweile zum Beispiel eine Intensiv-WG in Teile des C-Traktes gezogen ist. Der Gebäudekomplex ist in Besitz der Kommunalen Immobiliengesellschaft im Landkreis Holzminden, die wiederum von Stadt und Landkreis Holzminden gegründet und mit Finanzmitteln ausgestattet wurde, um das teils frisch sanierte Krankenhaus als Gebäude zu halten. Allerdings: &bdquo;Durch den bisher noch großflächigen Leerstand der Immobilie (. . .) kann derzeit kein kostendeckender Betrieb der Kommunalen Immobiliengesellschaft im Landkreis Holzminden GmbH dargestellt werden“, heißt es in einer Sitzungsvorlage für die kommende Kreistagssitzung am Montag, 30. September. Lesen Sie auch: Überraschend wieder Intensivpatienten im ehemaligen Holzmindener Krankenhaus &bdquo;Durch die monatlichen Liquiditätsdefizite sind die bisherigen Finanzmittel zeitnah aufgezerrt, sodass ein weiterer Zuschuss zur Sicherstellung der Liquidität erforderlich ist. Andernfalls müsste die Immobiliengesellschaft Insolvenz anmelden.“ Benötigt würde demnach ein Betrag von 700.000 Euro, den die beiden Gesellschafter jeweils zur Hälfte übernehmen sollen. Das Geld solle als (teil-) rückzahlbarer Zuschuss gewährt werden. Denn die Immobiliengesellschaft gehe davon aus, dass sich die Finanzlage &bdquo;prognostisch durch weitere in der Verhandlungsphase befindliche Vermietungen“ verbessern werde. Hierzu verweist der Landkreis auf nicht-öffentliche Anlagen.

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