Haus mit Potenzial

Erst Schließung, dann Neueröffnung: Holzminden hat wieder ein Krankenhaus

Es hat nur 20 Betten und verfügt auch nicht über eine Intensivmedizin. Trotzdem ist es für Südniedersachsen von hoher Bedeutung. Was die Einrichtung bietet.

Das ehemalige Krankenhausgebäude heißt nun WeserMedZentrum und hat noch viel Potenzialfläche. | © Burkhard Battran

Burkhard Battran
04.06.2025 | 05.06.2025, 12:11

Holzminden. Vor zwei Jahren war das Holzmindener Krankenhaus 40 Jahre nach seiner Grundsteinlegung geschlossen worden. Jetzt ist genau 40 Jahre nach seiner Eröffnung dort wieder eine Krankenhausstation eröffnet worden. Die neue stationäre Einrichtung heißt auch nicht Krankenhaus, sondern trägt den Titel Regionales Gesundheitszentrum (RGZ).

„Es schließt die Lücke zwischen der ambulanten Patientenversorgung und den medizinischen Fachkliniken“, sagte Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi, selbst ein promovierter Mediziner, der extra zu diesem Anlass nach Holzminden gekommen war. Immerhin hat sich das Land mit einem Zuschuss von 2,1 Millionen Euro an der Errichtung des RGZs beteiligt.

Mit dem RGZ verfügt Holzminden nach zwei Jahren wieder über ein Krankenhaus. Zumindest ein kleines Krankenhaus. Ein sehr kleines Krankenhaus mit gerade mal 20 Betten. „Das ist natürlich nicht viel, aber es dennoch ein Meilenstein in der Neuentwicklung des Standorts“, betonte auch Holzmindens Landrat Michael Schünemann.

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Kampf für neue Einrichtung seit Schließung des Krankenhauses

Feierlich wird die neue Krankenstation durch den Gesundheitsminister des Landes sowie die Beteilgten eröffnet. - © Burkhard Battran
Feierlich wird die neue Krankenstation durch den Gesundheitsminister des Landes sowie die Beteilgten eröffnet. | © Burkhard Battran

Es ist ja auch nicht so, dass nach der Schließung am Standort des ehemaligen evangelische Agaplesion Krankenhauses am Forster Weg seit zwei Jahren die Lichter aus wären. Das ehemalige 180-Betten-Krankenhaus ist ja nicht baufällig oder marode, sondern konnte einfach nicht mehr kostendeckend arbeiten.

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Und auch das ist nicht einer schlechten Medizin geschuldet, sondern einem System, das kleinen Krankenhäusern auf dem Lande keine ausreichenden finanziellen Ressourcen stellt. „Wir kämpfen hier seit dem Tag der Schließung für eine neue Konzeption medizinischer Versorgung im ländlichen Raum“, betonte auch Holzmindens Bürgermeister Christian Belke.

Seit der Schließung des Krankenhauses haben sich verschiedenste Praxen und ein ambulantes Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) dort angesiedelt. Es gibt eine Orthopädie und Chirurgie, eine Radiologie, eine Allgemeinmedizin und eine Gynäkologie. Was es dort aber nicht gab, war eine stationäre Aufnahme. Die wird nun durch das in privater Trägerschaft liegende RGZ geschaffen.

Was in Holzminden behandelt wird und was nicht

Pflegedienstleiterin Nina Möller im Aufnahmezimmer des RGZ. - © Burkhard Battran
Pflegedienstleiterin Nina Möller im Aufnahmezimmer des RGZ. | © Burkhard Battran

„Wir haben hier keine intensivmedizinischen Möglichkeiten, aber wir können die leichteren medizinischen Diagnosen hier gut abbilden und arbeiten obendrein auch wirtschaftlich, weil wir die teuren Behandlungen, wie sie spezifizierte Krankenhäuser leisten, hier nicht vornehmen können und es auch nicht wollen“, erläuterte Geschäftsführer Ingo Goldammer, der zuvor schon als Umstrukturierungsmanager das Agaplesion-Krankenhaus mit abgewickelt und danach den Aufbau des MVZs verantwortlich geleitet hatte.

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Mit der Inbetriebnahme des RGZs verfügt das MVZ jetzt gewissermaßen über eine eigene Bettenstation mit 20 Plätzen. Viele Patienten, die sonst in ein Krankenhaus hätten überwiesen werden müssen, können nun vor Ort von den Ärzten behandelt werden, die mit den Krankheitsbildern vertraut sind. „Vor allem gibt es wieder eine stationäre Medizin vor Ort, so wie wir uns das auch wünschen“, sagte Minister Philippi.

Obwohl das RGZ selbst auch Ärzte beschäftigt, sei die Basis die Kooperation mit den MVZs vor Ort. Derzeit sucht das RGZ zwei Fachärzte für innere und Allgemeinmedizin. Und vor allem Pflegepersonal - vorzugsweise Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und -pfleger. Und zwar händeringend. „Nach einem Softopening im letzten Monat haben wir hier schon zwölf Patienten auf der Station betreut“, sagt Goldammer.

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Darüber freut sich ganz besonders die Pflegedienstleitung Nina Möller (46). „Ich habe hier vor 28 Jahren mit meiner Ausbildung begonnen und immer hier gearbeitet, ich bin so froh, dass wir jetzt wieder als Krankenhaus für die Patienten da sind“, sagt die Pflegedienstleitung.

Das RGZ bietet auch eine gut ausgestattete, moderne Arbeitsumgebung. - © Burkhard Battran
Das RGZ bietet auch eine gut ausgestattete, moderne Arbeitsumgebung. | © Burkhard Battran

Passend zur Eröffnung der neuen Krankenstation sind auch die Umbauarbeiten des alten Krankenhauseingangs abgeschlossen worden. Das Gebäude selbst hat den neuen Namen WeserMedZentrum (WMZ) erhalten. Im Gebäude selbst ist noch viel Platz. Minister Philippi hofft, dass RGZ und MVZ eine Sogwirkung für neue Ansiedlungen entfalten. Andreas Philippi: „Eine alternde Gesellschaft entwickelt neue Bedarfe und hier ist ein Haus mit Potenzial.“Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version stand im Artikel, dass ausreichend Pflegepersonal vorhanden ist. Dem ist nicht so, es wird händeringend nach weiteren Kräften gesucht. Wir haben den Artikel entsprechend korrigiert.