Betroffener aus dem Kreis Höxter will das Schweigen über Prostatakrebs brechen

Kreis Höxter/Brakel. Es ist ein Tabu-Thema, weil es für Männer mit großen Ängsten verbunden ist: Prostatakrebs. Nicht nur höchst unangenehme Untersuchungen und Behandlungen, sondern auch die Sorge vor Impotenz und Inkontinenz lassen die Herren der Schöpfung lieber Augen und Ohren verschließen als sich der Gefahr zu stellen. Damit will sich Günter Heyse, ehemaliger Café-Betreiber aus Bad Driburg, nicht abfinden. Um das Schweigen rund um die zweithäufigste Todesursache bei Männern zu brechen, redet er über seinen Leidensweg. Er will nicht nur Hoffnung verbreiten, sondern auch Hilfsangebote zeigen. Selbsthilfe, um genau zu sein. Wegschauen geht gar nicht, sagt Heyse. Denn Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern in Deutschland und aufgrund der Vielzahl der Fälle die zweithäufigste Todesursache. Das ist noch nicht alles an Fakten: Die Heilungschancen liegen bei rund 90 Prozent. Selbstredend: Je früher ein Tumor erkannt wird, desto höher die Chance, wieder gesund zu werden. Anfangs zeigt Prostatakrebs kaum Symptome Deshalb bezahlen die Krankenkassen die Vorsorgeuntersuchung für Männer ab 45 Jahren. Denn insbesondere im Frühstadium zeichnet sich Prostatakrebs nicht durch sichtbare Anzeichen aus. Er wächst in der Regel langsam und verursacht anfangs weder Schmerzen noch sonstige typische Symptome. Auch Günter Heyse appelliert, die Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen. Er selbst hat es nicht gemacht. Ein Fehler, der schwerwiegende Folgen hätte haben können. Bei ihm wurde der Krebs im vergangenen Jahr eher zufällig entdeckt. Bei einer Blutuntersuchung fielen zu hohe PSA-Werte auf – die Abkürzung steht für Prostataspezifisches Antigen. Nach zahlreichen Untersuchungen die Diagnose: Bösartiger Prostatakrebs, an sieben stellen. &bdquo;Die Nachricht war ein Schock“, räumt Heyse ein. Immerhin: Der Tumor hatte noch nicht gestreut, es gab Chancen auf Heilung. Die Diagnose ist oft ein großer Schock Heyse hat sich im St.-Ansgar-Krankenhaus nach eingehender Beratung die Prostata ganz entfernen lassen. Er fühlte sich rund um die Behandlung gut aufgehoben. Es geht ihm gut heute, sagt er im NW-Gespräch. Doch der Weg zur Genesung sei ein schwieriger gewesen. &bdquo;Ich war doch fit“: Familienvater erhält Schockdiagnose bei Routineuntersuchung Ein besonders unangenehmes Thema dabei: die Inkontinenz. &bdquo;Anfangs hatte ich das Gefühl, dass ich das, was ich oben reinschütte, unten sofort wieder rauskommt.“ Nichts, worüber man freiwillig redet, was einen in der Lebensqualität aber arg einschränkt. Und womit Mann keinesfalls allein fertig werden muss. Weil es im Kreis Höxter keine gab, suchte sich Heyse eine Selbsthilfegruppe in Paderborn. Hier bekam er nicht nur viele wertvolle Tipps, sondern traf auch auf Menschen, mit denen er offen reden konnte. Geteiltes Leid ist manchmal wirklich halbes Leid. Männer im Kreis Höxter können sich selbst helfen Aus Dankbarkeit über seine Genesung, aber auch, weil er gern unter Menschen ist und die Geselligkeit liebt, will er diese Erfahrung weitergeben und andere erkrankte Männer unterstützen: Mithilfe des Paritätischen und der KHWE gründet er eine Prostata-Selbsthilfegruppe im Kreis Höxter. Sie soll Betroffenen die Möglichkeit bieten, Erfahrungen auszutauschen, über persönliche Herausforderungen zu sprechen und Wege zu finden, um besser mit den körperlichen und seelischen Folgen der Diagnose Krebs umzugehen und Ängste, Sorgen und Probleme abzubauen. Roboter-Operationen: Erfahrener Operateur leitet die Urologie am St.-Ansgar-Krankenhaus in Höxter &bdquo;Viele Männer fühlen sich nach der Erkrankung alleingelassen – sei es nach einer Operation, Bestrahlung oder während der Nachsorge. Unser Ziel ist es, in einem geschützten Rahmen offen über Themen sprechen zu können, die sonst oft tabuisiert werden“, erklärt Günter Heyse, Initiator der Gruppe. Geschützt heißt, dass alles, was während der Treffen erzählt wird, auch in diesem Rahmen bleibt. Geschützer Rahmen für Gespräche und Tipps Eine Gruppe für Männer. &bdquo;Wenn sich aber eine Frau als Begleiterin eines Betroffenen genauer informieren möchte, ist sie natürlich auch sehr willkommen.“ Natürlich geht es um gegenseitige Unterstützung, um Verständnis für die Situation des anderen. Aber auch um Gemeinschaft. Es darf, nein es soll auch gelacht werden. Heyse hat selbst viele Jahre ein gleichnamiges Café in Bad Driburg geführt. Aus Leidenschaft. Er sei ein geselliger Mensch, erzählt er. Etwas, was in letzter Zeit, auch krebsbedingt gefehlt habe. Krankheit kann auch einsam machen. Dazu gibt es auch ganz praktische Tipps. Als Beispiel nennt Heyse den Umgang mit Inkontinenz auf längeren Autofahrten. So dürfen sich Betroffene in diesem Fall einen Euroschlüssel besorgen, mit dem sie europaweit Behindertentoiletten nutzen können. &bdquo;Das ist wirklich wichtig.“

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