Tritte gegen den Kopf: Kneipenschlägerei in Bad Driburg eskaliert

Bad Driburg. Weil er seine Mutter beleidigte, soll Emilio H. (Name geändert) Dennis W. bewusstlos geschlagen und dann auf den am Boden liegenden 35-Jährigen auch noch eingetreten haben. Tatort ist eine Bad Driburger Kneipe, die auch spät in der Nacht noch ganz gut besucht war. Doch die verschiedenen Zeuginnen und Zeugen schildern den Abend vor dem Amtsgericht Höxter unterschiedlich. Der Angeklagte und die Ohrfeige Emilio H. ist 25 Jahre alt und lebt eigentlich im Ruhrgebiet. Im Januar setzte er sich doch, wie er dem Schöffengericht am Amtsgericht Höxter berichtet, in den Mietwagen, um seine Mutter in Bad Driburg zu besuchen. Nach einem kleinen Shoppingtrip ins nahe gelegene Paderborn &bdquo;habe ich abends mit Mama ein paar Bierchen getrunken“. Danach ging’s in die Kneipe. Erst in die Eine und, als die schloss, in die Nächste. &bdquo;Dort war eine kleine Veranstaltung, eine Kneipenfete, könnte man sagen“, schildert H., der sich das Kneipen-Hopping mit zahlreichen Whiskey-Cola-Drinks versüßt hatte. &bdquo;Da war das Maß eigentlich schon voll.“ Doch im Laufe des Abends kippte die Stimmung. &bdquo;Herr W. ist mich verbal angegangen, also nicht angegangen, sondern er hat ein bisschen gestichelt“, sagt der Angeklagte. &bdquo;In der Kneipe darf man nicht rauchen. Jedes Mal, wenn ich rauchen war, war er auch da, davon habe ich mich provoziert gefühlt“, schildert der 25-Jährige. Irgendwann habe Dennis W. dann zu Emilio H., dessen Mutter sowie einem ihrer Bekannten, den sie dort trafen, gesagt, sie sollten austrinken und sich dann &bdquo;verpissen“. &bdquo;Dann habe ich ihn angesprochen, denn ich kannte ihn ja gar nicht“, fährt Emilio H. fort. Als Dennis W. ihn dann einen &bdquo;Hurensohn“ genannt habe, habe Emilio H. ihm eine Backpfeife gegeben. W. sei daraufhin vom Barhocker gefallen und bewusstlos am Boden liegen geblieben. &bdquo;Ich kann mich nicht dran erinnern, ob ich ihn getreten habe. Ich kann es aber auch nicht ausschließen“, sagt der Angeklagte zum schwerwiegendsten Tatvorwurf. Und präzisiert auf Nachfrage: &bdquo;Wenn ich ihn bewusst getreten hätte, könnte ich mich dran erinnern. Ich hatte um Gottes willen keine böswillige Absicht.“ Das Opfer wacht plötzlich im Krankenhaus auf Dennis W. hatte den Samstag bei einem Hallenfußballturnier verbracht und gegen 16 Uhr mit ein paar Freunden das Biertrinken begonnen. Irgendwann wechselte die Gruppe in die Bad Driburger Kneipe, wo weiter gefeiert wurde. Ein Begleiter nach dem anderen verabschiedete sich nach dem langen Tag, bis Dennis W. schließlich allein an der Theke zurückblieb. Und was geschah dann? Lesen Sie auch: Mit diesen Herausforderungen kämpft der neue Polizeichef im Kreis Höxter &bdquo;Von der Situation weiß ich gar nichts mehr“, sagt der 35-Jährige aus. &bdquo;Ich bin erst im Krankenhausbett wieder aufgewacht.“ Es sei ihm &bdquo;tierisch schlecht“ gegangen. Und vor allem habe er Panik bekommen, weil er nicht wusste, wie er überhaupt ins Krankenhaus gekommen war. Von Schlägen, Tritten oder auch nur einer Auseinandersetzung mit Emilio H. wusste er nicht mehr: &bdquo;Der Angeklagte hätte mir einen Tag später auf der Straße begegnen können - ich hätte ihn nicht erkannt.“ Die Wirtin befürchtet das Schlimmste Die 52 Jahre alte Wirtin hatte an dem besagten Januarabend ein schlechtes Gefühl dabei, dass Emilio H. bei ihr trank. &bdquo;Ich wollte ihn eigentlich nicht reinlassen“, erklärt sie dem Gericht. Denn ein paar Monate zuvor sei Emilio H. schon einmal in eine Schlägerei vor der Kneipe verwickelt gewesen. Ein anderer Gast habe damals die Mutter von H. beleidigt. Diese war es dann, die die Wirtin überredete, den Filius einzulassen. &bdquo;Sie sagte, er sei so ein Lieber“, schildert die Wirtin. Emilio H. durfte also rein - die Wirtin ließ ihn, wie sie sagt, aber nicht aus den Augen. Deswegen war sie auch sicher, dass Emilio H. und Dennis W. über den Abend &bdquo;null Kontakt“ hatten, ehe es zur Auseinandersetzung an der Theke kam. Dennis W., arg betrunken, habe zu diesem Zeitpunkt auf seinem Barhocker eher geschlafen als gesessen, als Emilio sich laut von hinten genähert habe. Davon genervt, habe Dennis W. gefragt: &bdquo;Was willst du, Hurensohn?“ Auch interessant: Wird steigende Jugendgewalt auch im Kreis Höxter zum Problem? Der Angeklagte habe erwidert: &bdquo;Ich mache nichts Schlimmes.“ Dann mit der Faust zugeschlagen und auf den regungslosen Bad Driburger am Boden &bdquo;von oben mit dem Fuß auf den Kopf“ eingetreten. Drei oder vier Mal bestimmt. &bdquo;Ganz ehrlich“, sagt die Wirtin, &bdquo;ich habe gedacht, das wird Dennis nicht überleben“. Die Thekenkraft sieht zahlreiche Tritte Die Tochter der Wirtin, die immer mal aushilft, spülte gerade Gläser, als es an der Theke laut wurde. Die &bdquo;rechte Faust ging frontal ins Gesicht“, erinnert sie sich. Dennis W. sei dann mit dem Kopf an die Theke geschlagen und zu Boden gefallen. &bdquo;Der Angeklagte hat mehrmals mit dem Fußabsatz auf den Kopf getreten und auch an die Seiten, mindestens vier Tritte.“ Ehe zwei Gäste ihn von seinem Opfer weggezogen hätten. Am Vierertisch werden unterschiedliche Beobachtungen gemacht Drei bis vier Meter von der Theke entfernt saßen noch vier junge Gäste an einem Tisch, als der Tumult begann. &bdquo;Es fiel so was wie: Nenn mich nie wieder Hurensohn“, schildert eine 20-Jährige, die &bdquo;auf jeden Fall“ zwei bis drei Tritte auf den Kopf gesehen und gehört haben will. Ihr Sitznachbar, ein 24-Jähriger, sah Emilio H. &bdquo;mehrmals drauf treten“, &bdquo;aber wohin, weiß ich nicht“. Der 17 Jahre alte Kumpel hingegen schildert, dass der Angeklagte dem Opfer &bdquo;mehrmals ins Gesicht geschlagen“ habe. Der Auseinandersetzung habe er außerdem entnommen, &bdquo;dass sich die Leute schon länger kannten“. Die 24-Jährige, die das Quartett komplettiert, hat wieder nur einen Schlag gesehen. Dafür glaubt sie jedoch, das Opfer sei nicht vom Hocker gefallen, sondern vom Angeklagten heruntergezogen worden, der danach zutrat. Der Mann an der Theke hält Tritte für ausgeschlossen Leicht versetzt gegenüber von Dennis W. saß ein 38-Jähriger an der Theke, der das Geschehen aus dem &bdquo;Augenwinkel“ beobachtet hatte. &bdquo;Ich hab nur die Fäuste fliegen sehen“, schildert er. Der Angeklagte habe auf das Opfer eingeschlagen. &bdquo;Ich bin dann hin und habe den Notruf gerufen“, berichtet er weiter und ist sich sicher, dass Emilio H. das Opfer nicht getreten habe. Aus seiner Sicht wäre das nicht möglich gewesen, da der Angeklagte binnen kürzester Zeit von dem Bekannten der Mutter zurückgehalten worden sei. Dorfkneipen und Landgasthäuser: Diese Lokale in Beverungen stehen zum Verkauf Der Bekannte hat etwas ganz anderes gesehen &bdquo;Ich muss sagen, der Emilio hat gar nichts gemacht“, behauptet hingegen besagter Bekannter der Mutter, &bdquo;der hat uns beleidigt, der W.“. Aus dem Nichts habe Dennis W. den Bekannten, Emilio H. und seine Mutter angepöbelt und sei dann &bdquo;persönlich“ geworden. Nachdem er Emilio H. einen &bdquo;Hurensohn“ genannt habe und weitere Beleidigungen fielen, habe Dennis W. versucht, den Bekannten &bdquo;körperlich anzugehen“. Als der Bekannte nicht darauf eingegangen sei, habe W. es bei Emilio H. versucht. Der sei, wie der 62 Jahre alte Bekannte berichtet, dann irgendwann aufgestanden und habe W. dabei mit der Schulter erwischt. &bdquo;Dann ist er vom Barhocker gefallen“, sagt der Bekannte, &bdquo;ich würde sagen, der war ausgeknockt, aber das muss nicht vom Fallen gekommen sein“. Eine Tat - unzählige Versionen. Vielleicht bringen das rechtsmedizinische Gutachten und die psychiatrische Analyse das Gericht weiter.

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