„Starkes Stück“: Hochschulleitung irritiert mit Aussagen zu Standort und Stadt Höxter

Höxter. Die Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL) hat nun im feierlichen Rahmen den &bdquo;Weg zur Weiterentwicklung des Campus Höxter“, wie sie schreibt, &bdquo;erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt“. Dieser Weg, also das Konzept für den Standort nach der angestrebten Strukturreform der Hochschule, war mit Spannung erwartet worden. Denn geht es nach der Leitung der TH OWL, dann läuft die Lehre am Hochschulstandort Höxter aus und wird stattdessen an den Schwester-Campi in Lemgo und Detmold fortgeführt. Nun kann eine Hochschule grundsätzlich in Eigenregie Studiengänge einstellen, verlagern oder verändern, einen Hochschulstandort schließen kann sie aber nicht. Das kann nur das Land NRW. Wie berichtet, erwartet Wissenschaftsministerin Ina Brandes also ein tragfähiges Konzept für den Standort Höxter, den sie, wie sie in der Vergangenheit versicherte, auf jeden Fall zu erhalten gedenke. Ein erstes Konzept wurde zuletzt zurückgewiesen, bis zum Ende des Jahres soll die Hochschulleitung ein Neues erarbeiten. Und in einer Pressemitteilung zum jüngsten Jahresempfang der TH OWL hat das Kind nun einen Namen bekommen. Stiftung Gemeinwohl-Ökonomie hat ihre Wurzeln in Steinheim Also vielleicht. Denn das letzte Wort hat ja Düsseldorf. Die Idee jedenfalls ist der Gemeinwohl-Campus. Bisher hört der Höxteraner Hochschulstandort auf &bdquo;Sustainable Campus“ (dt. nachhaltiger Campus) – aber dieser Titel war vielleicht nicht nachhaltig genug. Lesen Sie auch: Bochumerin möchte trotz Hochschul-Aus in Höxter studieren Denn das Thema Nachhaltigkeit spielt, wie in der Pressemitteilung zu lesen ist, natürlich weiterhin eine große Rolle. &bdquo;Wir verbinden Nachhaltigkeit plus Partizipation gleich Gemeinwohl. Diese Entwicklung passt besonders zu der Region um Höxter, die eine Vorreiterrolle in der Gemeinwohlökonomie hat“, wird TH-Vizepräsidentin Yvonne-Christin Knepper-Bartel zitiert. Ende 2017 wurde die Stiftung Gemeinwohl-Ökonomie NRW von mehreren Akteuren rund um den Steinheimer Apotheker Albrecht Binder gegründet. Seitdem baut die Stiftung nach eigener Aussage Strukturen auf und unterstützt Projekte, die das nachhaltige Wirtschaften mit Blick auf Mensch, Umwelt und Wirtschaft im Fokus hat. Der Kreis Höxter ist Gemeinwohl-Region. Landtagsabgeordneter mit TH-Konzept nicht zufrieden Einen lokalen Bezug gibt es bei einem Gemeinwohl-Campus also. Doch konkreter wird es nicht. Stattdessen wirkt das Ganze noch eher wie ein großes Brainstorming: &bdquo;Dabei zählen wir auf die Mitwirkung der gesamten Region und verstehen den Ansatz als Dach, unter dem sich eine Vielzahl von Ideen zusammenführen lässt. Das heißt, jeder ist willkommen, sich in dieses dynamische Konzept einzubringen“, wird Knepper-Bartel weiter zitiert. Zukunft der TH OWL: Kreis Höxter sammelt weiter Unterschriften &bdquo;Was ich hier lese, befriedigt mich nicht“, sagt Matthias Goeken, CDU-Landtagsabgeordneter des Kreises Höxter und Kämpfer um den Hochschulstandort, im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Denn – wie auch immer der Campus nun etikettiert wird – von Lehre oder Forschung am Standort Höxter nach der Reform ist nach wie vor seitens der Hochschule keine Rede. TH-OWL-Präsident Standortgarantie, aber keine Lehr-Garantie TH-OWL-Präsident Jürgen Krahl verkündete laut Pressemitteilung zwar dem Plenum: &bdquo;Der Standort Höxter bleibt erhalten.“ Doch danach geht der Text genau so weiter: &bdquo;Trotz eines attraktiven Studienangebots sind die Studierendenzahlen dort rückläufig. Aktuell haben sich 109 neue Erstsemester (Stand 9. Oktober) in die insgesamt neun Studiengänge eingeschrieben. Ein Blick auf die Bachelorstudiengänge zeigt einen Rückgang von 98 (2024) auf nun 82 Personen. Die Entwicklung der letzten Jahre liegt weit hinter den Erwartungen zurück. Daher sollen die Studiengänge aus Höxter perspektivisch nach Lemgo und Detmold verlagert werden, nachdem ein neues Nutzungskonzept entwickelt sein wird.“ 100 Erstsemester an der TH OWL in Höxter: Die Liebe zu einer sterbenden Hochschule Matthias Goeken, der sich von dem Pressetext irritiert zeigt, hängt sich aber nicht unbedingt am Namen auf. Gemeinwohl-Campus hin oder her. &bdquo;Am Ende muss da was stattfinden“, stellt er klar. Das seien auch die Erwartungen des Ministeriums. Der Ball liege also nach wie vor bei der Hochschule, die allen Beteiligten ein valides Konzept vorzulegen habe. Weder Goeken noch Landrat Michael Stickeln oder Bürgermeister Daniel Hartmann hätten bisher irgendwas zu Gesicht bekommen. Hochschulrat kritisiert die Stadt Höxter massiv Die Pressemitteilung zum Jahresempfang der TH OWL umfasst 1.585 Wörter oder 12.145 Zeichen. Genug Platz, um auch dem Hochschulchor eine Bühne zu bieten, der mit &bdquo;Love Yourself“ von Justin Bieber einen &bdquo;schwungvollen“ Song präsentierte, in dem das lyrische Ich eine ehemalige Partnerin loslässt, von der es sich nicht wertgeschätzt fühlte. &bdquo;Wir stehen vor der Aufgabe, bewährte Strukturen kritisch zu hinterfragen, sie, wo erforderlich, zu überarbeiten und neue Wege zu beschreiten“, heißt es dann im Grußwort des stellvertretenden Vorsitzenden des Hochschulrats, Klaus Böhme. Alles mit dem Ziel, das Studium an der TH OWL attraktiv zu gestalten. &bdquo;Die kontinuierliche Weiterentwicklung des Studienangebots, gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Lehrqualität und die Förderung eines offenen, kreativen Campuslebens sind zentrale Elemente, um die Technische Hochschule OWL als bevorzugten Studienort zu positionieren“, geht Böhmes Rede weiter, die die TH OWL auf ihrer Website in voller Länge veröffentlicht hat. Weiter heißt es dort: &bdquo;Erlauben Sie mir an dieser Stelle den Hinweis, dass dafür allerdings auch eine funktionierende kommunale Infrastruktur ebenso unerlässlich ist, wie Anstrengungen der Städte, sich als attraktiver Standort einer Hochschule zu präsentieren. Und damit spreche ich bewusst nicht Detmold und Lemgo an.“ Höxters Bürgermeister über Aussagen zur Infrastruktur verärgert Es sind keine akademischen Titel notwendig, um zu dem Schluss zu kommen, dass es hier um Höxter geht. Den dritten von drei Standorten. Diese Äußerungen will Höxters Bürgermeister Daniel Hartmann zum Anlass nehmen und Böhme sowie den gesamten Hochschulrat nach Höxter einladen. &bdquo;Mich würde nämlich interessieren, wo die Stadt Höxter infrastrukturell ihre Hausaufgaben nicht gemacht hat“, erklärt er. TH OWL in Höxter: Das denken unsere Autoren über die Pläne zur Rettung der Lehre &bdquo;Höxter ist die Stadt, die in den vergangenen Jahren Abermillionen in die Infrastruktur investiert hat“, betont er. Wie der Rathauschef im Gespräch mit der Neuen Westfälischen versichert, habe die Hochschule in den vergangenen Jahren auch nie das Gespräch gesucht oder etwaige infrastrukturelle Probleme angesprochen. Die Aussage Böhmes sei &bdquo;ein starkes Stück“, die in ihm eher den Eindruck erweckte, &bdquo;als ob die TH OWL ihr ungeliebtes Kind Höxter loswerden will“. Doch &bdquo;vielleicht muss man überlegen, ob man das ungeliebte Kind nicht zur Adoption freigibt und sich einen anderen Partner sucht“, schließt Hartmann.

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