Mit diesen Herausforderungen kämpft der neue Polizeichef im Kreis Höxter

Kreis Höxter. Er weiß, welche Verbrechen sich hinter verschlossenen Türen im Kreis Höxter abspielen können. Straftaten, von denen die Öffentlichkeit manchmal wenig mitbekommt. Karsten Koutsky, 41 Jahre alt, war von 2018 bis 2020 Kripochef im Kreis Höxter. Nun ist er zurückgekehrt und übernimmt als Polizeioberrat die Leitung der Kreispolizei. Ein leichter und schwerer Start zugleich: Weil er ja schon zwei Jahre für die Aufklärung von Verbrechen zwischen Steinheim, Brakel und Warburg zuständig war, kennt er die Region und die meisten Mitarbeiter gut. &bdquo;Ich glaube, dass ich in den ersten vier Wochen fast alle Kolleginnen und Kollegen schon mal gesehen habe. Etwas, das mir in Bielefeld in fünf Jahren nicht gelungen ist“, erzählt Koutsky im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Was aber auch daran liegt, dass Höxter die zweitkleinste Kreispolizeibehörde im Land mit den wenigsten Mitarbeitern ist. Und das ist für den neuen &bdquo;Abteilungsleiter Polizei“, wie es ganz offiziell heißt, weil als Behördenleiter Landrat Michael Stickeln fungiert, eine Herausforderung. Denn jeder Bereich fordert mehr Personal: der Verkehrssektor für die Geschwindigkeitsüberwachung, die Bürgermeister für mehr Streifen, um das Sicherheitsgefühl der Bürger zu erhöhen, und die Kripo, um die Aufklärung von Straftaten weiter zu verbessern. Polizei Höxter muss mit wenig Personal auskommen Das mit dem vorhandenen Personal auszutarieren macht den einen guten Chef aus. Aber: &bdquo;Man würde gern alle Ansprüche voll decken. Es ist aber wie bei einer Tischdecke, die zu kurz ist. Sie muss möglichst mittig liegen, damit alle Bedarfe in irgendeiner Form abgedeckt werden. Am Ende schafft man es aber nie, den ganzen Tisch zu bedecken“, sagt Koutsky. Darüber klagen ist aber nicht seine Sache. Im Gegenteil versucht er die vielen Vorteile der Polizeiarbeit zu sehen. Die Atmosphäre im Kollegium beschreibt Koutsky als fast familiär. Das schaffe Verbundenheit untereinander und zur Region. &bdquo;Das halte ich schon für außergewöhnlich und das genieße ich.“ Die Lage in Höxter: Kriminalstatistik: Einbrüche auf Rekordhoch – Polizei kämpft gegen Trend Man kennt sich und unterstützt sich. Der Ruf ist gut: Rund 90 Prozent der neuen Kollegen, die im vergangenen Jahr hier angefangen haben, hatten Höxter als Wunschort angegeben. Höxter ist eine sehr junge Behörde, die Fluktuation aber sehr hoch, weil der Kreis an der &bdquo;Ostküste“ Nordrhein-Westfalens liegt. So ist das Arbeiten in der Kleinstadt wie Höxter &bdquo;Das ist auf der einen Seite problematisch, weil es sehr schwierig ist, das Erfahrungswissen zu erhalten. Der Vorteil wiederum ist, wir haben sehr junge und sehr motivierte Kollegen, die sich freuen, hier ihren Dienst zu machen.“ Und die auch mal schneller sind, wenn sie jemanden im Spurt verfolgen müssen. Es ist ein komplett anderes Arbeiten als in der Großstadt. &bdquo;Hier gibt es gewisse Probleme nicht. Es gibt hier beispielsweise keine offene Drogenszene, keine Alkoholikerszene“, sagt Koutsky. Gleichwohl ist der Kreis Höxter keine Insel der Seeligen. Schwere Kriminalität gibt es auch hier. Der Polizeichef erinnert exemplarisch an das Horrorhaus in Bosseborn und an den Kindesmissbrauchskomplex Lügde, der intensiv in den Kreis Höxter strahlte. Und an die vielen schweren Verkehrsunfälle. Lesenswert: Täter immer jünger: Diese Straftaten begehen Jugendliche im Kreis Höxter Der Kreis Höxter sei keinesfalls eine &bdquo;langweilige“ Behörde. Eine Sorge, die junge, neue Kollegen durchaus zunächst haben. Aber auch wenn vieles vielleicht nicht in der Häufigkeit wie in der Großstadt passiert. Es gibt sie hier genauso, die &bdquo;spannenden Einsätze“, und die Arbeitsbelastung für seine Kollegen hier ist genauso hoch. Eben weil sie alles mit einem kleineren Team bewältigen müssen, sagt Koutsky. Höxteraner Polizeichef kam durch Zufall zur Polizei &bdquo;Ich persönlich kann sagen, dass ich noch zu keiner Sekunde das Gefühl der Langeweile hatte. Im Gegenteil.“ Denn der Terminkalender war in den ersten Wochen voll mit Kennenlern-Gesprächen mit allen Sicherheitspartnern, politischen und gesellschaftlichen Vertretern. Trotz seiner Leitungsfunktion hat sich der 41-Jährige fest vorgenommen, auch aktiven Dienst zu tun. Auf der Straße. Etwas, wofür er eigentlich einst Polizist geworden ist. Wobei das zunächst eher Zufall war. &bdquo;Es war für mich kein Traumberuf im eigentlichen Sinne. Ich habe mich beworben, weil ein Schulfreund sich auch beworben hatte“, erzählte er schon, als er 2018 im Kreis Höxter als Kripochef vorgestellt wurde. Und anfangs sei er sehr unsicher gewesen. Überlegte, ob er nicht doch Wirtschaftswissenschaft studieren sollte. An der Fernuni Hagen. Doch als er dann in Paderborn mit Freunden zusammensaß und darüber sinnierte, &bdquo;da war ich der Einzige, der sagte: Mir würde auch heute nichts einfallen, was ich lieber machen würde.“ Es sei ein Prozess gewesen, sich den Traumberuf zu erarbeiten und lieben zu lernen. &bdquo;Und der Beruf Polizist hat definitiv das Potenzial für den Traumberuf. Heute kann ich sagen: Ich habe es nie bereut.“ Sein Weg zum Polizeichef in Höxter Das gilt 2025 nach vielen Stationen immer noch. Koutsky stammt gebürtig aus Hamm, hat in Dortmund seine Ausbildung für den gehobenen Dienst gemacht und war unter anderem bei der Autobahnpolizei in Düsseldorf, dann bei der Kripo in der Landeshauptstadt, später in Mönchengladbach und beim Landeskriminalamt tätig. Es folgte ein Studium an der Hochschule der Polizei in Münster, die Leitung der Kripo Höxter und die Arbeit in Bielefeld. Jetzt ist er Polizeichef in Höxter. Und er ist gekommen, um zu bleiben. &bdquo;Ich habe auf unbestimmte Zeit keine weiteren Pläne“, erklärt er. Und diese Leitungsposition sei auch längerfristig angelegt, kein automatisches Sprungbrett für den nächsten Karriereschritt. Sein Vorgänger Christian Brenksi stand immerhin sieben Jahre an der Spitze. Auch interessant: Häusliche Gewalt im Kreis Höxter: Polizei ermittelt 325 Verdächtige Allerdings weiß auch Koutsky, dass er nicht allein darüber entscheidet, wohin sein Weg ihn führt. Er ist Beamter. &bdquo;Es wäre völlig unseriös, da eine Prognose abzugeben.“ Er wünscht sich Konstanz an dieser Position – und auch für sich nach einem Leben, das von permanenten Wechseln geprägt war. &bdquo;Me-Time“ im Streifendienst: Polizeichef pendelt nach Höxter Wie gesagt, er will auch mal aktiven Dienst tun, &bdquo;um das Gefühl nicht zu verlieren“. Weg vom Schreibtisch. Denn von dort greift er nur bei großen Lagen ein. Er übernimmt die Leitung der Einsätze vor allem dann, wenn andere Behörden mit involviert sind. Aber eben nicht draußen vor Ort. Ob es wirklich klappt? Er hofft es. Den Kontakt &bdquo;zur Straße“ wird er so oder so aber nicht verlieren. Denn der Polizeichef wohnt in Paderborn, fährt jeden Tag nach Höxter, weil Homeoffice nur ganz selten eine Option ist. &bdquo;Zwei Stunden privater Streifendienst im Kreis Höxter“, sagt er lachend. Kein Problem für ihn, denn es ist die Zeit zum Abschalten, Runterkommen. Für die Familie, denn zu Hause gibt es noch Frau und Tochter. &bdquo;Ich nenne es, wie man Neudeutsch sagt, meine me-time.“ Die größte Herausforderung für die Polizei Höxter Die braucht er, denn die Herausforderungen sind groß. Digitalisierung wird die Polizeiarbeit weiter verändern, nicht nur wegen der vielen plötzlich möglichen Online-Straftaten. Aber auch die Gesellschaft befinde sich in einem großen Wandel. Etwas, was im Kreis Höxter in dem starken Maße noch nicht spürbar sei. Auch interessant: Immer mehr rechtsextreme Straftaten im Kreis Höxter Er meint die immer stärkere Spaltung, Beunruhigung und Polarisierung, befeuert durch Corona, Ukraine-Krieg und wirtschaftliche Schwierigkeiten. Die zunehmende Ablehnung des Systems, dessen Schutz die Polizei garantieren soll. &bdquo;Wir sind gebunden an die freiheitlich-demokratische Grundordnung. Wir haben einen Eid geschworen, sie zu verteidigen.“ Er hoffe, dass wir niemals in ein solches Spannungsverhältnis kommen, aber es sei niederschwellig schon spürbar. Und die Wahlergebnisse zeigen, in welche Richtung es geht. Eine Entwicklung, die noch weit weg scheint, wohl aber bis an die Weser ausstrahlt. Hier gibt es noch die andere Seite der Polizeiarbeit. &bdquo;Hier muss man sich dran gewöhnen, dass die Bürger einen freundlich begrüßen und zuwinken, wenn man kommt.“ Es bleibt spannend für Polizeichef Karsten Koutsky und sein Team im Kreis Höxter.

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