100 Erstsemester an der TH OWL in Höxter: Die Liebe zu einer sterbenden Hochschule

Höxter. Mit einem steten Sffffffffff, Sffffffffff, Sffffffffff versucht ein kleiner automatischer Sprinkler gegen die Trockenheit in diesem Jahr anzuwässern. Unaufgeregt und unaufhaltsam rotiert er von links nach rechts und wieder zurück. Sffffffffff. Trifft einer der sieben feinen Wasserstrahlen auf ein großes, stabiles Pflanzenblatt, ertönt ein kurzes Frrrrrt. Obwohl er seinen Job gut macht, haben viele der Bodendecker ihr Grün schon aufgegeben. Es wird Herbst am Hochschulstandort Höxter. Langsam, aber sicher. Am Montag wurden die Erstsemester der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL) begrüßt. Erstmals nicht an den einzelnen Campi, sondern zentral in Lemgo. Auf Anfrage der Neuen Westfälischen teilt die TH mit, dass 1.200 junge Menschen ihr Studium zum Wintersemester beginnen. Davon rund 530 am Standort Detmold, etwa 560 in Lemgo und circa 100 in Höxter. &bdquo;Dies entspricht dem Vorjahresstand zu einem vergleichbaren Zeitpunkt“, ordnet eine Sprecherin der Hochschule ein. &bdquo;Die Einschreibephase ist noch nicht final abgeschlossen, so dass noch weitere Einschreibungen folgen werden“, ist sie überzeugt. Noch bis zum 15. Oktober könnten sich Erstsemester einschreiben. Nach einem neuen Semester fühlt es sich auf dem Campus in Höxter an diesem Dienstagmorgen noch nicht an. &bdquo;Es ist . . . Prüfungszeit“, erklärt ein Student, der sein Fahrrad schnaufend die Wilhelmshöhe hochschiebt. &bdquo;Die dritte . . . Prüfungswoche“, sagt er um Luft ringend. Auch er müsse heute noch eine Klausur schreiben und grinst bei der Frage, ob er gut vorbereitet sei. Lesen Sie auch: Neue Strategie gegen Hochschul-Aus: Diese Ideen sollen die Lehre in Höxter retten TH-OWL-Gebäude in Höxter alt und reparaturbedürftig Eine Studentin wird erst am Freitag geprüft. Mit großer Lunchbox in der Hand bleibt sie etwas vage: &bdquo;Ich will heute noch was machen.“ Die Landschaftsarchitekturstudentin ist, wie sie erzählt, im zweiten Semester, hat also noch etwas Zeit in Höxter vor sich. &bdquo;Ich glaube nicht, dass der Standort es schafft zu bleiben“, sagt sie. Die Diskussionen um die Strukturreform beschäftigen sie. &bdquo;Aber er sollte bleiben“, schiebt sie überzeugt hinterher. &bdquo;Was man so hört an Kritik ist, dass das Gebäude alt ist und das Fördergeld vor allem in die anderen Standorte fließt“, sagt sie. Gefragt nach ihrer Meinung dazu, zögert sie. &bdquo;In dem Computerraum, in den ich gleich gehe, ist die Decke schon ein paar Mal runtergekommen“, berichtet sie und präzisiert: &bdquo;Also eine Deckenplatte.“ Ansonsten gäbe es sicher &bdquo;so Kleinigkeiten, die man mal reparieren müsste“. Es ist ziemlich ruhig auf dem Campus. Die Kinder in der Kita Spatzennest auf der anderen Straßenseite machen deutlich mehr Alarm als die Studierenden, die sich auf ihre Prüfungen vorbereiten. Der Parkplatz an der Hochschule ist aber gut gefüllt. Viele Kleinwagen reihen sich auf, zwischendrin sind aber auch ein paar größere Autos abgestellt. Eine Studentin ist gerade aus einem weißen VW Golf ausgestiegen. Im Kofferraum befindet sich eine fast schon kunstvoll zusammengefaltete Matratze. TH OWL in Höxter: Das denken unsere Autoren über die Pläne zur Rettung der Lehre Was steckt hinter der Strukturreform an der TH OWL? Mit Blick auf ihre ungewöhnliche Fracht erklärt sie, dass sie aus einem Ort rund 40 Minuten entfernt stammt, sich nun aber in Höxter ein WG-Zimmer genommen habe. &bdquo;Es ist schade, dass viele Leute an den Wochenenden nach Hause fahren“, berichtet sie. Durch ihr neues Zimmer muss sie das nicht mehr. Das Gerücht, dass in Höxter nichts an studentischem Leben los sei, lässt sie aber so oder so nicht gelten. &bdquo;Unter der Woche kann man, wenn man will, was erleben“, sagt sie. Die Umweltwissenschaftsstudentin weiß sofort, worum es geht, wenn das Wort Strukturreform fällt. &bdquo;Es ist doof, weil man nie richtig eine Info gekriegt hat“, sagt sie, &bdquo;wir Studis waren die Letzten, die es mitgekriegt haben“. Reportage vom Campus: TH OWL in Höxter: Letztes Aufgebot gegen das Aus der Lehre Im November des vergangenen Jahres hatte die NW von einer internen Veranstaltung erfahren, in der Hochschulpräsident Jürgen Krahl Hochschulangehörige über die geplante Strukturreform informierte, nach der perspektivisch keine Lehre mehr am Standort in Höxter angeboten werden solle. Stattdessen sollten die &bdquo;Höxteraner“ Studiengänge, Landschaftsarchitektur und Umweltingenieurwesen, an den Lipper Standorten unterrichtet werden. Gestickerte Kritik am TH-Präsidenten Jürgen Krahl Auf dem Campus sind kleine Zeichen des Widerstands sichtbar. Eine kleine Stickerreihe beschäftigt sich mit der Strukturreform. Zu sehen ist der Kinderbuchcharakter &bdquo;Conni“. Das kleine Mädchen im geringelten Shirt erlebt normalerweise kleine Alltagsabenteuer. &bdquo;Conni geht auf Reisen“ oder &bdquo;Conni lernt die Uhrzeit“. Am Hochschulstandort schaut Conni allerdings weniger erwartungsfroh. &bdquo;Conni möchte nicht weg“ heißt es auf einem Aufkleber, der die gezeichnete Figur mit Teddy im Arm vor dem Hochschulgebäude zeigt. Auf einem anderen steht sie einem erwachsenen Mann gegenüber und trägt eine schwarze Maske wie in besten Coronazeiten: &bdquo;Conni redet nicht mit Krahl“. Auch interessant: Studierende der TH OWL demonstrieren für den Verbleib der Lehre in Höxter Die Studentin mit der Matratze im Kofferraum hat sich gerade zum zweiten Mal für Höxter entschieden. Sie mag, wie sie sagt, Stadt und Hochschule. Allein schon wegen des Botanischen Gartens. &bdquo;Wenn man sich die Pflanzen anguckt, so was hat man woanders nicht“, sagt sie. Mehr Erstsemester als erwartet am TH-Standort Höxter Rund 100 Erstis hat er bisher angezogen. &bdquo;Die Einschreibungen in Höxter befinden sich aktuell auf dem Vorjahresniveau, der Bachelor Umweltwissenschaften sogar über Vorjahresniveau“, betont die Hochschul-Sprecherin. Und auch ein Asta-Mitglied hätte aufgrund der ganzen Diskussionen nicht mit so vielen gerechnet. Die Erstsemester, sagt er, würden übrigens erst am Nachmittag kommen. &bdquo;Es ist Ersti-Woche“, erklärt der Student. Von Montag bis Freitag sind besondere Aktivitäten geplant, damit die Neuen sich zurechtfinden und in Ruhe ankommen können. Am Dienstag stehen Spiele auf dem Plan, Mittwoch lernen die Erstis Stadt und Hochschule kennen. &bdquo;Am Montagabend gab’s ein Grillen, da muss es schon recht voll gewesen sein“, sagt das Asta-Mitglied.

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