Hochschul-Chef mit schweren Vorwürfen aus Höxter konfrontiert

Höxter. Sie fühlen ihr Vertrauen missbraucht und sich hintergangen: Harsche Worte gab es nach dem nicht-öffentlichen Gespräch der Hochschulleitung der TH OWL und rund 30 Vertretern aus Höxter. Wobei von einem Gespräch nach Einschätzung eines Teilnehmers keine Rede gewesen sein könne, sondern vielmehr von &bdquo;Frontalunterricht“, bei dem es nicht mehr um die gemeinsame Entwicklung von Zukunftsperspektiven ging, sondern die Verkündung des langsamen Ausblutens der Hochschule. Der Frust, Wut und Empörung waren aus den anschließenden Statements von Stadt und Kreis überdeutlich herauszuhören. Der Grund liegt nicht nur in der geplanten Abschaffung der Lehre in Höxter, sondern auch in der inzwischen berühmt-berüchtigten Machbarkeitsstudie zum Campus Corvey. Denn die deckt vor allem schonungslos die Probleme des Standortes Höxter auf. Teuer haben Kreis, Stadt, heimische Kreditinstitute, das Land und das Herzogliche Haus dieses Gutachten bezahlt. Immerhin 160.000 Euro hat die Studie gekostet, 35.000 Euro gab die Stadt dazu, 40.000 Euro der Kreis. In der öffentlichen Kreistagssitzung am 1. Februar 2024, in der die Parteien das Geld freigegeben haben, wurde TH-OWL-Präsident Jürgen Krahl ganz direkt von Gerhard Antoni (Grüne) gefragt, ob der Standort in Höxter erhalten bleibe, auch wenn der Umzug nach Corvey nicht möglich sei. Völlig andere Töne vor einem Jahr Krahl erklärt laut Sitzungsprotokoll daraufhin, &bdquo;dass die TH OWL am Standort Höxter erhalten bleibe. Es sei nicht das Bestreben, den Hochschulstandort Höxter aufzulösen, jedoch müsse das Angebot in der Attraktivität deutlich gesteigert werden. Lesen Sie auch: Hochschul-Standort Höxter ist längst abgeschrieben Es sei eine große Herausforderung, Studierende für Höxter zu gewinnen. Diese Aufgabe könne die TH OWL nicht alleine stemmen, sondern müsse in Zusammenarbeit mit dem Kreis und der Stadt Höxter erfolgen.“ Vor genau einem Jahr gab es also kein Wort dazu, dass die Hochschulleitung bereits seit 2022 an einer Strukturreform arbeitet, die die komplette Verlegung der Studiengänge nach Lemgo und Detmold in Erwägung zieht. Hochschule zieht &bdquo;Schlussstrich“: Keine Lehre mehr am TH-OWL-Standort Höxter Auch als CDU-Fraktionschef Josef Lammers nach einem Alternativplan für den Standort Höxter fragt, gibt es kein Wort zu den hochschulinternen Überlegungen. Im Gegenteil: Zwar seien die Alternativen sehr eingeschränkt, aber: &bdquo;In dem Fall würden Studiengänge angeboten, die nicht so laborintensiv seien.“ Kein Hinweis auf Strukturreform bei TH OWL trotz Nachfragen Nun war den Kreistagsmitgliedern schon 2024 bewusst, dass ein Campus Corvey in frühestens zehn Jahren fertig sei, weshalb Stefan Berens (CDU) fragte, was die TH OWL unternehme, um zwischenzeitlich die Attraktivität des Standortes Höxter zu erhalten. Zur Attraktivität merkte Hochschulpräsident Krahl an, dass unter den 70 Hochschulen in NRW die TH OWL zu der 3. beliebtesten im Bundesland gewählt worden sei. In der gesamten Bundesrepublik belege die TH OWL den 11. Rang. Nach Studie zum Campus Corvey: Jetzt sprechen die Angestellten der TH-OWL in Höxter &bdquo;Am Standort Höxter bestehe zudem das Problem der Mobilität. Dieses müsse politisch aufgearbeitet werden. Die TH OWL sei eine Interessengemeinschaft aus Kreis, Stadt und Hochschule. Zur Attraktivitätssteigerung des Standortes könne die bereits gute bestehende Kooperation vielleicht noch verbessert werden“, erklärte Krahl laut Kreistag-Sitzungsprotokoll. Auch Gutachter sollen nichts gewusst haben Wieder kein Wort zur Strukturreform, die nicht nur dem Kreistag und dem Stadtrat Höxter verschwiegen worden sein soll. Wie Höxters Bürgermeister Daniel Hartmann berichtet, sei auch den Machern der Studie, namentlich Bernd Klöver, Managing Director der CHE-Consult GmbH, beim Erstellen des Gutachtens nicht bekannt gewesen, dass zugleich eine Strukturreform bei der TH OWL läuft, die den Standort Höxter massiv betreffe. TH-Präsident im Interview: &bdquo;Neue Pläne für Höxter entwickeln“ Aus Sicht von Hartmann machen diese beiden Prozesse parallel keinen Sinn, noch weniger, wenn Gutachter nichts von den Reformplänen wissen. &bdquo;Es könnte der Eindruck entstehen, dass der Kreistag und der Stadtrat Höxter hinters Licht geführt wurden.“ Das klingt nicht gerade nach &bdquo;guter bestehender Kooperation“. Höxters Landrat findet deutliche Worte Landrat Michael Stickeln fühlt sein Vertrauen nachhaltig missbraucht und verurteilt das Vorgehen des Hochschulpräsidiums &bdquo;scharf“. &bdquo;Ich habe deutlich kritisiert, dass man uns von der Strukturdebatte, die im Hintergrund läuft, nichts gesagt hat. Man hat uns nicht informiert“, berichtet Stickeln im &bdquo;NW“-Gespräch. Dabei habe es im Kontext der Campus-Corvey-Studie zahlreiche Möglichkeiten gegeben, dies zu erwähnen. &bdquo;Man hätte sagen können: Passt mal auf, wir brennen für das Thema Campus Corvey. Aber wir haben parallel schon eine länger laufende Strukturdebatte, und jetzt müssen wir schauen, wie wir das im besten Fall zusammenkriegen.“ Standortzentralisierung war Frage in Machbarkeitsstudie Campus Corvey All das sei nicht geschehen. Diese ganze Vorgehensweise der Hochschulleitung deute darauf hin, dass man in Höxter nach vorne gedacht nie eine ernsthaft positive Entwicklung gesehen habe, sagt Stickeln. Das mache ihn inzwischen sehr kritisch. Zur Rettung des Standorts Höxter: So antwortet der TH-OWL-Präsident auf Resolution Und es kommt noch dicker: Wie Bürgermeister Daniel Hartmann berichtet, sei in der mit Steuergeldern aus Höxter finanzierten Studie auch gefragt worden, ob eine Zentralisierung des Hochschulstandortes mehr Studierende anlocken würde. &bdquo;Das ist völlig widersinnig. Denn es ging um den Campus Corvey.“ Weitere Gedanken spricht er dazu lieber nicht öffentlich aus.

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