
Höxter. „Wiederwahl, Wiederwahl“, schallt es aus den Bürgerstuben, als um 21.45 Uhr auch der letzte Wahlbezirk ausgezählt war. Stahle I, selbst offenbar mit Nerven aus Drahtseilen, hatte die Daniel Hartmanns, seiner Unterstützerinnen und Unterstützer, Familie, Freunden und Bekannten gehörig strapaziert. Manch einer gratulierte schon vorher, einfach, weil der neue und alte Bürgermeister von Höxter so uneinholbar weit vorn lag. „Ein Traumergebnis“, sagt Hartmann mit Blick auf den hohen purpurfarbenen Balken, der im Diagramm über seinem Namen aufragte. 60,8 Prozent. Er hat nicht nur locker gewonnen. Seine Konkurrenz mit Fabian Thomas (CDU, 28,13 Prozent) und Markus Ossa (AfD, 10,97 Prozent) war im Prinzip keine.
„Ich bin wirklich stolz, dass die Menschen gesehen haben, dass Leistung sich lohnt“, sagt Hartmann, der sich vor allem darüber freut, dass seine Arbeit für Höxter wertgeschätzt wurde. „Wir werden unsere Stadt trotz großer Herausforderungen auf Erfolgskurs halten“, verspricht Hartmann, der betont, ein Bürgermeister aller Höxteranerinnen und Höxteraner sein zu wollen. Im Wahlkampf sei „nicht immer alles fair“ zugegangen. „Alles“ kann hier wohl als das Verhältnis von Hartmann und insbesondere der CDU-Fraktion verstanden werden.
Die „Beziehung gipfelte vor wenigen Monaten in einer Haushalts-Blockade seitens der Christdemokraten. Letztere blieben bei den Stadtratswahlen mit 36,12 Prozent übrigens deutlich stärkste Kraft. Die Bürger für Höxter (BfH), ebenfalls häufig Hartmann-Kritiker, holten 12,26 Prozent. „Wichtig ist mir, in diesem bunt gemischten Rat allen demokratischen Parteien die Zusammenarbeit anzubieten“, sagt Hartmann. Die SPD sicherte sich 18,02 Prozent der Stimmen, die AfD kam auf 11,30 Prozent, die UWG lag mit 8,68 Prozent knapp vor den Grünen, die 8,57 Prozent der Stimmen bekamen. FBI Höxter freuen sich über 2,22 Prozent.
Zum Nachlesen: Liveticker zur Kommunalwahl im Kreis Höxter
Kein guter Abend für Borussia Mönchengladbach
Das erste „Ergebnis“ des Tages trudelte übrigens nicht aus dem einen Steinwurf entfernt gelegenen Kreishaus, sondern aus dem deutlich ferneren Borussia-Park ein. „Sie liegen schon 2:0 hinten“, berichtete eine Unterstützerin den Wartenden. Samuel Mbangula und Jens Stange hatten für Werder Bremen getroffen. Stand 18.10 Uhr: kein guter Abend für Fohlen-Fans. Kurz drauf gibt’s die ersten Meldungen aus Marienmünster für den Landrat. CDU-Bewerber Michael Stickeln hat dort fast 75 Prozent geholt. „Ja, gut, die sind da ja auch tiefschwarz“, lautet die Analyse auf der Party.

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So langsam, so das allgemeine Gefühl, müsste sich doch mal was tun. Es dauert aber noch bis 18.50 Uhr. Da meldet der Stimmbezirk Stadtkern IX ein erstes Lebenszeichen. Prozente und Balken, zumindest für den Landrat. „Die Wahlhelfer müssen am Anfang die Briefe öffnen, deshalb dauert das so lange“, weiß Daniel Hartmann.
Cola und Pizza gegen die zehrende Wartezeit
Hartmann nippt an der Cola Zero, knabbert zwei Achtel Pizza und winkt alle paar Minuten mit breitem Lächeln Menschen zu, die zur Wahlparty dazustoßen. 19.01 Uhr: Stadtkern IX hat den Kreistag ausgezählt. Um 19.11 Uhr hallt ein „JA!“ aus den Tiefen der Bürgerstuben – Werder Bremen hat noch ein Tor geschossen. „Hoffentlich schmeißen sie den Trainer jetzt raus“, meinen die Gladbach-Fans unter den Hartmann-Fans.
Hartmanns Wahlprogramm: Welches Projekt in Höxter hat oberste Priorität?
Das zweite „JA!“ des Abends wird deutlich lauter. Die Wahlhelferinnen und Wahlhelfer aus Lütmarsen haben die Stimmen auf dem kleinen, gelben Wahlzettel ausgezählt. Dort hat der Amtsinhaber 53,8 Prozent geholt. Eine allgemeine Anspannung löst sich. Hartmann nimmt die erste Schnellmeldung mit einem breiten Lächeln zur Kenntnis.
Ergebnisse von teilweise mehr als 70 Prozent
Nach und nach trudeln weitere Ergebnisse ein. Stadtkern IX – die waren ja den ganzen Abend fix dabei. Bosseborn. Auch in dem Dorf ist Hartmann vorn und kratzt offenbar überraschend sogar an der 50-Prozent-Marke. Rund um Hartmann machen sich Erstaunen und fast ungläubige Freude breit. „Bosseborn?“ – „Bosseborn!“ Daumen werden nach oben gereckt. Irgendwann werden nur noch Namen und Zahlen in den Raum geworfen. „Stadtkern IV“ – „Aktualisieren!“ – „Ovenhausen 44 Prozent“ – „Stadtkern VI 71 Prozent!“ Applaus. Und dann fehlte, wie erwähnt nur noch Stahle I. Der Rest ist wie die 0:4-Niederlage von Borussia Mönchengladbach Geschichte.