Noch weniger Wasser vom Edersee: Sorge um ökologisches System der Weser im Kreis Höxter

Kreis Höxter. Die Experten vom Wasserschifffahrtsamt Weser, die sich berufsbedingt teils seit Jahrzehnten mit Pegeln und Niederschlägen beschäftigen, sprechen inzwischen von einem &bdquo;Extremjahr 2025“. Und die Folgen werden am Fluss, der seit vielen Jahrhunderten die Lebensader für die Menschen in der Region ist, immer deutlicher spürbar. Erst am Donnerstag hat das Wasserschifffahrtsamt (WSA) die Abgabemenge der Edertalsperre nochmals reduziert, auf jetzt vier Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Dabei liegt die vorgegebene Mindestabgabemenge eigentlich bei sechs Kubikmetern. Mit der Verringerung wolle man Wassersparen und den Punkt, an dem die &bdquo;Eiserne Reserve“ erreicht wird, so weit wie möglich herauszögern. Oder am besten gar nicht erreichen. Denn ab diesem Moment, der bei einem Füllstand von nur noch 20 Millionen Kubikmetern Wasser erreicht wird, gilt die Regel &bdquo;Zufluss = Abfluss“. Es wird nur noch so viel Wasser abgegeben, wie hinein fließt. Wenn die &bdquo;Eiserne Reserve“ erreicht wird &bdquo;In diesem Fall wäre eine Abgabe im Bereich von unter einem Kubikmeter pro Sekunde möglich“, erläutert Maurice Jurke vom WSV. Das ist in den vergangenen 110 Jahren höchstselten vorgekommen. Für die Weser bedeuten diese Schritte, dass der Pegel noch weiter sinken kann. Eine Einordnung: Weserpegel bei Höxter droht der Absturz Er pendelt an der Messstelle Corvey um 70 Zentimeter. Wie sehr es noch abwärts geht, hängt natürlich vom Regen ab und wie stark die vorhergesagten leichten Niederschläge tatsächlich ausfallen. Weitere Reduzierung an Edertalsperre geplant In Absprache mit dem zuständigen Regierungspräsidium Kassel plant das Wasserschifffahrtsamt deshalb bereits für die kommenden Tage den nächsten Schritt: die Reduzierung der Abgabemenge auf drei Kubikmeter pro Sekunde. Eine schwierige Abwägung, wie Tobias Rempe vom WSA im NW-Gespräch erklärt. Denn es gelte jetzt, die Ökologie vom Edersee und dem Fluss so gut wie möglich zu schützen und gegeneinander abzuwägen, wer gerade größere Unterstützung braucht. Viele Komponenten spielen dabei eine Rolle – wie beispielsweise Sauerstoffgehalt und Temperatur. Die sinkenden Temperaturen sind es auch, die den Experten etwas Hoffnung machen. Denn sinken im Herbst die Temperaturen, verbraucht die Vegetation weniger Wasser. Von dem relativ wenigen Regen gelangt dann mehr ins Flusssystem. Etwas Hoffnung gibt der Sechs-Wochen-Trend Es gibt Hoffnung, dass die jetzt ergriffenen schon sehr einschneidenden Maßnahmen ausreichen werden. Anhand des Sechs-Wochen-Trends, mit dem die Experten des Wasserschifffahrtsamtes arbeiten, rechnen sie mit einem durchschnittlichen Zufluss von etwa drei Kubikmetern pro Sekunde. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Talsperre – Stand Freitag – nur noch über 26 Millionen Kubikmeter Wasser verfügt und damit nur noch sechs Millionen Kubikmeter von der eisernen Reserve entfernt ist. So viel Wasser hat sie seit Ende August verloren. Hintergrund ist die langanhaltende Trockenheit. &bdquo;Seit Februar ist im Einzugsgebiet der Talsperre in jedem Monat deutlich weniger Regen als im Mittel gefallen“, berichtet Maurice Jurke, Fachbereichsleiter Schifffahrt im Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Weser: &bdquo;Diese Trockenheit dominiert das Jahr 2025 und damit nicht nur die Schifffahrt auf der Weser und die Natur, sondern auch die Steuerung der Edertalsperre.“ Niedrigwasser im Kreis Höxter: 15-Jähriger findet alte Schätze in der Weser Niedrigwasser an der Weser in der Vergangenheit Gleichwohl ist das Phänomen nicht neu. Es kommt in den vergangenen Jahren allerdings deutlich häufiger vor. Im Jahr 2022 gab es zuletzt eine ganz ähnliche Entwicklung, ebenso wie im Jahr 2020 und 2018, wo die eiserne Reserve tatsächlich erreicht wurde. Auch 1991 war ein extrem trockenes Jahr. In den 1950er- und Anfang der 1960er-Jahre wurde die Talsperre zudem des Öfteren fast ganz &bdquo;leer gefahren“ – es wurde weniger Wert auf Ökologie als vielmehr die Schiffbarkeit der Weser gelegt. Das mit Abstand extremste Niedrigwasser seit Bau der Edertalsperre 1913 wurde an der Weser Mitte Oktober 1921 registriert, als die Weser nur etwa halb so viel Wasser führte wie aktuell. Bis zur Normalität an der Weser wird es lange dauern Kommt nach einem trockenen Frühjahr und Sommer noch ein regenarmer Spätherbst dazu, kann es lange dauern, bis sich das Flusssystem wieder auf ein normales Maß einpegelt. Denn im Winter bleibt die Abgabemenge der Talsperre konsequent gering, bis sie wieder aufgefüllt ist. Bis Anfang Mai, so das jährliche Ziel, soll vollgefüllt sein – was in diesem Jahr allerdings nicht erreich wurde. Lebensgefahr Niedrigwasser: Diese Gefahren lauern in der Weser bei Höxter Und dann ist da noch ein ganz eigenartiges Phänomen, das sich in dieser Woche beobachten ließ: In einer Nacht sind aus der Edertalsperre über eine Million Kubikmeter verschwunden, obwohl die Schleusen nicht geöffnet wurden. &bdquo;Das Wasser war nie weg“, erklärt Rempe. Es war im August für Baumaßnahmen in einem Ausgleichsweiher in den Edersee gelassen worden – und wurde jetzt zurückgegeben. Hinter der Edertalsperre steckt ein kompliziertes System, fügt er an. Er hat recht. Alle Daten für jeden Tag ab Ende 1913 gibt es unter: wasserstand.edersee.me

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