Netzausbau im Kreis Höxter: Reportage über ein Jahrhundertprojekt

Kreis Höxter. &bdquo;Die sind so leicht – eigentlich könnte man sie locker per Hand hochtragen“, sinniert Andreas Jaeger, während er seinen Blick über eine der vielen Tennet-Baustellen im Kreis Höxter schweifen lässt. Neue, leichte Isolatoren werden dort auf die alten Masten gezogen und montiert. Für die Freileitungsmonteure anscheinend weniger ein Kraftakt als vielmehr ein luftiges Vergnügen. So scheint es zumindest – denn die Argentinier, die aktuell nahe der Marienmünsteraner Ortschaft Kollerbeck zwar höchst konzentriert werkeln, witzeln und lachen nebenbei fast ununterbrochen. Das Ganze in 60 Metern Höhe – also dort, wo andere eher den Atem anhalten und sich flott den Boden unter den Füßen zurückwünschen würden. Und so steht auch Jaeger, Referent für Bürgerbeteiligung des Stromnetzbetreibers Tennet, durchaus nicht unzufrieden nur auf dem Feldweg neben der Baustelle. &bdquo;Ein Freileitungsmonteur wird aus mir nicht mehr“, sagt er lachend und gleichzeitig auch mit Respekt für die Arbeiter in luftiger Höhe. &bdquo;Neulich hatten einige der Jungs sogar ein Baustellenradio oben mit auf dem Masten und haben gesungen – die waren extrem gut drauf“, erzählt auch Bauprojektleiter Nico Lo Sasso. Kleine Freuden, die den Monteuren gegönnt seien, schließlich bringt ihr Job auch einige Entbehrungen mit sich. Lesen Sie auch: Mehr Windkraft macht mehr Hochspannungsleitungen im Kreis Höxter notwendig Die kleinen Freuden der Arbeiter auf den hohen Masten &bdquo;Es ist ein internationales Geschäft“, sagt Lo Sasso, denn die Monteure, die für Tennets Projektpartner wie die Firma Omexom tätig sind, kommen aus vielen Teilen der Welt und &bdquo;fahren nicht jedes Wochenende mal eben so nach Hause“, wie der Projektleiter sagt. Außerdem arbeiten sie bei Wind und Wetter in körperlichen Extremlagen. Kleine Freuden, die aber immer den Sicherheitsvorschriften entsprechen müssen. Denn selbst, wenn man bloß als Gast am Rande der Tennet-Baustellen steht, trägt man Helm, Weste und durchaus dicke Klopper an den Füßen – ohne Sicherheitsschuhe geht nichts, fühlen sich die Füße in den Schuhen auch irgendwann noch so schwer an. Die Monteure müssen zudem &bdquo;ständig und immer gesichert sein“, wie Lo Sasso sagt. So dass bloß kein Absturz passiert. Passend zum Thema: Eine Anlage im Kreis Höxter, die bundesweit für stabile Stromversorgung sorgen soll – Wie geht das? Arbeiten auf der 380.000-Volt-Trasse im Kreis Höxter Mag man auch etwas schaudern, wenn man sich vorstellt, selbst an der Generalsanierung der 380.000-Volt-Trasse arbeiten zu müssen, so nimmt der Bauprojektleiter doch jegliche Angst vor der elektrischen Gefahr: &bdquo;Wenn man sich auskennt und an die Vorschriften hält, ist das für die Monteure absolut nicht gefährlich.“ Eines der wichtigsten Zeichen für die Arbeiter: die grünen Fähnchen. Wenn sie oben am Mast wehen, bedeutet es, dass kein Saft mehr auf den Leiterseilen ist. Tingelt man in diesen Tagen an der Marienmünsteraner Stadtgrenze zum Kreis Lippe entlang oder hält in Beverungen die Augen offen, so lassen sich auf zahlreichen Strommasten in Orange gekleidete Arbeiter entdecken. Wie kleine leuchtende Punkte. Ihre Arbeit dient einem großen Ziel, das Jaeger wie folgt formuliert: &bdquo;Die Energiewende ist ein infrastrukturelles Jahrhundertprojekt.“ Man peilt eine 100-prozentige Versorgungssicherheit an. Auch lesenswert: Tennet muss im Kreis Höxter ein neues großes Umspannwerk bauen Die Energiewende ist fortgeschritten - aber noch nicht beendet Mit der Havarie von Fukushima im Jahr 2011 wurde ein großer Schritt in Sachen Energiewende beschlossen. &bdquo;Und plötzlich mussten die vier Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland ganze 7.500 Kilometer neu bauen oder verstärken“, so Jaeger. Eine Kilometeranzahl, die die Netzbetreiber so ad hoc gar nicht bewerkstelligen konnten. Bei Tennet wuchs schnell die Mitarbeiterzahl. Und auch Jaeger fand schließlich vor neun Jahren ins Unternehmen. Freude scheint dabei nicht nur oben auf den Masten zu herrschen: &bdquo;Es gab noch keinen Montag, an dem ich nicht gern zur Arbeit gegangen bin“, erzählt Jaeger über seinen beruflichen Alltag zwischen Planungen und Genehmigungen der Projekte, die sie per Gesetz aufgetragen bekommen. Mittlerweile sei die Energiewende fortgeschritten, aber noch nicht vollendet. Was es mit dem aktuellen Projekt im Kreis Höxter auf sich hat Beim aktuellen Projekt wird die Trasse, die vom niedersächsischen Landesbergen bis ins nordhessische Borken verläuft und dabei auch den Kreis Höxter passiert, generalsaniert und kräftig ausgebaut. Denn für eine größere Stromtragfähigkeit braucht es unter anderem neue Hochtemperatur-Leiterseile und Isolatoren. 4.000 Ampere werden laut Prognose gebraucht, aktuell sind es 2.600 (die NW berichtete). Diese Trasse dient vornehmlich dazu, den Windstrom von Nord nach Süd beziehungsweise West, also in die Verbrauchsschwerpunkte Deutschlands, zu transportieren. Dabei werden verschiedene Umspannwerke passiert, auch Grohnde und Würgassen: &bdquo;Insofern profitieren auch diese Regionen davon“, sagt Jaeger, &bdquo;wenn wir an den Umspannwerken einmal Halt machen, dann ist es auch möglich, regional erzeugte Energie dort aufzunehmen und in das Netz einzuspeisen“. Energiezukunft in Höxter: Neuer Mega-Batteriespeicher soll Versorgung sichern Bei den Arbeiten im Kreis Höxter läuft nicht immer alles konfliktfrei Dass Tennet im Kreis Höxter auf Bestandsleitungen zurückgreifen könne, mache das ganze Projekt spürbar einfacher. Denn &bdquo;natürlich läuft nicht immer alles konfliktfrei“, wie Jaeger sagt. Neue Leitungen würden schließlich zunächst einmal für viele Menschen das gewohnte Landschaftsbild stören. &bdquo;Hier und da gibt es auch Ängste – und egal, ob sie nun begründet sind oder nicht, sie sind real und deshalb muss man ihnen begegnen“, so Jaeger. Und weiter: &bdquo;Am Ende des Tages geht es aber eben um die Energiewende, den wichtigen Netzausbau“, so der Tennet-Mitarbeiter. 2024 habe Tennet eine Versorgungssicherheit von 100 Prozent gewährleisten können, sagt Jaeger. Und auch mit der perspektivisch vergrößerten Stromtragfähigkeit möchte man ein sicheres Gefühl vermitteln. Die aktuellen Arbeiten dafür laufen erst einmal bis Mitte Oktober. Im Winter wird dann an den Mastsanierungen gewerkelt. Ebenfalls interessant: Riesenstromtrasse im Kreis Höxter - lokale Landwirte in Sorge

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