Akuter Hausärztemangel in Höxter: So will die Politik dagegen vorgehen

Kreis Höxter. Das Thema betrifft alle - irgendwann muss jeder Bürger im Kreis Höxter mal zum Arzt. Was aber, wenn kein Arzt mehr da ist, der einen freien Termin hat? Mittlerweile ist auch bei der Politik in Höxter angekommen, dass akuter Handlungsbedarf besteht. Der CDU-Bürgermeisterkandidat Fabian Thomas hat deshalb zu einer Informationsveranstaltung eingeladen - parallel legt die Stadtverwaltung ihr eigenes Konzept vor, das die ärztliche Versorgung sichern soll. In einem wichtigen Punkt unterscheiden sich beide Ansätze grundsätzlich. Im Hotel Niedersachsen erklärt Wolfgang Avenhaus, Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie, auf Einladung der CDU in Höxter, wie dringlich und akut das Problem ist. Er praktiziert in der Praxisgemeinschaft der Internisten Höxter am St.-Ansgar-Krankenhaus. Und damit hat er vielen seiner niedergelassenen Kollegen in der Kreisstadt etwas voraus: Im Gegensatz zu Einzelpraxen gelten Gemeinschaftspraxen als deutlich zukunftsfähiger. Avenhaus benannte das Problem klar: Die Pro-Kopf-Arztzahl ist in einer ländlichen Region wie dem Kreis Höxter deutlich geringer als in der Stadt. Die Zahl der Vertragsärzte in der Stadt Höxter liegt bei 138 pro 100.000 Einwohner, in einer Stadt wie Münster sind es 327 Ärzte je 100.000 Einwohner (Stand 2022). Hinz komme, dass mehr als die Hälfte der Hausärzte im Kreis Höxter älter als 60 Jahre sind - viele gehen bald in Pension. Lesen Sie auch: Ärzte im Kreis Höxter warnen vor dem Praxis-Kollaps So viele Einwohner kommen im Kreis Höxter auf einen Hausarzt Kreisweit sieht die Lage nicht besser aus: ein Hausarzt im Kreis Höxter versorgt 1.700 Einwohner. Im Landesdurchschnitt sind es nur 1.200 Einwohner. In Facharztpraxen ist die Sitaution noch dramatischer. In Kombination mit der großen Menge an Bürokratie, die Ärzte zu bewältigen haben, ergibt sich daraus schon jetzt das Problem, dass die Ärztezeit &bdquo;zuletzt deutlich gesunken“ ist. Das ist die Zeit, die einem Arzt zur Behandlung oder zum Gespräch mit einem Patienten haben. Avenhaus spricht davon, dass gerade Hausärzte mit einer &bdquo;erheblichen Leistungsverdichtung“ zu kämpfen haben, gerade Ärzte in Einzelpraxen kämen mit den &bdquo;Patientenmassen nicht zurecht“. Die Folge: Ärzte denken darüber nach, vorzeitig aufzuhören. Passend zum Thema: Der Kreis Höxter hat in zehn Jahren zehn Hausarztstellen verloren Was eine Stadt im Kreis Höxter dagegen unternehmen kann Da es in Höxter besonders viele Mediziner in Einzelpraxen - &bdquo;Auslaufmodelle“ laut Avenhaus - gibt, dürfte das in der Kreisstadt eine besonders große Rolle spielen. Was also tun? Avenhaus legt der Politik nahe, die Zahl der Medizinstudentinnen und Medizinstudenten deutlich zu erhöhen, &bdquo;das ist zwingend erforderlich“. Darauf haben aber weder Kreis noch Stadt Höxter Einfluss. Was bleibt? Die Stadt könne darauf hinwirken, dass mehr Gemeinschaftspraxen oder aber Medizinische Versorgungszentren (MVZ) entstehen. Ein MVZ war etwa in Marienmünster in Trägerschaft der Kommune im Jahr 2024 gegründet worden - dort drohte die hausärztliche Versorgung zu kollabieren. Auch in Borgentreich ist ein solches MVZ im Gespräch. Ebenfalls lesenswert: In Borgentreich ist ein MVZ im Gespräch Was der CDU-Bürgermeistkandidat in Höxter sich vorstellt Vorteil beider Varianten ist laut Avenhaus etwa, dass sie die Möglichkeit bieten, dass sich Ärzte bürokratische Aufgaben teilen, leichter freie Tage nehmen oder in Teilzeit arbeiten können. &bdquo;Zukunftsfähig ist, wenn Ärzte sich zusammenschließen“, fasst er zusammen. So sei es auch deutlich einfacher, Nachwuchs in eine Region wie Höxter zu locken. Fabian Thomas, Bürgermeisterkandidat der CDU, hat sich dabei festgelegt: Er möchte sich als Bürgermeister für die Schaffung einer Gemeinschaftspraxis in Höxter engagieren. In Marienmünster gab es in seinen Augen einen Sonderfall, weil die Stadt drohte, gar keinen Hausarzt mehr vorhalten zu können. &bdquo;Unsere Ausgangslage ist noch ganz gut, wir haben noch Ärzte und die KHWE vor Ort“, sagt er. Lesen Sie auch: Warum sich Ärzte plötzlich für das MVZ in Marienmünster entscheiden Was die Stadtverwaltung in Höxter konkret plant 4,5 offene Hausarztstellen gibt es im Mittelbereich Höxter - das ist neben der Stadt Höxter auch Marienmünster. Damit liegt der Versorgungsgrad schon jetzt bei 89 Prozent. Im Jahr 2022 lag er noch bei 95 Prozent. Tendenz nach unten: Obwohl sich die Lage in Marienmünster mit dem MVZ gerade entspannt. Aber zu viele Ärzte bewegen sich derzeit Richtung Pensionsalter. Im Falle seiner Wahl wolle er das Thema &bdquo;aktiv angehen“, betonte Thomas. Weniger Stunden zuvor hatte auch die Stadtverwaltung eine Vorlage zum Thema Ärztemangel veröffentlicht: Die Verwaltung unter Bürgermeister Daniel Hartmann schlägt vor, ein MVZ in kommunaler Trägerschaft zu gründen. 500.000 Euro Anschubfinanzierung soll die Stadt dafür in die Hand nehmen. Die Idee soll den Mitgliedern des Stadtrates am Mittwoch vorgestellt werden. Was der CDU-Kandidat dazu sagt Der Vorschlag geht auf einen Antrag der Sozialdemokraten aus dem Sommer 2024 zurück. Thomas grenzte sich bewusst von dem Vorstoß ab: &bdquo;Ich halte ein MVZ in kommunaler Trägerschaft für den letzten Notnagel“, sagte er. Er habe bereits Gespräche mit Ärzten vor Ort geführt - &bdquo;wir haben doch noch die Profis vor Ort“. Die hätten ihm signalisiert, dass sie eine Gemeinschaftspraxis für sinnvoller hielten. Auch er selbst traue es Ärzten eher zu, eine Praxis zu leiten, als der Verwaltung, die sich da zunächst einarbeiten müsse. Passend zum Thema: Patentrezept gegen Ärztemangel: Medizinisches Versorgungszentrum für Höxter?

Meistgelesen