TH OWL in Höxter: Das denken unsere Autoren über die Pläne zur Rettung der Lehre

Höxter. Ein Aktionskreis schließt sich mit der Politik kurz – und entwickelt zahlreiche Ideen im Kampf für den Verbleib der Lehre der TH OWL. Die neue Strategie gegen das Hochschul-Aus in Höxter bewerten unsere Redakteure aus der Lokalredaktion unterschiedlich. So denken die beiden über die Pläne zur Rettung der Lehre. Ein Pro und Kontra. Pro: Kritik kann große Wirkung entfalten von Ralf T. Mischer Zwei Lager stehen sich gegenüber: Hochschulpräsidium auf der einen, Politik auf der anderen Seite. Das Hochschulpräsidium wird vom Senat gewählt, der wiederum von Angehörigen der Hochschule – und der Hochschulrat wird zur Hälfte sogar extern berufen. Im Gegensatz dazu werden Politiker von den Bürgerinnen und Bürgern gewählt. Die Konstellation birgt nicht unerheblichen Sprengstoff für öffentliche Aushandlungsprozesse in einer deliberativen Demokratie. Während im Kreis Höxter aber auch im Düsseldorfer Landtag die Debatten über die Folgen einer möglichen Schließung des Hochschulstandortes längst nicht abgeschlossen sind, finden solche Debatten hochschulintern wohl gar nicht erst statt. Mitarbeiter und Studierende wollen sich öffentlich nicht, oder nur anonym, über Entwicklungen äußern, die ihnen missfallen. Veröffentlicht werden von der Hochschule nur Lobeshymnen. All dies widerspricht den Prinzipien, die sich Politik in Deutschland beim Aushandeln von Entscheidungen seit 1945 aus guten Gründen zu eigen macht. Mehr zum Thema: Neue Strategie gegen Hochschul-Aus in Höxter – Diese Ideen sollen die Lehre retten Eine Hochschule darf nicht wie ein Supermarkt geführt werden Der Hochschullehrer Christoph Butterwegge hatte mit seiner Kritik an der Einführung des Hochschulfreiheitsgesetzes recht: &bdquo;Die Freiheit, von der da die Rede ist, bedeutet in Wirklichkeit Marktabhängigkeit.“ Diese Diagnose zeigt sich nun konkret in Höxter. Eine Hochschule darf nicht wie ein Supermarkt geführt werden – doch das passiert. Und das kollidiert im Kreis Höxter jetzt mit den Ansprüchen der Wirklichkeit außerhalb des Elfenbeinturms. Darin steckt eine große Chance: Während im wirtschaftlichen Wettbewerb der Hochschulen nur die Studierendenzahlen zählen, geht es in der Politik etwa um die Frage, ob sie wiedergewählt wird. Der Wahlkampf wird zum Antriebsmotor für Ideen. Diese Chance bietet sich durch die Unterschriftensammlung Richtig: Ein Name auf einer Unterschriftenliste ändert nichts. Aber: Viele Namen auf vielen Listen zeigen, dass es die Wahrnehmung gibt, dass etwas im Argen ist. Die Hochschulleitung mag zwar auf Zeit spielen und hoffen, die Kritik aus Höxter einfach aussitzen zu können. Aber die Kritik wird nicht im Kreis Höxter bleiben. Sie wird auch dort wahrgenommen werden, wo Politik dem Präsidium auf Augenhöhe entgegentreten kann: bei der Landesregierung in Düsseldorf. Am Ende wird es wohl auf sie ankommen. Die Unterschriften aus Höxter wird sie nicht ignorieren können. Die Ministerin steht im Wort. Auch lesenswert: Studierende der TH OWL demonstrieren für den Verbleib der Lehre in Höxter Kontra: Wer soll diese Hochschule denn noch besuchen? von Svenja Ludwig Mit Symbolpolitik hält nichts und niemand die TH OWL in Höxter. Unterschriftenlisten, Symposien, die den Namen des berühmtesten Sohnes der Stadt tragen. Das sind nette Ideen, doch werden sie Jürgen Krahl genauso wenig von Höxter überzeugen wie Wildblumensamentütchen den Klimawandel aufhalten. Denn darum geht es: Das Hochschulpräsidium vom Standort zu überzeugen. Und der Zug ist abgefahren. Leider.Studierende berichteten der NW in der Vergangenheit davon, dass der Standort über Jahre kaputt gespart worden sei. Ein anderer Vorwurf: Fördergeld, das zuhauf auch dank rühriger Personen aus dem Kreis Höxter floss, wurde offenbar um die Weserstadt herum nach Lippe geleitet. Wer es böse mit dem Präsidium meint, könnte auf die Idee kommen, es sei lange schon angelegt gewesen, Höxter den Rücken zu kehren. Und Bekenntnisse zum Standort, die es reihenweise auch wenige Monate, bevor die Nachrichtenbombe platzte, gab, waren nur Strohfeuer. Auch lesenswert: Bochumerin möchte trotz Hochschul-Aus in Höxter studieren Wo Stadt und Kreis Höxter ins Spiel kommen Der Umgang mit dem Hochschulstandort hatte zur Folge, dass dort zuletzt weniger Erstsemester mit dem Studium starteten, als Schülerinnen und Schüler in jeder zweiten Musikschule unterrichtet werden. Und das, obwohl das Lernprofil des Standorts kaum alltäglich ist. Und hier kommt die Stadt, kommt der Kreis Höxter ins Spiel. Auch sie haben es in der Vergangenheit wohl versäumt, die Region für junge Menschen attraktiv zu machen. An der Lage weit im Osten von NRW kann Höxter nichts ändern. Die Anbindung an Autobahn und Schiene ist, wie sie ist. Aber es fehlt auch massiv an Freizeitangeboten für Jugendliche und junge Erwachsene, es fehlt an Discos oder auf junges Publikum ausgerichteten Bars, um abends mit Kommilitoninnen und Kommilitonen etwas zu unternehmen. Passend zum Thema: TH-OWL-Aus in Höxter: Naturschutzverbände fürchten konkrete Folgen für den Kreis Höxter ist nicht attraktiv für junge Studierende Denn auch das Feiern gehört zum Studium. Nach 13 Jahren Schule ein bisschen Freiheit genießen, Fehler machen, sich selbst finden, ehe Job und Alltag einziehen. Zum jetzigen Zeitpunkt müssen sich alle, denen die TH OWL am Herzen liegt, ehrlich machen. Es ist zu spät. Wie viele junge Menschen soll ein Studienort denn anziehen, der künstlich am Leben gehalten wird? Selbst wenn es gelänge, das Präsidium umzustimmen: Ist das aus Sicht von Studienanfängern ein guter Ort, um in das eigene Leben zu starten? Ein Ort, der eigentlich nicht gewollt ist? Ein Ort, der vielleicht nach einem Wechsel von handelnden Personen wieder zur Disposition steht?

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