Zukunft der TH OWL: Unterschriftenlisten im Kreis Höxter, Sparzwang in Düsseldorf

Höxter. Die Politik im gesamten Kreis Höxter kämpft, oder besser gesagt, sammelt. Und zwar Unterschriften gegen das Aus für die Lehre der Technischen Hochschule OWL in Höxter. Die unterschriebenen Listen sollen der Landesregierung vorgelegt werden. Wissenschaftsministerin Ina Brandes hatte der Hochschule in der Kreisstadt so etwas wie eine Bleibegarantie ausgestellt. Es werden aber öffentlich Zweifel daran lauter sein, ob die wirklich gilt. Jetzt liegen Unterschriftenlisten für den Erhalt der Lehre auch in allen zehn Rathäusern der Kommunen sowie im Kreishaus aus. Landrat Michael Stickeln (CDU) und alle Bürgermeister rufen in einer Stellungnahme dazu auf, zu unterschreiben. Auf die Art gelänge es, &bdquo;ein starkes gemeinsames Zeichen der Solidarität mit unserem Hochschulstandort Höxter, allen Lehrenden und den Studierenden“ zu senden, heißt es. &bdquo;Die Pläne der Hochschulleitung, die Lehre am Sustainable Campus in Höxter auslaufen zu lassen, gehen zu Lasten unserer gesamten Region. Mit der Hochschule würden wir einen entscheidenden Motor für Innovation und Bildung verlieren“, lässt Landrat Michael Stickeln zitieren. Steinheims Bürgermeister Carsten Torke, ebenfalls CDU und Sprecher der Bürgermeister des Kreises Höxter: &bdquo;Deshalb muss der Kreis Höxter hier mit einer starken gemeinsamen Stimme sprechen.“ Lesen Sie auch: Neue Strategie gegen Hochschul-Aus: Diese Ideen sollen die Lehre in Höxter retten So will der Kreis Höxter mit gemeinsamer Stimme sprechen - oder auch nicht Die Unterschriftenaktion des Aktionskreises Lehre am Hochschulstandort Höxter der Absolventen- und Förderervereinigung Höxter hält er für &bdquo;eine hervorragende Möglichkeit, genau das zu tun“. Der Aktionskreis hatte gemeinsam mit geladenen Vertretern aus Öffentlichkeit und Politik die Unterschriftenaktion beschlossen. In dieses Bild eines geschlossenen Widerstandes platzt eine Pressemitteilung eines Landtagsabgeordneten der SPD hinein – aus Lippe. Demnach plane die Landesregierung im Zuge der Sparmaßnahmen, die sich das Land verordnet hat, auch bei der TH OWL gut zwei Millionen Euro zu streichen. Der Sozialdemokrat fürchtet, dass somit der Standort Höxter dem Rotstift aus Düsseldorf zum Opfer fallen könnte. Obwohl Düsseldorf bis zuletzt seine Hand schützend über die Bildungseinrichtung oben am Bielenberg gelegt hatte. Passend zum Thema: TH OWL wird zum Zankapfel im Kommunalwahlkampf Die SPD spricht von einer &bdquo;angeblichen Unterstützung“ des Standortes in Höxter Das mache &bdquo;ein Ende für den Standort Höxter und eine Verlagerung der Studienangebote nach Detmold oder Lemgo wahrscheinlicher“, heißt es im Schreiben des Sozialdemokraten. &bdquo;Die angebliche Unterstützung der Landesregierung für Bildung und den ländlichen Raum entpuppt sich als Schwarz-Grüne Augenwischerei“, schreibt Dennis Maelzer. Im Kommunalwahlkampf beteuerten CDU und Grüne, den Standort Höxter erhalten zu wollen – &bdquo;in Düsseldorf streichen sie der Hochschule die Mittel zusammen und nimmt ihr Spielräume“. Dass die Landesregierung bei den Hochschulen sparen möchte, ist eigentlich kein Geheimnis. In einem Interview mit der Neuen Westfälischen hatte die zuständige Wissenschaftsministerin Ina Brandes angekündigt, angesichts der Haushaltslage werden auch die &bdquo;Hochschulen einen Beitrag zur Haushaltskonsolidierung leisten“ müssen. Neu ist allerdings die Höhe des Beitrags, der der heimischen Hochschule abverlangt werden soll. Auch lesenswert: Hochschulbau in NRW: Warum sind Bielefeld und Paderborn Pilotstandorte, Frau Brandes? Was im Haushaltsplanentwurf zur TH OWL steht Tatsächlich ist in einem Auszug aus dem NRW-Haushaltsplanentwurf für das Jahr 2026, der der Neuen Westfälischen vorliegt, nachzulesen, dass darin für die TH OWL Minderausgaben in Höhe von rund zwei Millionen vorgesehen sind. Wahr ist aber auch, dass beim Personal keine Einsparungen vorgesehen sind. Was aber dazu gesagt werden muss: Der Haushaltsplan ist noch nicht von der Politik beschlossen, es handelt sich bislang um einen Entwurf. In die Kritik an den Sparplänen aus Düsseldorf stimmt auch der im Wahlkampfmodus befindliche heimische SPD-Landratskandidat Helmut Lensdorf ein. &bdquo;Das anhaltende Schweigen der Ministerin Ina Brandes und die damit verbundene Ungewissheit ist allerdings eine enorme Belastung für Höxter, für die gesamte Region“, poltert er. Eine Nachfrage beim zuständigen Wissenschaftsministerium in Düsseldorf stößt aber nicht auf Schweigen. Die Ministerin bleibt bei ihrer Zusage, dass der Standort in Höxter bleibt Stattdessen wiederholt ein Sprecher des Wissenschaftsministeriums in Düsseldorf gegenüber der NW mantrahaft, dass sich an der Position von Wissenschaftsministerin Ina Brandes durch die Sparbemühungen nichts geändert habe: Die TH OWL sei eine der Hochschulen in Nordrhein-Westfalen, die für diese besondere Stärke im ländlichen Raum stehe. Die bei der TH OWL angesetzten Kürzungen kommentiert er indes nicht. Er stellt nur generell klar, in welchem Rahmen die für alle Hochschulen in NRW geplanten Einsparungen sich bewegen: &bdquo;Wir erleben jetzt im dritten Jahr in Folge eine Rezession in Deutschland.“ In diese angespannte Haushaltslage falle die Kritik des Landesrechnungshofes, der Rücklagen der Hochschulen in Höhe von zwei Milliarden Euro bemängelte. &bdquo;Zudem gehen sowohl an den Universitäten und an den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften die Studierendenzahlen zurück.“ Auch die Hochschulen werden einen Beitrag zum Sparen leisten müssen Genau dieses Argument führt die Hochschulleitung der TH OWL ins Feld, um den Standort Höxter infrage zu stellen. Aus Düsseldorf heißt es weiter: &bdquo;In dieser Ausgangslage werden auch die Hochschulen einen Beitrag zur Haushaltskonsolidierung leisten müssen.“ Die Verhandlungen über die genaue Ausgestaltung und Verlängerung der Hochschulvereinbarung, in der das Sparziel formuliert ist, seien aber noch nicht abgeschlossen. Während Unterschriften gesammelt werden und SPD-Landratskandidat Helmut Lensdorf die Landesregierung für die Mittelkürzung kritisiert, schmieden CDU und Grüne im Kreis Höxter ein anderes Eisen. In einer gemeinsamen Erklärung fordern CDU-Landrat Michael Stickeln und Grünen-Landtagskandidatin Martina Denkner die Wiedereinführung von Studiengängen, die einst in Höxter studiert werden konnten. Ebenfalls interessant: Die Mittelkürzung bei Unis in NRW fällt gemäßigt aus So viele Ingenieure bei Höxters Kreisverwaltung haben in Höxter studiert &bdquo;Diese Studiengänge sind von elementarer Bedeutung“, heißt es in dem Schreiben. Sie nennen Zahlen: 36 von 48 Ingenieurinnen und Ingenieuren der Kreisverwaltung Höxter hätten in Höxter oder Holzminden studiert – macht 75 Prozent. Davon hätten wiederum 34 Studiengänge abgeschlossen, die es heute nicht mehr vor Ort gibt – Bauingenieurwesen und Architektur. Mit deren Wiedereinführung könne &bdquo;insbesondere dem Fachkräftemangel“ begegnet werden. Der verhindere Wachstum in jeder Hinsicht – &bdquo;so werden wichtige Infrastrukturprojekte im ländlichen Raum verzögert“, heißt es in dem Papier. Bauingenieurwesen und Architektur, die in Höxter über Jahrzehnte hinweg erfolgreich angeboten wurden, hätten ganze Generationen von Fachkräften Diese neuen Lehrstühle fordert Höxter Landrat Neben der Rückkehr klassischer Studiengänge plädieren Stickeln und Denkner für &bdquo;hybride Formate, den Ausbau der Schwerpunkte Landschaftsarchitektur und Umweltingenieurwesen sowie für neue Lehrstühle in den zukunftsträchtigen Bereichen Smart Farming und Digitale Landwirtschaft“. Notabene: Für eine Aufstockung der Lehrstühle dürfte die TH OWL wohl eher mehr, nicht weniger Geld brauchen. Auch interessant: Technische Hochschule OWL erfindet sich neu: Was wird aus Höxter?

Meistgelesen