Welche Promis Höxters VHS-Chef in seiner Karriere die meisten Nerven gekostet haben

Höxter. Als er 1979 sein Abitur in Holzminden machte, war der Lehrerberuf noch sein Wunschberuf. Und obwohl mit einem Lehramtsstudium alles auf eine Karriere an einer Schule hindeutete - hat der heutige VHS-Leiter Rainer Schwiete nie vor einer Schulklasse gestanden. Stattdessen entwickelte sich die Erwachsenenbildung mehr und mehr zu seinem tatsächlichen Traumberuf, wie er heute bekennt. 35 Jahre lang hat Schwiete an Volkshochschulen gearbeitet, zunächst mit einer halben Stelle in Holzminden, dann kam eine weitere Halbe hinzu. Vor 25 Jahren hat er die Weserseite gewechselt und die VHS in Höxter geleitet. Mit 66 ist Schluss für den gebürtigen Stahler. Er bereut keine Minute - und hat große Pläne. Nach dem Studium des gymnasialen Lehramts und dem Staatsexamen nebst Referendarzeit an Schulen in Hameln und Pyrmont ereilte den heutigen VHS-Chef ein Schicksal, das für Lehrer heute unvorstellbar scheint: &bdquo;Wir hatten ja damals die Lehrerschwemme“, blickt er zurück, &bdquo;und dann stand man da“. Lesen Sie auch: Hängepartie bei Finanzierung: So funktionieren Sprachkurse in Höxter Schwiete orientiere sich um und setzte auf Computer Schnell orientierte sich Schwiete um – und gemeinsam mit weiteren erwerbslosen Junglehrern ließ er sich am Bildungszentrum für informationsverarbeitende Berufe in Paderborn zum staatlich geprüften Informatikassistenten weiterbilden. &bdquo;Ich war also ein Pädagoge, der fit in Sachen Technik war.“ Und die waren gefragt damals. Zumal die beruflichen Umschulungen wenig später auch andere Berufe ereilten – gerade auf dem Land waren die Volkshochschulen da besonders gefragt. Das wiederum machte Schwiete zum gefragten Mann. Zunächst in Holzminden als Angebotsplaner. Später als Leiter in der Kreisstadt in Nordrhein-Westfalen. Prominente Gesichter in der Kreisstadt Höxter &bdquo;Ich habe da eine Nische mit ganz viel Spielraum gefunden“, resümiert Schwiete. Und er nutzte den Spielraum aus. Aber die Zahlen gaben ihm stets recht – sowohl auf der Kostenseite aber auch bei der Zahl der Nutzerinnen und Nutzer der VHS-Angebote. Auch als eine der kleinsten Volkshochschule in NRW gelang es dem VHS-Chef in Höxter immer wieder, prominente Gesichter an die Weser zu holen. Ihm persönlich waren dabei die Themengebiete Politik und Gesellschaft besonders ans Herz gewachsen. Mit etlichen von ihnen verbindet Schwiete eine kleine Geschichte oder eine Anekdote. Als etwa Heiner Geißler in der Stadthalle einen Vortrag halten sollte, zog er es zunächst vor, sich im Hotel Niedersachsen etwas zu essen zu bestellen. Passend dazu: VHS mit Prominenz: Andreas Englisch und Margot Käßmann kommen in den Kreis Höxter Heiner Geisler und sein Zeitmanagement beim Vortrag in Höxter Da der Vortrag aber für 19 Uhr angesetzt war, stürmte Schwiete um zehn vor sieben das Hotel. Mehr oder weniger nervös angespannt ob des Zeitdrucks. Immerhin warteten 500 Zuhörer in der ausverkauften Stadthalle. &bdquo;Setzen Sie sich doch“, habe der mittlerweile verstorbene ehemalige CDU-Generalsekretär zu ihm gesagt und ihm den Stuhl angewiesen. &bdquo;Ich habe Wasser geschwitzt“, bekennt der VHS-Leiter heute. Am Ende habe sich die Verspätung dann aber &bdquo;im Rahmen gehalten“. Aber als Geißler dann auf der Bühne der Stadthalle erschienen sei, endlich, habe es stehende Ovationen für ihn gegeben. Ein anderes Mal gab es ein Problem mit der Pünktlichkeit Christine Westermanns. Er habe sie zwar gewarnt, dass es ab der Autobahnabfahrt mindestens noch eine Stunde mit dem Wagen dauere. Schwiete düst mit Cabrio und WDR-Moderatorin durch Höxter So ganz zugehört hat sie ihm da womöglich aber nicht. Nach einem Anruf, der den Zeitdruck noch einmal deutlich machte, stellte sich Schwiete kurzerhand an die Brenkhauser Straße, wo er die &bdquo;WDR“-Moderatorin abpasste. Er sprang in ihr Cabrio und dirigierte sie gleich zum Lieferanteneingang, damit nicht noch mehr Zeit verloren ging. Mit 30 Minuten Verspätung traf sie schließlich in der Stadthalle ein. In all der Zeit sei es nur ein einziges Mal dazu gekommen, dass er einen Vortrag habe absagen müssen. Robert Habeck war gerade der Mann der Stunde und befand sich im Aufwind bei den Grünen. Im Februar 2020 war das, Thomas Kemmerich (FDP) war zum Ministerpräsidenten in Thüringen gewählt worden - mit Stimmen der AfD. In Berlin herrschte helle Aufregung. Auch lesenswert: VHS-Gebühren in Höxter sollen steigen Robert Habeck sorgt für die erste und einzige Absage in Höxter Einen Tag vor dem Auftritt in der Stadthalle rief Habeck in Höxter an: &bdquo;Herr Schwiete, ich stehe vor der schwierigsten Entscheidung meines Lebens“, habe der Grüne ihm erzählt. Es war die Absage. Er sorgte dafür, dass die Absage noch über Radio und Co. verbreitet wurde. Am Ende seien nur zehn Zuhörer in der eigentlich ausgebuchten Halle erschienen. &bdquo;Die hatten dann alle Verständnis dafür.“ Nur mit Habeck und Höxter wurde es dann nichts mehr. Ein paar Monate später schlug Corona zu – und dann klopfte die ganz große Politik bei Habeck an. Dass er nicht mehr kam, habe er &bdquo;schon ein wenig bedauert damals“, gibt der VHS-Chef zu Protokoll. Passend dazu: Grünen-Chef Habeck liest in Höxter aus seinem Buch Das sagt Schwiete zur Idee einer kreisweiten VHS in Höxter Dass die Volkshochschulen im Kreis Höxter ihre Eigenständigkeit aufgeben, um gemeinsame Sache als Kreis-VHS zu machen, hält Schwiete übrigens für keine sonderlich gute Idee. Auf diese Art verlöre die neue, größere Einheit, Planstellen und müsse mit weniger Personal und damit Möglichkeiten auskommen, argumentiert er. Wenn der 66-Jährige am 31. August in den Ruhestand gehen wird, steht schon ein Nachfolger bereit. Und der Noch-Chef hat große Pläne: Er möchte - als Ex-Stadtmitarbeiter darf er endlich - für die CDU in den Stadtrat einziehen. Und die Zeit nutzen, um sich noch intensiver um seine beiden kleinen Enkelkinder kümmern. Schwiete möchte nun einen Titel gewinnen Wenn er dann noch genug Zeit hat, dann muss er trainieren. Seine Tennismannschaft steht kurz vor dem Aufstieg in die Regionalliga. Nur noch ein Sieg gegen eine Mannschaft aus Berlin müsste her. Aber das wird schon klappen - immerhin kann Schwiete jetzt auch, wie seine Mannschaftskollegen, sogar vormittags trainieren.

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