
Kreis Höxter. Plötzlich tauchen vor dem Zug Kinder auf - der Lokführer leitet eine Vollbremsung ein. Und kann gerade noch einen tragischen Unfall abwenden: Was sich nach einem Horrorszenario anhört, ereignet sich regelmäßig auf Bahnstrecken - im Kreis Höxter war vor einigen Wochen sogar Schlimmeres geschehen. Die Bundespolizei nimmt jetzt einen Vorfall aus dem Kreis Paderborn zum Anlass, um auf die Gefahren auf den Gleisen hinzuweisen.
Am Freitagabend, 11. Juli, hatten sich sieben Personen im Alter von 10 bis 14 Jahren im Gleisbereich des Bahnhofs Sennelager aufgehalten. Eine 14-Jährige soll zudem auf einen abgestellten Flachwagen geklettert sein, teilt die Bahnpolizei mit. Alle Kinder seien eingehend auf die Gefahren auf Bahnanlagen hingewiesen und andie Erziehungsberechtigten übergeben worden.
Die Neue Westfälische hat bei der Bundespolizeiinspektion nachgefragt, wie oft sich derlei Vorfälle ereignen: „Leider immer wieder“, ist die Antwort eines Sprechers, das gilt auch für den Kreis Höxter. „Allerdings werden Vorfälle, bei denen lediglich die Bahnanlagen unbefugt betreten werden, von der Bundespolizei statistisch nicht erfasst“, heißt es aus Münster.
Steine auf den Schienen bei Bad Driburg-Langeland
Das alleinige Betreten von Bahnanlagen stellt noch keinen gefährlichen Eingriff in den Bahnverkehr dar, sondern eine Ordnungswidrigkeit. Anders verhält es sich, wenn Steine oder andere Gegenständen auf die Gleise gelegt werden und hierdurch Züge Schnellbremsungen einleiten müssen. „So geschehen im Juni 2025 in Bad Driburg und Altenbeken“, teilt die Bahnpolizei mit.
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Im Bad Driburger Ortsteil Langeland hatte am Nachmittag ein Zug im Bereich der Rehbergstraße Steine überfahren, die auf die Schienenköpfe gelegt worden waren. Der Triebfahrzeugführer hatte noch fünf Kinder in Richtung Langeland davonlaufen sehen. Er räumte noch aufliegende Steine weg, um die Strecke wieder befahrbar zu machen. Die Bundespolizei hatte Ermittlungen aufgenommen. Ob die Täter mittlerweile gefunden sind, dazu macht der Sprecher keine Angaben.
Bahnoberleitungen haben eine Spannung von 15.000 Volt
Die Bahn nutzt den Vorfall in Sennelager, um auf die Gefahren hinzuweisen: „Züge nähern sich oft unbemerkt und mit hohen Geschwindigkeiten“, heißt es. Sie haben einen sehr langen Bremsweg und können nicht ausweichen, betont die Bundespolizei. Der Sog von vorbeifahrenden Zügen könne so stark sein, „dass Menschen oder Gegenstände ohne ausreichenden Abstand an den Zug angezogen werden“.
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Die Gefahren, die von Stromleitungen ausgehen, würden „oftmals völlig unterschätzt oder sind nicht bekannt“. Bereits die Nähe zu Bahn-Oberleitungen, etwa durch das Klettern auf Bahnwaggons, „genügt für einen Stromüberschlag. Die Bahn-Oberleitung müsse dafür nicht berührt werden. Wird ein Abstand von mindestens 1,50 Metern zur Bahn-Oberleitung unterschritten, „bedeutet dies, mit seinem Leben zu spielen“.
Die Bahn-Oberleitungen haben eine Spannung von 15.000 Volt, das sind 65 Mal mehr als in der Steckdose zu Hause. Abschließend macht die Bahn eine Ansage an Eltern: Sie „werden gebeten, ihre Kinder für die Gefahren auf Bahnanlagen zu sensibilisieren“.