Wie öko ist der Holibri-Anruf-Bus in Höxter wirklich?

Höxter. Die Nachricht klingt wie Balsam für die geschundene Klimawandel-Seele: &bdquo;Der Holibri verbessert die Ökobilanz in Höxter spürbar“, verkündet der Nahverkehrsverbund Paderborn/Höxter (NPH) und berichtet über zwei Befragungen von Fahrgästen, die das Bestell-Angebot in der Kreisstadt gern nutzen. Immerhin seien rund 300 Fahrgäste befragt worden. Knapp ein Drittel seien Stammnutzer, was heißt, dass sie den Holibri in Höxter mindestens einmal wöchentlich nutzen. &bdquo;Die Mehrheit dieser Stammnutzer nutzt den Holibri für den Arbeitsweg oder für die Erledigung täglicher Versorgungen, beispielsweise zum Einkauf oder für den Arztbesuch. Jeder zweite Befragte nimmt das On-Demand-Angebot auch in seiner Freizeit in Anspruch“, erläutert NPH-Sprecher Matthias Hack. Das sagt aber noch nichts zur Ökobilanz aus. Deshalb wurden die Fahrgäste auch gefragt, ob sie ihr Auto öfter stehen lassen – das bejahten immerhin 57 Prozent. Mehr noch: &bdquo;Laut der Studie hat jeder dritte Befragte die mit dem Holibri zurückgelegten Wege früher mit dem privaten Auto durchgeführt“, so Hack. Oder mit dem herkömmlichen dieselbetriebenen Bus, dessen Linien der Holibri in Höxter jetzt ersetzt. Und deren CO2-Ausstoß wird tatsächlich eingespart. Mit Holibri in Höxter fahren meist nur ein bis zwei Fahrgäste Klingt gut, zur Einordnung der Zahlen ist aber auch ein Blick darauf nötig, wie der Holibri überhaupt genutzt wird. Diese Frage hatte NPH-Geschäftsführer Marcus Klugmann schon vor einiger Zeit im Stadtrat vorgestellt. Bei fast der Hälfte der Fahrten sitzt nur ein Fahrgast im Kleinbus. Bei weiteren 25 Prozent der Fahrten sind es gerade mal zwei Fahrgäste. Im Prinzip sitzen also im Anrufbus oft nicht mehr Fahrgäste als in einem gewöhnlichen Taxi. Lesen Sie auch: Erfolgsmodell Holibri: Wie der On-Demand-Verkehr Höxter verändert hat Und wenn die Fahrgäste dann angeben, sie ersetzen die Fahrt in ihrem Auto durch den Holibri, ist das oft nicht viel mehr als ein Autotausch. Mehr noch: Die Fahrten zum vereinbarten Abholort und vom Zielort zurück sind zusätzlicher Verkehr, der bei der Privatfahrt sogar entfallen wäre. Die kommen in der Ökobilanz noch oben drauf. Mit dem Holibri werden kurze Strecken zurückgelegt Immerhin: Die Holibri-Flotte besteht aus E-Autos und fährt nach NPH-Angaben ausschließlich mit Öko-Strom. Und deshalb hat das Unternehmen Padam-Mobility, das die Umfrage gemacht hat und das gleichzeitig die Software-Lösung für das Projekt in Höxter stellt, ausgerechnet, dass sich die CO2-Emissionen pro befragten Fahrgast um 26 Prozent verringert haben. Wie genau das Unternehmen auf diesen Wert kommt, und wie hoch die CO2-Einsparung in Tonnen tatsächlich ist, bleibt jedoch im Dunkeln. Auch interessant: Testkriterien in Ranking falsch bewertet: Holibri in Höxter holt auf Die &bdquo;spürbar bessere Ökobilanz“ lässt sich also nicht nachvollziehen. Aber man bekommt eine Ahnung, wenn man nachrechnet. Wenn die CO2-Einsparung tatsächlich 26 Prozent pro Fahrgast betragen sollte, der durchschnittlich 4,2 Kilometer mit dem Holibri unterwegs ist, ist der Einspareffekt bei 225.000 Fahrgästen in den vergangenen dreieinhalb Jahren sehr überschaubar. Insbesondere wenn man bedenkt, dass allein 1,5 Millionen Euro Fördergeld in das Projekt geflossen sind und jetzt die Stadt Höxter kräftig zuzahlt. So wundert es wenig, dass die zu den meistgenannten Gründen für die Nutzung des Holibri die geringen Kosten zählen. Ein Taxi wäre für den Tarif nicht zu haben, zumal der Holibri auch mit dem Deutschland-Ticket nutzbar ist. Neben dem Preis nennen die Nutzer auch die einfache Buchungsmöglichkeit, die gute Verfügbarkeit der Fahrzeuge und die schnelle und zuverlässige Verbindung. Genaue CO2-Einsparung in Höxter bleibt im Dunkeln Die meisten Fahrgäste nutzen den Holibri, um aus den Ortschaften in die Stadt Höxter oder von dort zurückzufahren. Dabei nutzen viele Fahrgäste insbesondere die virtuellen Haltestellen für ihren Ein- und Ausstieg, da sie in der Regel nur 200 Meter voneinander entfernt sind und somit eine schnelle und bequeme Erreichbarkeit bieten. Und nachvollziehbar und ein gewichtiges Argument ist, das Fazit, dass insbesondere älteren Nutzerinnen und Nutzern der On-Demand-Verkehr die soziale Teilhabe möglicht, da sie die Fahrt unter anderen Umständen nicht gemacht hätten. Holibri im NW-Test: Anruf-Busse im Kreis Höxter: Was taugt Holibri? Dass einige Holibri-Nutzer bereits die Anzahl der Autos in ihrem privaten Haushalt entweder bereits reduziert haben oder es in naher Zukunft in Betracht ziehen, wertet der NPH ebenfalls als Erfolg. Das spart aber vor allem die persönlichen Kosten für das Auto, hilft einer besseren Ökobilanz Höxters aber nicht viel. Für die wird es erst richtig interessant, wenn viele sich gar nicht erst ein (zweites) Auto im Haushalt anschaffen, weil der Holibri das genau passende Nahverkehrsangebot für sie ist. Holibri versorgt nicht alle Höxteraner Ortsteile gleichermaßen Und da wird es schwierig. Denn Verbesserungsbedarf sehen die Befragten noch bei der zeitlichen Verfügbarkeit des On-Demand-Angebots. Denn außerhalb der Kernstadt Höxter sowie den Ortschaften Bosseborn, Lütmarsen und Ovenhausen fährt der Holibri wochentags nur von 18 bis 22 Uhr. Sonn- und Feiertags nur von 8 bis 18 Uhr. Wer länger raus will oder unterwegs ist, muss dann doch das eigene Auto oder ein Taxi nehmen. Gleiches gilt, wenn man abends gar in eine andere Stadt fahren möchte.

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