Kreis Höxter. Mit rund 770 Anliegen haben sich die Menschen aus dem Kreis Höxter im vergangenen Jahr an die Verbraucherzentrale gewendet. In mehr als der Hälfte der Fälle ging es um Rechtsberatungen und -vertretungen. Das geht aus der Jahresbilanz hervor. „Ob ungewollte Vertragsabschlüsse, Probleme im Onlinehandel oder entgangene Urlaubsfreuden nach der FTI-Insolvenz: Anfragen erreichten uns aus allen Bevölkerungsgruppen und zur ganzen Themenpalette des Verbraucheralltags“, berichtet Ute Delimat, Leiterin der mobilen und digitalen Beratung im Kreis Höxter.
„Besonders viel Beratungsbedarf bestand zudem weiterhin rund um das Thema Energie mit seinen vielen rechtlichen und wirtschaftlichen Facetten.“ Manchmal sind es teure Ärgernisse wie kostenpflichtige Retouren nach Übersee oder ungewollt abgeschlossene Abonnements, häufig aber auch existenzbedrohende Probleme wie drohender Verlust des Krankenversicherungsschutzes, verweigerter Zugriff auf Pfändungsschutzkonten oder Energiesperren, für die die Menschen die Verbraucherberatung im Kreis Höxter in Anspruch nehmen.
„Wir unterstützen individuell, um Verbraucherrechte durchzusetzen oder unberechtigte Forderungen abzuwenden. Falls nötig legen wir Widersprüche ein oder vereinbaren Ratenzahlungen. Damit tragen wir auch zur wirtschaftlichen Stabilisierung der Betroffenen bei und entlasten sie von oftmals großem psychischen Druck“,erklärt Ute Delimat.
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Die Nachfrage nach Beratung ist anhaltend groß im Kreis Höxter
Angesichts der anhaltend hohen Nachfrage sei es daher besonders erfreulich und wichtig, so die Leiterin, dass der Kreis Höxter den Finanzierungsvertrag bis 2030 verlängert habe. „Die damit verbundene Wertschätzung und Anerkennung unserer Arbeit freut uns sehr.“
Sind die Energierechnungen für das Lieferjahr 2023 korrekt? Sind die Energiepreisbremsen für Strom, Gas und Fernwärme richtig berücksichtigt worden? Ist die Erhöhung der Abschlagszahlung meines Energieversorgers rechtmäßig? Habe ich wirklich einen neuen Liefervertrag geschlossen oder ist mir während eines Telefonats oder an der Haustür etwas untergeschoben worden?
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Die meisten Anfragen kamen zum Thema Energie
Mit 56 Prozent entfiel der größte Anteil der Anfragen im Kreis auch 2024 auf den Bereich Energie. Besonders negativ fielen laut Delimat dabei die Anbieter primastrom, voxenergie und nowenergy auf. „Entsprechend groß waren auch die Anliegen Ratsuchender, um Hilfe bei Rechnungsfragen, Rückforderungen oderAbwehr untergeschobener Verträge zu erhalten“, sagt die Leiterin.
Auch bei Energieschulden und Stromsperren konnten Betroffene auf die Verbraucherzentrale zählen.Zum Weltverbrauchertag 2024 rückte bei der Beratung das Thema Glasfaser-Ausbau in den Fokus. Da der Ausbau in NRW nicht zentral erfolgt, sondern größtenteils dem Markt überlassen bleibt, zeige sich auch im Kreis Höxter „ein regelrechter Ausbaukampf unterschiedlicher Anbieter, der nicht selten an den Haustüren der Verbraucherinnen und Verbraucher ausgetragen wird“, heißt es.
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Zum Thema Glasfaser erreichen die Experten immer wieder Beschwerden
Dementsprechend erreichen die Verbraucherzentrale immer wieder Beschwerden. „Welche Netzbetreiber bauen wo aus? Wird der Ausbau öffentlich gefördert? Können die Leitungen auch von anderen Anbietern genutzt werden? Was kostet der Anschluss jetzt und zu einem späteren Zeitpunkt?“, berichtet sie.
Der wichtigste Rat für Betroffene: Keinen Vertrag unter Druck abschließen und sich zunächst schriftliche Angebote geben lassen, um sie vergleichen zu können. Weiteres Ärgernis des Jahres 2024: Trotz Abschaffung des sogenannten Nebenkostenprivilegs versuchten eine NRW-weit vertretene große Wohnungsgesellschaft und ein Telekommunikationsanbieter, Mieter ohne wirksame Zustimmung in Kabel-TV-Verträgen zu halten. Im Juni brachte die Insolvenz des Reiseanbieters FTI Touristik für Betroffene eine Menge Fragen mit sich – etwa ob und wie sie Geld zurückbekommen.
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Auch Bestellungen im Internet verursachen Ärger
Minderwertige oder falsch beziehungsweise gar nicht gelieferte Waren, unseriöse Vertragsbedingungen oder überteuerte Online-Dienste: Gerade im Internet gebe es für Verbraucher viele Fallstricke. „Die Maschen der Anbieter sind oft schwer zu durchschauen. Im Betrugsfall ist schnelle Hilfe gefragt“, so Delimat. Zugleich werde aber präventive Verbraucherinfo immer wichtiger.
„Durch Bildungsarbeit, unterschiedliche Informationsformate sowie interaktive Tools im Web fördern wir kritisches Bewusstsein und wirken Desinformation entgegen. Damit stärken wir die Menschen in turbulenten Zeiten.“ Die Verbraucherzentrale im Kreis ist montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr erreichbar unter Tel. 0211 54 2222 11, E-Mail: service@verbraucherzentrale.nrw oder über das Kontaktformular.