Mobile Verbraucherzentrale: Reicht die digitale Beratung im Kreis Höxter?

Kreis Höxter. Verbraucherzentralen informieren, beraten und unterstützen Bürger in allen Fragen im Bereich des privaten Konsums. Deutschlandweit gibt es rund 200 Beratungsstellen. Da im flächenstarken Kreis Höxter der Weg zu einer Beratungsstelle durchaus weit sein kann, wurde hier vor drei Jahren ein Pilotprojekt gestartet: Die Verbraucherzentrale wurde mobil und digital. Mit Erfolg, wie eine erste Bilanz zeigt. Doch es gibt auch Potenzial für eine Weiterentwicklung. Die Bilanz in Zahlen: 2022 beschäftigten sich die Mitarbeiter mit 884 Verbraucheranliegen im Kreis Höxter, 2023 waren es schon 1.327 – die Tendenz in diesem Jahr ist ähnlich hoch, kündigt Marle Kopf, Regionalleiterin Beratung und Bildung, Verbraucherzentrale NRW, an. 2022 wurden 309 Rechtsberatungen durchgeführt, ein Jahr später bereits 493. Nahmen 2022 noch 726 Teilnehmer an 24 Veranstaltungen teil, waren es ein Jahr später 5.144 bei 135 Veranstaltungen. &bdquo;Wobei wir in diesem Jahr die Landesgartenschau hatten, daher ist diese außergewöhnlich hohe Zahl eine Ausnahme“, erklärt Ute Delimat, Leiterin Verbraucherarbeit im ländlichen Raum, Kreis Höxter. Dennoch, im Vergleich zur Einwohnerzahl sei die Zahl der Anliegen hoch und das Projekt damit ein Erfolg, Beratungen zu Energiethemen Die meisten Verbraucheranliegen drehen sich um das Thema Energie wie etwa eine zu hohe Energierechnung oder Probleme mit dem Anbieter (2023: 57 Prozent). Alltagsverträge wie Ärger mit dem Handyanbieter und Reklamationen waren im vergangenen Jahr zu 31 Prozent Themen der Ratsuchenden. Die Digitale Welt wie das Online-Shopping beschäftigten neun Prozent, die Themen Reise und Mobilität zwei Prozent. &bdquo;Hilfe ist hier nötig“, weiß Ute Delimat, vor allem eine umfassende Beratung und auch Vertretung – rund 40 Prozent nehmen das komplette Angebot von Erstberatung bis Rechtsvertretung in Anspruch. &bdquo;80 Prozent unserer Rechtsvertretungen sind erfolgreich“, sagt sie und gibt ein Kundenbeispiel: &bdquo;Aus einer 18.000 Euro-Nachzahlung bei Eon wurden am Ende 3.000 Euro Guthaben.“ Natürlich sei der Erfolg nicht immer so groß, merkt sie an. Lesen Sie auch: Kreis Höxter hat jetzt auch eine eigene Verbraucherzentrale &bdquo;Unsere externe wissenschaftliche Begleitung zum neuen Modellansatz im Kreis Höxter bescheinigt, dass die Kombination aus lokaler und persönlicher Informationsarbeit und virtueller oder telefonischer Beratung nicht nur wirkungsvoll, sondern auch grundsätzlich gut geeignet ist für den ländlichen Raum“, erläutert Kopf. Denn die Verbraucherzentrale hat keine ortsgebundene Beratungsstelle, sondern zwei Mitarbeiterinnen kommen mit Infos, Vorträgen und Aktionen sowie dem Angebot einer Erstberatung direkt in die Städte und die Dörfer des Kreises – mit dabei zahlreiche Kooperationspartner. Gute digitale Infrastuktur &bdquo;Wir haben hier ein gutes Netzwerk aufgebaut und können dank Dorf Zukunft Digital auf eine gute digitale Infrastruktur setzen“, sagt Delimat. So hätten sich beispielsweise kürzlich fünf Dörfer zu einer Infoveranstaltung zugeschaltet – Bürger, die sich in einem Dorfgemeinschaftshaus versammelt hatten, um sich gemeinsam digital bei der Verbraucherzentrale zu informieren. Parallel dazu können die Ratsuchenden die telefonische und digitale Beratung im Landesservice der Verbraucherzentrale nutzen. Lesen Sie auch: Verbraucherzentrale im Kreis Höxter informiert: Was, wenn die Krankenkasse die Preise erhöht? Doch da gebe es auch Verbesserungspotential, denn es werden sich mehr Vor-Ort-Angebote oder individuelle Beratungen in Präsenz gewünscht, zeigte die Bilanz. Es gebe daher die Überlegung, ein kleines, regelmäßiges Angebot zu schaffen, bei der die Beratung in Präsenz stattfindet und ein weiterer Experte für eine umfassendere Vertretung digital dazu geschaltet wird. Das neue Angebot soll die Kluft zwischen digital-affinen und weniger IT-affinen Gruppen schließen und auch Ratsuchende mit Sprachbarrieren erreichen. Finanzierung bis 2025 gesichert Bis es so weit ist, wird die Verbraucherzentrale weiter in Gespräche mit dem Kreis Höxter gehen. Denn der finanziert gemeinsam mit dem Land NRW das Pilotprojekt der Verbraucherzentrale im Kreis – und das noch bis Ende 2025. &bdquo;Nicht selten sparen die Bürgerinnen und Bürger durch die Unterstützung der Verbraucherzentrale viel Geld oder sie bekommen Hilfe in existenziellen Notlagen“, sagt Landrat Michael Stickeln. &bdquo;Das Angebot einer bürgernahen Verbraucherberatung in unserem ländlichen Kreis gehört für uns mittlerweile zur kommunalen Daseinsvorsorge“, so der Landrat weiter. Der Kreis wolle nicht mehr darauf verzichten.

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