50 Jahre Kreis Höxter: Von Spionen, Charmeuren und einer Erfolgsgeschichte

Kreis Höxter. Er betrieb Spionage für Oberkreisdirektor Paul Sellmann: Moderator Thomas Philipzen musste selbst schmunzeln, als er den späteren ehemaligen Kreiskämmerer Bernhard Stadermann auf diese Episode im Jahr 1974 ansprach. Spionage im Süden: Um die Stimmung in Warburg auszuloten, hatte er sich unter die Presseleute gemischt – mit Block auf den Knien. Und musste tags drauf mit dem Ergebnis zum Rapport beim OKD. Und Christine Finkeldey wurde in ihrer ersten Kreistagssitzung als eine von acht Frauen von Sellmann begrüßt: &bdquo;Oh, was sind Sie schick angezogen.“ Ihr trockener Kommentar: &bdquo;Er war ein Charmeur.“ Zwei Anekdoten vom langen Weg zum Kreis Höxter und den Entwicklungen. Durchaus humorig ging es zu beim Festakt im ehrwürdigen Kaisersaal von Schloss Corvey. Laut Moderator Philipzen – als Kabarettist bekanntweise nicht auf den Mund gefallen – passenderweise unter Beobachtung von Karl dem Großen und Ludwig dem Frommen auf den Wandgemälden. So entlockte er dem Kulturpreisträger des Jahres 2024, Joss Spieker-Siebrecht aus Ottbergen, dass dieser Autodidakt sei, aktuell musikalischer Leiter an der Freilichtbühne Bökendorf und im zivilen Leben Sozialarbeiter. Und dass er zusammen mit einer Kollegin aus Hamburg an einem Musical schreibe: &bdquo;Winnie Puh“. Wer die Hauptrolle übernehme? Spieker-Siebrecht schaute in die erste Reihe der 150 Gäste: &bdquo;Herr Stickeln, wenn Sie Lust haben?“ Einzigartige Verbundenheit der Religionen bei Gottesdienst in Corvey Doch es ging auch ernst und feierlich zu beim Jubiläum des Kreises, der nach sieben Jahren Geburtswehen in er Vorbereitung 1975 das Licht der Welt erblickte. So war der vorangegangene ökumenische Gottesdienst in der ehemaligen Abteikirche ein Zusammentreffen der Katholiken, Protestanten, Freikirchlich-Evangelischen, der Kopten, Syrisch-Orthodoxen, der Jüdischen Kultusgemeinde und der Türkisch-Islamischen Gemeinde Höxter. Für Kirchenvorstand Josef Kowalski &bdquo;einzigartig“ in dieser Verbundenheit und &bdquo;ein gutes Zeichen für unseren Kreis“. Lesen Sie auch: Landrat Stickeln erklärt die Stärken und Schwächen im Kreis Höxter Landtagspräsident André Kuper sagte, er sei an diesem Morgen aus Rietberg (dort war er mal Bürgermeister) nach Corvey gekommen. Aber er hätte für diese &bdquo;kommunale Familienfeier“ auch die Anreise aus Düsseldorf nicht gescheut: Denn auf die Kilometer-Distanz komme es nun wirklich nicht an: &bdquo;Es geht um politische Nähe.“ Er ergänzte: &bdquo;Und nicht zuletzt geht es um unser Miteinander in unserem demokratischen Gemeinwesen, für das geografische Distanz kein Kriterium sein darf und ist.“ Kuper nannte den Kreis Höxter eine &bdquo;lebenswerte wie liebenswerte, eine geschichtsbewusste und zugleich zukunftsfreudige, eine hoch entwickelte Region weit oben in Nordrhein-Westfalen. Und das meine ich nicht allein geografisch.“ Er betonte, dass trotz der schwierigen Neugründung die damalige Entscheidung für einen gemeinsamen Kreis aus Altkreis Höxter und Warburg – ohne Paderborn und Büren – die richtige gewesen sei. Das Wappen des Kreises auf einem Kellner-Block skizziert Devise: &bdquo;Gemeinsam lässt sich mehr erreichen.“ Gleiches gelte für den Namen: Von &bdquo;Kreis Brakel“ bis &bdquo;Kreis Höxter-Warburg“ gingen die Vorschläge. Das Wappen habe Sellmann bei einer Dienstreise auf Norderney auf einem Kellner-Block skizziert. So etwas wünsche man sich auch mit Blick auf die Bürokratie heute. Das Zusammenkommen sei nicht einfach gewesen. Umso mehr schätzte er heute das Zusammensein, betonte Landrat Michael Stickeln, sprach vom &bdquo;vereinigten Kreis“ und einer &bdquo;Erfolgsgeschichte“. Er erklärte: 2.334 Gemeinden in NRW seien 1975 mit der kommunalen Neuordnung zu 396 Gemeinden zusammengefasst worden, 57 Kreise wurden zu 31, alle Kreise mit weniger als 100.000 Einwohnern wurden aufgelöst. Erinnerungen an die Vorgänger als Landräte im Kreis Höxter Stickeln erinnerte an Sellmann, den &bdquo;Vater des Kreises Höxter“, und an den Bundestagabgeordneten Meinolf Michels und deren Arbeit, dass der Kreis Höxter nach dem Entstehen am 1. Januar 1975 bis zur Bildung des neuen Kreistags durch die Kommunalwahl am 4. Mai 1975 handlungsfähig gewesen sei. Er erinnerte auch an seine Vorgänger Alex Brunnberg, Karl Schneider, Franz-Josef Thöne, Hubertus Backhaus (erster hauptamtlicher Landrat) und Freidhelm Spieker. Und er betonte: Zukunft brauche Herkunft – und das Buch des Kreises sei nach 50 Jahren keines, das man zuklappen könne. Das könnte Sie interessieren: Hubschrauberflug und &bdquo;Hammelsprung“: Vor 50 Jahren wurde der Kreis Höxter geboren Denn die Menschen und ihr Handeln machten den Kreis lebendig: &bdquo;Unsere Zukunft – das sind die nächsten Kapitel, die wir selbst mitverfassen. Und dabei werden wir auch weiterhin dem Mut die Vorfahrt geben – nicht dem Zweifel.“

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