Konjunkturkrise: So geht es den Firmen im Kreis Höxter

Kreis Höxter. Die Lage für Unternehmen ist angespannt - auch im Kreis Höxter. Das geht, wie berichtet, auch aus der aktuellen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer hervor. Die &bdquo;Neue Westfälische“ hat bei Unternehmen nachgefragt, ob sie mit einem baldigen Abzug der düsteren Wolken rechnen. Das sagt Arntz Optibelt in Höxter Auch eines der Vorzeigeunternehmen im Kreis Höxter ist vom konjunkturellen Einbruch betroffen. Das bestätigt Regina Arning, Geschäftsführerin der Arntz-Optibelt-Gruppe mit Sitz in Höxter (Zuletzt 316 Millionen Euro Umsatz): &bdquo;Auch die Arntz-Optibelt-Gruppe spürt den Konjunktureinbruch in Deutschland.“ Sie nennt ein ganzes Bündel von Gründen: die geopolitische Lage, die generell schwache Inlandsnachfrage bezogen auf Investitionen und Konsumschwäche. Ebenso wie alle übrigen Unternehmen sieht sie auch &bdquo;überbordenden Bürokratismus und Regulierungsdichte“ als Problem. Das zeige sich in Form einer schwächeren Baubranche, bei der Deutschen Automobilindustrie und der Verlagerung von Produktionen ins Ausland, was dazu führe, dass Bedarfe der Zulieferindustrie und Dienstleister in Deutschland sinken. Auch Preisanstiege für Energie, Rohstoffe und die Löhne und Gehälter trügen zur Schwäche bei. An die Politik formuliert sie klare Wünsche: Dazu zählt &bdquo;vor allem eine klare Finanz- und Wirtschaftspolitik mit unternehmensfreundlichen Rahmenbedingungen“. Nun müssten dringend Investitionsanreize zur Anschiebung der Konjunktur gesetzt werden. Zudem wünscht sie sich eine &bdquo;Steuerpolitik, die die Unternehmen nicht weiter schwächt und zum Abwandern ermuntert“. In die nahe Zukunft blickt die Managerin verhalten optimistisch: &bdquo;Wir gehen für das kommende Jahr davon aus, dass es nur eine geringe Belebung geben wird.“ Das sagt die Spier GmbH in Steinheim Deutlich wird Jürgen Spier, Geschäftsführender Gesellschafter der Spier GmbH & Co mit Sitz in Steinheim, wenn es darum geht, zu benennen, was die Bundesregierung in Angriff nehmen müsste. Zunächst stellt er klar, inwiefern sein Unternehmen betroffen ist: &bdquo;Mit unseren Nutzfahrzeug-Lösungen sind wir für Kunden in verschiedenen Branchen tätig. Aufgrund der Arbeit der Ampel-Regierung ist die Konsum- und Investitions-Neigung in vielen Fällen gedämpft, was sich auf die Höhe der Auftragseingänge auswirkt.“ Lesen Sie auch: Konjunktur: Unternehmen im Kreis Höxter stehen vor großem Dilemma Zu Entlassungen sei es noch nicht gekommen, &bdquo;Neueinstellungen werden weiterhin vorgenommen, wenn es die Sachlage als sinnvoll erscheinen lässt.“ In Spiers Augen leidet die deutsche Volkswirtschaft unter strukturellen Problemen, in deren Folge die globale Wettbewerbsfähigkeit schwinde. Er benennt Gründe, die aus seiner Sicht zur angespannten Lage in Deutschland geführt haben: &bdquo;Der vollständige Ausstieg aus der Atomenergie, die Sanktionen gegen Russland, das Wärmepumpengesetz, der Erhöhung der CO2-Steuer, das Setzen von falschen Förderanreizen für ausgewählte wenige Konzerne, die unbegrenzte Zuwanderung ohne gezielte Einwanderungspolitik und die Explosion der Bürokratie.“ Was müsste die Bundesregierung unternehmen? &bdquo;Ich erwarte zunächst einmal, dass die Ampel-Regierung zu den Bürgerinnen und Bürgern durch verlässliche nachvollziehbare Arbeit Vertrauen aufbaut, Entscheidungen trifft, die nachhaltig sind und nicht ständig widerrufen werden, notwendige Reformen anpackt, verantwortungsbewusster mit Steuermitteln umgeht, die Staatsverschuldung wegen steigender Sozialausgaben und Subventionen nicht ausufern lässt und die Bildungspolitik massiv verbessert“, sagt Spier. Als Familienunternehmer aus dem Mittelstand erwarte er &bdquo;endlich einmal spürbare Wachstums-Anreize“. Seine Liste mit Vorschlägen für ein Wachstumsprogramm ist lang. Spier zählt auf: &bdquo;Steuerentlastungen für Unternehmen, staatliche Investitionen in Verkehrs- und Energie-Infrastruktur, Digitalisierung der Verwaltung, Stärkung von Arbeitsanreizen, Abbau von Vergünstigungen für nicht Arbeitende und neue Schulden ausschließlich für wachstumsfördernde Investitionen.“ Das sagt Brauns-Heitmann in Warburg Stefan Kremin, Geschäftsführer von Brauns-Heitmann, Hersteller von Lebensmittelfarben, Textilfarben, Imprägnierungsmitteln und mehr mit Sitz in Warburg, betont, dass das Firmensegment der Dekoration unter einer &bdquo;erhebliche Kaufzurückhaltungs-Tendenz“ zu leiden habe. Wenn Haushalte weniger Geld haben, &bdquo;dann kauft man halt keine Oster- oder Weihnachtsdekoration, da tut es auch noch die aus dem Vorjahr“. Anders sehe es im Segment WPR-Produkte zum Waschen, Putzen und Reinigen aus. &bdquo;Hier verzeichnen wir einen sehr guten Trend.“ Kremin geht davon aus, dass dieser &bdquo;sehr gute positive Trend“ in dem Segment auch 2025 anhält - und dass &bdquo;ebenso der Anspannungsgrad bei Nonfood- und somit Dekorationsartikeln mit der Bewegung hin zu Billigprodukten, auch aus Fernost, weiter fortschreitet“. An der Stelle, so glaubt er &bdquo;werden noch einige Wettbewerber ins Schwanken kommen“. Brauns-Heitmann habe Ende 2023 &bdquo;in überschaubarem Rahmen“ Stellen abbauen müssen, &bdquo;jedoch in den vergangenen Monaten an anderer Stelle wieder aufbauen müssen“. Es gebe Positionen, die &bdquo;äußerst schwer zu besetzen sind, etwa in der Produktion“. Linienmitarbeiter, ebenso wie Techniker oder Maschinenführer, seien für einen zwei- bis dreischichtigen Betrieb nur &bdquo;sehr schwer zu finden“. Kremin: &bdquo;Für ehrliche Arbeit sind immer weniger Menschen zu begeistern.“ Von der Politik wünscht er sich &bdquo;vor allem eine steuerliche Entlastung und endlich den Beginn der zigmal angekündigten Entbürokratisierung“. Lesen Sie auch: IHK warnt: Ostwestfalens Industrie plant Stellenabbau Das sagt die PRG Präzisions-Ruehrer GmbH in Warburg Die Konjunkturentwicklung geht auch an der Firma PRG Präzisions-Rührer GmbH nicht spurlos vorüber. &bdquo;Wir spüren eine Zurückhaltung bei der Investitionstätigkeit unserer Kunden. Projekte ziehen sich in die Länge, auch kommt es mitunter zu Insolvenzen“, sagt CEO Frank Dierkes. Beim Unternehmen mit Sitz in Warburg verschieben sich Investitionstätigkeiten von Investitionen in Produktionserweiterungen zu Projekten im Bereich der Energieeffizienz. Von der Politik wünscht er sich &bdquo;vor allem eine steuerliche Entlastung und endlich der Beginn der zigmal angekündigten Entbürokratisierung“. Lesen Sie auch: Dunkle Wolken am Konjunkturhimmel über dem Kreis Höxter Mit Blick auf die Konjunktur glaubt er nicht an einen normalen Einbruch: &bdquo;Die klassischen konjunkturellen Dellen aus der Vergangenheit, bei denen ziemlich sicher von einer Erholung ausgegangen werden konnte, gehören aus unserer Sicht in die Vergangenheit.“ Der Wettbewerbsdruck auf die deutsche Industrie durch internationale Marktbegleiter, die mitunter staatlich stark unterstützt werden, sei deutlich größer geworden. So habe es das im Vergleich zu den Nullerjahren nicht gegeben. &bdquo;Andere Nationen holen bei Technologie, und Service auf, beim Preis liegen sie meist sowieso vorne“, analysiert Dierkes. &bdquo;Wir würden gerne eine positive Prognose für 2025 abgeben, aber die Rahmenbedingungen sind nicht passend.“ Zu Entlassungen sei es bislang nicht gekommen, allerdings habe man geplante Investitionen zurückstellen müssen. Auch Dierkes fordert dringend eine Entbürokratisierung: Seine Unternehmen sehe sich &bdquo;mit einer Verdachtsbürokratie konfrontiert, durch die der Industrie abverlangt wird, den Beweis dafür antreten zu müssen, dass sie saubere Lieferketten hat, soziale und ethische Standards einhält und auch den CO2-Fußabdruck reduziert“. Alles müsse mit Zertifikaten belegt werden. &bdquo;Haben Sie eine Ahnung, wie leicht ein chinesisches Unternehmen, das diese Normen nicht einhält, dennoch an ein solches Zertifikat gelangt?“, fragt er abschließend.

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