Fünf Exportschlager aus dem Kreis Höxter, die kaum einer kennt

Kreis Höxter. Die Kisten sind angekommen, kann Marc Ewers vom Lauenförder Unternehmen Interpane vermelden. Angekommen nicht irgendwo, sondern am Cerro Paranal, einem Berg in der Atacama-Wüste in Chile, wo aktuell das größte optische Teleskop der Welt gebaut wird. Und Interpane wird den Spiegel des ELT (Extremely Large Telescope) beschichten. Das Equipment dafür musste in Kisten gepackt und verschifft werden. Im April gingen die Maschinen auf die Reise, Monate später kamen sie an. &bdquo;Wir können damit einen entscheidenden Beitrag im Gesamtprojekt des größten Teleskopes der Welt leisten“, freute sich Marc Ewers bereits im April auf das ganze Projekt, &bdquo;auch wenn die Arbeiten vor Ort herausfordernd werden, allein schon durch die Höhe“. Die Beschichtungsanlage wird auf einer Höhe von rund 2.600 Metern aufgebaut. Die Installations- und Inbetriebnahmearbeiten des Kisteninhalts werden sich voraussichtlich bis August ziehen. Das größte Teleskop der Welt – teilweise made in der Region. Und das ist nicht der einzige Exportschlager. Mit Brauns-Heitmann, Franz-Schneider-Brakel (FSB), der Reitz-Gruppe, Optibelt und Lödige Industries hat der Kreis Höxter fünf sogenannte Hidden Champions, also Weltmarktführer in ihren Branchen, deren Namen aber noch nicht überall so bekannt sind, zu bieten. Doch auch über dieses schillernde Quintett hinaus, gibt es spannende Unternehmen, die Produkte und Know-how von der Weser in die Welt bringen. Eine kleine Übersicht ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Haute Couture aus Brakel-Bökendorf Wer an Mode denkt, denkt schnell an die üblichen Fashion-Hauptstädte der westlichen Welt. Mailand, Paris, London, New York. Bei der New-York-Fashion-Week bekamen Mode-Fans auch schon mal die Designs von Janina Klahold-Terry zu sehen, Wahl-Brooklynerin und gebürtige Bökendorferin. 2019 hat sie ihr eigenes Label gegründet, dessen Name sich aus &bdquo;black top“, dem Bodenbelag von Sportstätten in New York, und &bdquo;Kaleidoskop“, als Symbol für Buntes, ableitet: &bdquo;blk top Kope“. Auch wenn Janina Klahold-Terry mittlerweile in den USA lebt und arbeitet, begonnen hat alles im Kreis Höxter. &bdquo;Bei der Freilichtbühne habe ich angefangen, Kostüme zu machen. Ich habe mir das alles erst mal selbst beigebracht“, erklärte sie vor ein paar Jahren. Janina Klahold-Terry entwirft heute genderneutrale Mode, die von Sportkleidung inspiriert, aber gemütlich ist. Sweat-Pants, Longsleeves, Pullover, Crop-Tops finden sich in ihrem Shop, teilweise handbedruckt, weite Schnitte und leuchtende Farben herrschen vor. Die meisten Kleidungsstücke sind für Preise zwischen 90 und 150 Euro zu haben. Lesen Sie auch: Diese Designerin aus dem Kreis Höxter lebt ihren Traum in New York Dabei legt das Unternehmen der Bökendorfer Designerin nach eigener Aussage Wert auf das Handwerk – jedes einzelne Stück wird von Hand angefertigt – und Nachhaltigkeit, oder wie auf der Website auf Englisch zu lesen ist: &bdquo;Craftsmanship“ und &bdquo;Sustainability“. Nachrichten-Sound aus Brakel Kaum eine Korrespondentenschalte, kaum eine Pressekonferenz ist denkbar ohne Mikrofone von TV- und Radiojournalisten. Die Technik wird dabei häufig von buntem Schaumstoff geschützt, der oft gleichzeitig das Medium verrät. Und diese Mikrofon-Puschel stammen häufig aus einem Unternehmen in Brakel. Der richtige Name für die Überzüge lautet übrigens Mikrofonwindschutz. Die Schulze-Brakel Schaumstoffverarbeitungs GmbH stellt diese Mikrofon-Puschel seit 2002 her. Ein Großteil der Produktion geht ins Ausland, zum Beispiel hat das Unternehmen einen Fernsehsender in Paraguay und eine niederländische Fluggesellschaft ausgestattet. Denn nicht nur Journalisten brauchen Mikrofone, auch Piloten zum Beispiel. Auch interessant: Der Herr der Mikrofon-Puschel: Schulze-Cleven gibt sein Unternehmen ab Schulze-Brakel stellt dabei nicht nur die Schaumstoffüberzüge her, sondern beflockt sie auch. Denn was wäre ein Mikrofon-Puschel ohne das eigene Branding? &bdquo;Früher ging es nur darum, durch Windschütze die Plopp-Geräusche zu unterdrücken, die beim Sprechen ins Mikro entstehen können. Das ist in den Hintergrund gerückt. Heute geht es ums Marketing“, erklärte der frühere Firmenchef Archibald Schulze-Cleven der NW in der Vergangenheit. Impf-Fläschchen aus Holzminden Schon vor der Corona-Pandemie gab es für die Glas-Fläschchen von Müller und Müller aus Holzminden weltweit einen Markt. Das Virus, das den Planeten knapp drei Jahre in Atem hielt, verlieh dem Unternehmen und seinen Produkten dann noch mal eine ganz neue Bedeutung. Denn natürlich bestehen höhere Ansprüche an ein Glas, wenn es Medizin beinhaltet als ein Marmeladen-Glas. So muss es beispielsweise extreme Tiefsttemperaturen aushalten und darf nicht mit seinem Inhalt reagieren. Während kluge Köpfe an einem Impfstoff tüftelten, fuhr Müller und Müller die Produktion seiner Vials, kleine Glasflaschen, in denen Impfdosen abgefüllt werden können, hoch. Denn sollte einmal ein Wirkstoff da sein, sollte es nicht an Ampullen mangeln. Der Impfstoff kam und mit ihm das große Impfen. Wer von seinem Arzt, seiner Ärztin oder im Impfzentrum einen Piks erhielt, der konnte sich ein Müller-und-Müller-Fläschchen womöglich aus nächster Nähe anschauen. Mehr zum Thema: Bei Müller und Müller sorgen dicke Maschine für filigrane Pharma-Fläschchen Und ohne eine weitere Pandemie herbei orakeln zu wollen – es ist doch gut zu wissen, dass so etwas Wichtiges wie Impf-Fläschchen gleich um die Ecke produziert wird. Gerührt und nicht geschüttelt in Warburg Drei Buchstaben, die weltweit rührig sind: PRG aus Warburg stellt Maschinen und Anlagen her, die umrühren, was immer die Kunden mischen wollen. Hauptsächlich in den Branchen Kosmetik, Chemie, Biotechnologie, Lebensmittel, Biogas oder Pharma, wie das Unternehmen auf seiner Homepage angibt. Geschäftsführer Frank Dierkes erklärte das NW einmal so: &bdquo;Wir machen den Löffel, die Tasse produzieren andere.“ Genauso wie den Kaffee in der Tasse, der sich mit Milch und Zucker in eine homogene süße Koffeinbombe entwickeln soll. Große Investition: Neue Werkhalle für 2,5 Millionen Euro im Warburger Industriegebiet 1981 gegründet, hat PRG mittlerweile mehr als 56.000 Rührwerke verkauft. Etwa 50 Prozent davon ins Ausland, wie das Unternehmen erläutert. Mittlerweile gibt es auch eine Niederlassung in Indien, wirbt PRG.

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