Brückeneinsturz in Dresden: Wie sicher sind die Brücken im Kreis Höxter?

Kreis Höxter. Für die Sicherheit der Straßenbrücken im Kreis Höxter sind gleich mehrere Behörden zuständig. Die zehn Kommunen, die Kreisverwaltung oder der Landesbetrieb Straßen NRW – je nachdem, in welcher Behördenhoheit sich die angrenzende Straße befindet. So liegt die marode Weserbrücke beim Landesbetrieb Straßen NRW. Bei einer außerordentlichen Prüfung im Juni 2016 waren dort größere Schäden am Belag festgestellt, die Brücke wurde umgehend für den Schwerlastverkehr gesperrt worden. Wenig später wurden auch Hohlräume entdeckt. Ein fast fünf Millionen Euro teurer Sanierungsversuch ging schief – mit den bis heute bekannten Folgen. Positiv gesehen wurde in Höxter reagiert, bevor etwas Schlimmeres - wie jetzt in Dresden mit dem Einsturz der Carola-Brücke - passieren konnte. Sensibilisiert für die Gefahren sind die Behörden schon lange, auch wenn der aktuelle Fall sehr betroffen macht. &bdquo;Spätestens seit Genua wissen wir, alles ist möglich“, sagt Straßen-NRW-Sprecherin Christiane Knippschild mit Blick auf den Einsturz der Autobahnbrücke im August 2018, bei dem 42 Menschen starben. So laufen die Prüfungen im Kreis Höxter ab 1.082 Brücken und Tunnel betreut die Regionalniederlassung Sauerland-Hochstift, zu der auch der Kreis Höxter gehört. Sie werden jedes Jahr einer einfachen und alle drei Jahre einer großen Prüfung unterzogen. Wie umfangreich diese wird, hängt auch vom Zustand der Brücke ab. Bei Hauptprüfungen wird der Beton beispielsweise mit einem kleinen Hammer &bdquo;angeklopft“ - Hohlstellen lassen sich dann hören. Treten besondere Ereignisse wie Unfälle auf oder an den Brücken auf, oder gibt es ein größeres Hochwasser, werden sofortige Prüfungen vorgenommen. Lesen Sie auch: Statikprobleme der Höxteraner Weserbrücke: &bdquo;Rechnet so was keiner nach?“ Die Bauwerke werden dann in vier Kategorien eingeteilt und alle Ergebnisse in einem elektronischen Bautagebuch festgehalten. Die Note vier, die schlechteste Bewertung, wäre &bdquo;nicht ausreichend“. Brücken mit einer solchen Einstufung würden sofort für den Verkehr gesperrt, weil sie nicht verkehrssicher wären. Solche Brücken gebe es im Verantwortungsbereich von Straßen NRW im Kreis Höxter aber nicht, erläutert Knippschild. Die meisten Brücken hätten eine gute bis ausreichende Bewertung - also Note zwei bis drei. Entsprechend gebe es bei Landesbetrieb eine Prioritätenliste, wann welche Maßnahmen an den Bauwerken vorgenommen werden. Noten für Brücken: So sind sie einzuordnen Wichtig ist Knippschild, dass eine schlechte Benotung nicht immer gleich heißt, dass die Bauwerkssubstanz in einem schlechten Zustand ist. Schon eine kaputte Leitplanke oder ein unzureichendes Geländer führe zu einer schlechteren Bewertung. Generell gelte aber, dass die Bauwerke durch den Verkehr schwerer belastet werden, als beim Bauen angenommen. Vor allem der Schwerlastverkehr setze den Brücken zu. Werden bei einer Prüfung Mängel festgestellt, kommt es nicht immer gleich zu einer vollständigen Sperrung. Möglich seien auch Geschwindigkeitsbegrenzungen, Einengungen von Fahrspuren (B252 bei Lemgo), die zeitweise Stabilisierung durch einen Unterbau (B68 Haxtergrund Paderborn) oder eben die Gewichtsbegrenzung wie auf der Weserbrücke in Höxter. 16 Brücken in Nieheim mangelhaft Neben der Weserbrücke gibt es Hunderte weitere Brücken im Kreis Höxter. Allein die Stadt Nieheim hat die Verantwortung für 41 öffentliche Brückenbauwerke. 16 davon sind in einem mangelhaften Zustand, heißt es in einem im vergangenen Jahr vorgestellten Gutachten. Teilweise bestehe &bdquo;akuter“ Handlungsbedarf, stellte Ingenieur Martin Sprenger aus Altenbeken seinerzeit fest. Seine beruhigende Nachricht: Akut einsturzgefährdet ist kein Bauwerk, die kurzfristige Sperrung einer Verbindung nicht notwendig. Das war’s dann aber auch schon mit den positiven Aspekten aus dem Gutachten. In Nieheim waren die Brücken zuvor seit Jahrzehnten nicht richtig geprüft worden. Dabei besagt die Vorschrift eigentlich, dass eine Hauptuntersuchung alle sechs Jahre zu erfolgen hat, hinzu komme eine Nebenprüfung alle drei Jahre und eine jährliche Bauwerksbesichtigung. Und so sind über viele Jahre Probleme nicht aufgefallen, die teilweise schon beim Bau entstanden sind. Hinzu kommt, dass Autos, Laster und landwirtschaftliche Maschinen deutlich schwerer sind als beim Bau der Brücken vor 70 oder 50 Jahren. So muss beispielsweise eine für den Straßenverkehr zugelassene Brücke 60 Tonnen Tragkraft aufweisen – eine öffentliche Fußgängerbrücke immerhin noch eine Tonne – auf einer Fläche von etwa einem A4-Blatt. Ein bis zwei Brückensanierungen pro Jahr im Kreis Höxter In Nieheim hat man im vergangenen Jahr eine Prioritätenliste erarbeitet, nach der man die Brückenprobleme beheben will. Immerhin haftet die Stadt, wenn was passiert. Schon, um die drängendsten Probleme zu lösen, wird es Jahre dauern und kosten – mindestens zwei Millionen Euro, schätzte der Gutachter vor einem Jahr. Eine Summe, die mit Vorsicht zu genießen ist. Denn es steht noch gar nicht fest, was überhaupt detailliert gemacht werden soll. Eine Prioritätenliste gibt es auch in der Stadt Bad Driburg, die für 42 öffentliche Brückenbauwerke verantwortlich ist. Sie werden regelmäßig alle drei Jahre durch ein Ingenieurbüro geprüft. Die aktuelle Durchschnittsnote in der Kurstadt: &bdquo;2,3“, erklärt der neue Bauamtsleiter Florian Greger auf Anfrage. &bdquo;Viele Brücken bedürfen kleinerer Unterhaltungsarbeiten, die regelmäßig durch den Bauhof geleistet werden“, so Greger. Die schlecht bewerteten Brücken werden sukzessive instandgesetzt oder erneuert. &bdquo;In den letzten Jahren wurden so pro Jahr jeweils ein bis zwei Brücken im Stadtgebiet wesentlich verbessert.“ Eigens angestellter Ingenieur beim Kreis Höxter 359 Brücken verantwortet die Stadt Höxter - größere Rohrdurchlässe eingeschlossen. Die Prüfungen übernehmen auch hier externe Fachleute, wie Sprecher Markus Finger mitteilt. Spielraum, wann welche Brücke überprüft werden muss, gibt es demzufolge nicht. Normen schreiben die Zeiträume, abhängig vom Baustoff vor. Akuter Handlungsbedarf besteht aktuell wohl bei keinem der Bauwerke. &bdquo;Es ist allerdings nach Ablauf der üblichen Nutzungsdauer eine Erneuerung der Fußgängerbrücke über den Bollerbach (zwischen Lütmarser Straße und Grabenstraße) vorgesehen“, erklärt Finger. Gleiches gelte für die sogenannte Pionierbrücke zwischen Fürstenau und Bödexen. &bdquo;Letztgenannte wurde aktuell bis zum geplanten Neubau gesperrt.“ Und wie priorisiert die Stadt, wann sie wo tätig wird? &bdquo;Etwaige Maßnahmen im Bereich der stadteigenen Brücken werden aus den Zustandsberichten abgeleitet, die im Zuge der Bauwerkskontrolle angefertigt werden.“ Und die wiederum nimmt der Kreis vor. &bdquo;Die Brücken werden alle sechs Jahre einer Hauptprüfung und alle drei Jahre einer einfachen Prüfung unterzogen. Zusätzlich werden die Brückenbauwerke mehrmals im Jahr in Augenschein genommen“, erläutert Kreis-Sprecherin Silja Polzin. Auf Grundlage dessen werde entschieden, welches Bauwerk mit welcher Priorität instand gesetzt werde. 97 kreiseigene Brücken gibt es zwischen Steinheim und Warburg - keine von ihnen sei aufgrund ihres Zustandes nicht oder nur eingeschränkt benutzbar, so Polzin. Der Kreis beschäftigt einen speziell ausgebildeten Ingenieur. &bdquo;Er wird von weiteren Mitarbeitern der Abteilung Straßen und den Teams der beiden Kreisbauhöfe unterstützt.“

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