Unterrichtsausfälle und Personal: So ist die Lage an Schulen im Kreis Höxter

Kreis Höxter. Direkt in der Nachbarschaft ist die Personalsituation an Schulen angespannt: In niedersächsischen Bildungseinrungen werden deshalb sogar Lehrerinnen und Lehrer aus dem Ruhestand zurückgeholt. Wie aber ist die Lage im Kreis Höxter? Die &bdquo;Neue Westfälische“ hat sich beim Schulministerium, bei der Bezirksregierung und bei einigen Schulen umgehört, wie sie die Lage einschätzen. Noch vor rund einem Jahr war die Personalsituation an den Schulen im Kreis Höxter angespannt. Ein Grund: Bei neu eingestellten Lehrern kamen die Behörden nicht mit dem Ausstellen von neuen Arbeitsverträgen hinterher. Im Juni 2023 waren laut Schulministerin Dorothee Feller 6.700 Lehrstellen noch unbesetzt. Dieses Jahr ist alles deutlich besser – zumindest laut Bezirksregierung. Sprecherin Juliane Koeper gegenüber der &bdquo;Neuen Westfälischen“: &bdquo;Die Schulen in OWL sind aktuell nahezu vollständig mit Stellenanteilen versorgt.“ Gemessen am regulären Stellenbedarf liege die Ausstattung mit Personal bei allen Schulformen außer den Förderschulen und Primusschulen zwischen etwa 99 und 110 Prozent. Statistik während der Pandemie ausgesetzt Kurzfristiger Unterrichtsausfall könne in der Regel durch Ad-hoc-Vertretungsunterricht ausgeglichen werden. &bdquo;Fallen Lehrkräfte langfristig aus, etwa durch Mutterschutz oder Erkrankung, können die entsprechenden Stellenanteile zur befristeten Einstellung von Vertretungslehrkräften genutzt werden“, beschreit die Sprecherin den Idealfall. Eine Statistik über tatsächliche Unterrichtsausfälle in OWL führt die Bezirksregierung aber nicht – und verweist stattdessen an das Bildungsministerium in Düsseldorf, das eine solche Statistik bereitstelle. Allerdings gerade nicht, wie ein Sprecher betont: Während der Coronazeit sei die Statistik ausgesetzt worden und sei erst in diesem Jahr wieder begonnen worden, könne aber aufgrund der kurzen Laufzeit noch nicht ausgewertet werden. Probleme vor allem in den MINT-Fächern Was sagen die Schulen selbst zu ihrer aktuellen Lage? Simon Tewes, Schulleiter Gesamtschule Bad Driburg, sagt, dass nominell genug Personal da sei, räumt aber unumwunden ein, dass es in bestimmten Fächern Engpässe gebe. &bdquo;Auch unsere Schule ist nominell mit etwas über 100 Prozent besetzt. Wir können derzeit den Unterricht der Stundentafel vollständig erteilen und müssen keinen Unterricht kürzen.“ In den klassischen Mangelfächern sei das Personal jedoch knapp &bdquo;beziehungsweise so gerade noch ausreichend vorhanden“. Betroffen sein die MINT-Fächer – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, aber auch Englisch, Kunst und Musik. &bdquo;Insbesondere in den MINT-Fächern sowie in Musik und Kunst wird es in der Zukunft eine Herausforderung, ausreichend Personal zu gewinnen“, betont Tewes. Matthias Koch, Leiter der Schulen der Brede, die sich in kirchlicher Trägerschaft befinden, berichtet ebenfalls, dass alle Stellen besetzt sind, &bdquo;das bezieht sich sowohl auf die Realschule wie auch auf das Gymnasium“. Zu Unterrichtsausfällen komme es daher nicht, auch nicht bei den MINT-Fächern und andere Mangelfächern. Dennoch hat er einen klaren Wunsch an die Politik, &bdquo;dass sie den Lehrerberuf für junge Menschen attraktiv gestaltet und geeignete Maßnahmen ergreift, um auch zukünftig Lehrkräftenachwuchs in allen Fächern zu haben“. Andere Gründe für Unterrichtsausfall Auch am König-Wilhelm-Gymnasium in Höxter sind alle Planstellen besetzt, berichtet Schulleiterin Heike Edeler. Sie weist allerdings darauf hin, dass das keine Garantie dafür ist, dass kein Unterricht ausfällt: &bdquo;Obwohl an einer Schule die Stellen besetzt sind, kann es zu Vertretungsunterricht kommen. Lehrkräfte begleiten zum Beispiel Schulfahrten in anderen Klassen, sind in Projekten in anderen Lerngruppen eingebunden, bilden sich fort oder können auch einmal erkranken“. An der Gesamtschule Bad Driburg rechnet Tewes ebenfalls nicht mit Problemen: &bdquo;Wir haben unsere Unterrichtsverteilung für das neue Schuljahr ’zu’, das bedeutet, wir müssen aktuell keine Unterrichtsstunden kürzen beziehungsweise längerfristig ausfallen lassen.“ Der Fachunterricht sei in allen Fachbereichen gesichert. Zugleich räumt er ein, in der weiteren Vergangenheit sei es &bdquo;punktuell schon vorgekommen“, dass die Gesamtschule in der Sekundarstufe I &bdquo;in manchen Fächern aus Personalmangel Unterrichtsstunden kürzen“ musste. In erster Linie seien dann in einem Fach in einem Jahrgang etwas weniger Stunden erteilt worden als vorgesehen, etwa nur zwei statt vier Stunden pro Woche. Davon seien damals vornehmlich Nebenfächer betroffen gewesen, &bdquo;in der Oberstufe haben wir nie gekürzt“. Ferner seien auch sinnvolle Zusatzangebote wie Förderunterricht oder Arbeitsgemeinschaften in der Vergangenheit gekürzt worden, um den Fachunterricht sicherzustellen. &bdquo;Das ist sehr schade, denn dadurch wird auch unser Schulleben reduziert.“ Aufgabenfeld erweitert sich - die Ausstattung nicht Nahezu alle Schulleiter betonen ausdrücklich, wie viel umfangreicher die Aufgaben von Schulen geworden sind: Inklusion von Beeinträchtigten, Integration von Geflüchteten, Demokratiebildung, Medienbildung. Umgekehrt seien die Stellenpläne daran nicht ausreichend angepasst worden, meint Tewes: &bdquo;Mein Wunsch wäre es, dass sich die Landesregierung bei ihrer Berechnungsgrundlage für die Personalausstattung ehrlicher macht in Anbetracht der Fülle von Aufgaben von Schulen und Lehrkräften.“ Edeler vom KWG wird deutlich: &bdquo;Trotz angespannter Haushaltslage hoffen wir, dass nicht an der Zukunft der Kinder und Jugendlichen gespart wird.“ Das Bildungssystem müsse weiterhin für genügend qualifizierte und engagierte Menschen ein attraktives Arbeitsfeld sein. Eine Idee für mehr Flexibilität Einen konkreten Vorschlag an die Politik hat Tewes: &bdquo;Eine Idee wäre es, Einstellungsprozesse für Vertretungskräfte noch weiter zu verschlanken – Thema Bürokratieabbau.“ Er wünscht sich, dass die Schulleitungen noch flexibler agieren können. &bdquo;Vielleicht wäre ein planbares oder festes zusätzliches Budget für die flexible Einstellung von Zusatzkräften durch die Schulen eine Lösung, um schneller auf Ausfälle reagieren zu können.“ Lesen Sie auch: Einschulung wird für Fünfjährigen im Kreis Höxter zur Tortur Die aktuellen Mittel für derartige Ausfälle sind in seinen Augen zu niedrig bemessen. &bdquo;Letztendlich benötigen wir insgesamt mehr personelle Ressourcen vom Land, am Ende geht um mehr Geld für das Bildungssystem“, stellt er klar.

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