Wildwechsel: Aufregung um Höxteraner Biberschild

Kreis Höxter. Er sorgt für einige Aufregung in den sozialen Netzwerken in Höxter, und selbst das Fernsehen will darüber berichten: Ein kleiner Warnhinweis an der Bundesstraße 64 an den Godelheimer Seen mit einem Biber darauf, der an einem Ast knabbert. Der Hintergrund ist ein durchaus ernster: Der Biber, der in Deutschland auf der Roten Liste steht, ist in den Kreis Höxter zurückgekehrt und breitet sich langsam wieder aus. Gegen schnelle Autos auf Landes- und Bundesstraßen aber hat er keine Chance. Schon drei tote Tiere waren im Bereich der Godelheimer Seen auf der Bundesstraße 64 zu beklagen, berichtet Biologe Peter Maciej, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Landschaftsstation im Kreis Höxter. Das neue Schild sorgt für viel Aufmerksamkeit. Nicht nur bei den Autofahrern, sondern vor allem auf den Social-Media-Plattformen im Netz. Manche machen sich darüber lustig. &bdquo;Ich hoffe, die Biber halten sich auch an die Zeiten“, schreibt eine Facebook-Userin. Halten sich die Biber an die Querungszeiten? Ein weiterer ergänzt: &bdquo;Das sind aber schlaue Biber, die nur zwischen 19 und 7 Uhr die Straße überqueren. Ich sehe die schon um 18.59 Uhr am Straßenrand stehen und warten, dass es endlich 19 Uhr wird. Hoffentlich gucken die bei den Bahnschienen auch brav nach links und rechts!“ Und ein anderer kommentiert: &bdquo;Schilderwald Deutschland! Der Wahnsinn! Hoffe, die Biber lesen das auch.“ Aus Sicht von Wissenschaftler Peter Maciej macht das Hinweisschild durchaus Sinn, um die Autofahrer zu sensibilisieren. Ein erster richtiger Schritt sagt der Biologe, denn gerade an der Weser fühlt sich der Biber wohl – weil die Jungtiere auf der Suche nach neuen Revieren wandern, gebe es gerade in diesem Bereich &bdquo;häufiger“ Todesfälle. Da die Nager vornehmlich dämmerungs- und nachtaktiv sind, ergebe auch das Zusatzschild &bdquo;Biberwechsel 19 – 7 h“ Sinn. Andere Bürger machen sich Gedanken, ob es nicht sinnvoll wäre, zum Schutz der Tiere auch ein Tempolimit in diesem Bereich einzuführen – wie es manchmal beim Wildwechsel der Fall ist. Ein Tempolimit wäre schwierig durchsetzbar Aber: Eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf der Strecke wäre nicht so einfach umzusetzen, sagt Stefan Fellmann, Ordnungsdezernent der Stadt Höxter, die für eine entsprechende verkehrsrechtliche Anordnung zuständig wäre. In den langwierigen Prozess würden natürlich verschiedene Behörden, wie zum Beispiel die Polizei und der Straßenbaulastträger involviert werden. Hierbei wird auch immer die Verhältnismäßigkeit der Mittel geprüft. Ob die bei drei toten Bibern gegeben ist, ist fraglich. Ein entsprechender Antrag für eine Geschwindigkeitsbegrenzung sei übrigens noch nicht gestellt worden, sagt Stefan Fellmann. Es ist kein offizielles Verkehrszeichen Der knabbernde Biber auf einem dreieckigen rot-weißen Warnschild ist übrigens kein offizielles Verkehrszeichen gemäß der Straßenverkehrsordnung, räumt Christiane Knippschild vom Landesbetrieb Straßen NRW auf Anfrage der &bdquo;Neuen Westfälischen“ ein. Es wurde von der Behörde selbst kreiert. Damit zieht es auch keine verkehrsrechtlichen Konsequenzen nach sich. Es sei vielmehr ein Warnhinweis an die Autofahrer, entsprechend vorsichtig zu fahren, um weitere tote Biber zu vermeiden. Deshalb brauchte dieses Schild auch keine Genehmigung. &bdquo;Uns geht es um den Schutz der Tiere“, unterstreicht Knippschild. Jetzt will man erst einmal abwarten, ob der Hinweis bereits ausreicht. Ähnlich sieht es auch Ordnungsdezernent Stefan Fellmann, der ebenfalls den Schutzgedanken für den Biber unterstreicht. Biologe Peter Maciej kann mit dieser Herangehensweise gut leben. &bdquo;Man kann jetzt die nächsten Monate beobachten, ob diese Maßnahme schon etwas bringt. Und wenn man merkt, das bringt nichts, muss man vielleicht andere Mittel ergreifen.“ Vorausschauende und vorsichtige Fahrweise empfohlen Maciej hofft aber, dass die Autofahrer tatsächlich vorausschauender und vorsichtiger fahren. Übrigens sollten sie das schon aus eigenem Interesse, denn auch am Fahrzeug können größere Schäden entstehen. &bdquo;Wo die Schilder stehen Vorsicht. Biber sind keine Schoßhunde“, mahnt deshalb auch ein Facebooknutzer. Insgesamt gilt, dass sich die Menschen im Kreis Höxter wieder an das Zusammenleben mit dem Biber gewöhnen müssen, nachdem er in der Region bereits ausgerottet war und aus eigener Kraft zurückgekehrt ist. Bisher sieht Wissenschaftler Peter Maciej auch wenig Konfliktpotenzial, denn im Kreis Höxter gebe es viele Auenflächen, die dem Biber genug Platz bieten. Allerdings räumt auch Maciej ein, dass es immer mehr Tiere werden, wie auch eine Zählaktion, in die auch die Bevölkerung einbezogen war, ergab. Eine genaue Anzahl der Tiere gibt es aber nicht. &bdquo;Wir können schließlich nicht an allen Gewässerläufen sein.“ Bei Eingriff in Biber-Population droht Strafe Und weil die Population zunehmen wird, rechnet auch der Biologe mit Herausforderungen. Zum Beispiel, wenn der Biber Bäume fällt, die der Mensch gern behalten hätte oder wenn er Uferbereiche umgestaltet. Für diese Fälle sei es wichtig, dass es Ansprechpartner gebe, wie die Landschaftsstation oder die Untere Naturschutzbehörde. Denn oft gebe es Lösungen, &bdquo;ohne das Tier gleich vergrämen zu müssen.“ Wenn Konflikte aufkämen, sei es wichtig, dass die Betroffenen gehört würden. Kommen sich Mensch und Tier dauerhaft zu nahe, gilt es &bdquo;geeignete Maßnahmen“ zu finden, wie Maciej sagt. Denn der Biber ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz eine streng geschützte wild lebende heimische Art. Jeder Eingriff in seinen Lebensraum – im Gesetz definiert als Fortpflanzungs- oder Ruhestätten – steht unter Strafe. Wegen des strengen Schutzes fällt er übrigens auch nicht unter das Jagdrecht. Das hat Konsequenzen bei einem Autounfall. Denn die Zuständigkeit für die Sicherstellung des Kadavers liegt nicht etwa beim Jagdpächter, sondern beim Kreis Höxter als untere Naturschutzbehörde. Und die Vorgaben gehen noch weiter: Für Kadaver solcher Arten gibt es ein strenges Besitz- und Vermarktungsverbot.

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