Straftäter mit nur einem Klick: Mehr Kinder- und Jugendpornografie an Schulen im Kreis Höxter

Kreis Höxter. Laut eines neuen Berichtes der Bundesregierung steigt die Internetkriminalität in Deutschland weiter an. Gerade Hacker-Angriffe aus dem Ausland (plus 28 Prozent) häufen sich. Auch im Kreis Höxter habe es laut Kreis-Polizeisprecher Jörg Niggemann bereits Straftaten dieser Art gegeben. Aber auch Privatpersonen sollten bei Aktivitäten im Internet Acht geben. Besonders Jugendliche und deren Eltern stehen im Fokus. Die Polizei im Kreis Höxter bietet zudem Vorträge und Kurse an, die Senioren einen sicheren Umgang mit dem Internet aufzeigen sollen. &bdquo;Der klassische Haus- oder Telefonbetrug hat sich beispielsweise auch auf das Internet übertragen“, sagt Annemarie Berghoff im Gespräch mit der &bdquo;NW“. Heute würden sich Straftäter auch über Messenger-Dienste wie WhatsApp bei Senioren als Familienmitglied ausgeben und Geldsummen einstreichen. Berghoff hat im Kreis Höxter ein besonderes Augenmerk auf Cyberkriminalität bei Jugendlichen. Als Präventionsberaterin der Kreispolizei Höxter leistet die 29-Jährige Aufklärungsarbeit auf Elternabenden und in Schulklassen. &bdquo;Es ist möglich, sich mit einem Klick strafbar zu machen“ &bdquo;Heute ist es möglich, sich mit einem Klick strafbar zu machen“, sagt die ausgebildete Sozialpädagogin. Etwas, das aber sehr vielen Jugendlichen und Eltern nicht bewusst sei. &bdquo;Kinder werden heute schnell zu Opfern und Tätern zugleich.“ Ein kleines Bild, ein sogenannter Sticker, von einem Hakenkreuz in die Whatsapp-Gruppe senden, über Snapchat oder TikTok Fotos oder Videos verschicken, auf dem Minderjährige zu leicht bekleidet zu sehen sind, und ein Straftatbestand sei gegeben – auch bei Minderjährigen. &bdquo;Bei entsprechendem Bildmaterial, auf dem unter 14-Jährige zu sehen sind, sprechen wir von Kinder- bei unter 18-Jährigen von Jugendpornografie“, so Berghoff. Sowohl der Besitz, als auch das Versenden solcher Daten sei eine Straftat. Im schlimmsten Fall könne es passieren, dass die Polizei plötzlich zur Hausdurchsuchung vor der Tür stehe. &bdquo;Das sage ich den Kindern auch ganz direkt. An den offenen Mündern, den Reaktionen kann man oft erkennen, dass die Jungs und Mädchen schon mit solchen Dingen zu tun hatten.“ Das Entscheidende für den Erfolg ihrer Arbeit sei ein Zugang zu den Kindern, sagt Berghoff. Nur so würden sie sich öffnen, über Probleme oder Auffälligkeiten sprechen. Daher kennt sich Berghoff bestens mit den bei Jugendlichen angesagten Apps und Videospielen aus. Falsche Namen, um sich Vertrauen zu erschleichen Die Hauptkanäle im Internet für Jugend- und Kinderpornografie seien die sozialen Medien und Videospiele wie Fortnite. &bdquo;Es ist leider gängige Praxis, dass sich Erwachsene Accounts in Games wie Fortnite anlegen, um über einen falschen Namen mit Kindern zu zocken, in Kontakt zu kommen und so eine Vertrauensbasis zu schaffen“, kennt Berghoff die Details. Der nächste Schritt sei, dass die potenziellen Täter ihren Opfern anbieten, ihnen innerhalb des Spiels für Echtgeld Dinge zu kaufen, um im Gegenzug Fotos oder Videos zu bekommen. Berghoff will sensibilisieren, keine Panik verbreiten: &bdquo;Gerade beim Zocken lässt es sich manchmal kaum vermeiden, auch mal mit Fremden zu spielen. Freundschaftsanfragen von Fremden sollten aber generell nicht angenommen werden.“ Gleiches gelte für Follower-Anfragen auf Instagram oder Snapchat. Diese gerade bei jungen Menschen beliebten sozialen Medien seien so programmiert, dass sogenannte Likes, Kommentare und Followerzahlen verbreitete Kennwerte dafür seien, wie gut man bei seinen Klassenkameraden und anderen Gleichaltrigen ankomme. Follower haben viele Freiheiten &bdquo;Es ist traurig, aber man sieht den Mädchen in den Schulklassen häufig an, dass sie schon anzügliche Bilder von erwachsenen Männern bei Instagram oder Snapchat bekommen haben“, sagt Berghoff. Einmal als Follower zugelassen, könne jeder ganz frei private Nachrichten an Nutzer dieser Netzwerke verschicken. &bdquo;Ein Klick und die Mädchen sehen, was sie im Postfach haben.“ Das Blockieren oder melden von auffälligen Nutzern sei zwar wichtig, komme aber oft zu spät. Die Expertin spricht von einem exponentiellen Wachstum bei Cyber-Straftaten dieser Art im Kreis Höxter. Ganz deutlich mit Zahlen lasse sich dies aber nicht nachweisen. Dafür sei auch die Dunkelziffer der Straftaten viel zu hoch. Nur selten komme es wirklich zu Anzeigen. &bdquo;Das liegt auch daran, dass sich betroffene Jugendliche oft selbst die Schuld geben oder illegale Dinge mittlerweile gar als Normalität ansehen.“ Nur sinnvoll, wenn auch die Eltern mitziehen Mehrere Vorträge pro Woche hält Berghoff vor Kindern und Eltern. Hinzu kommen zahlreiche Gespräche mit Schulleitungen, Eltern und anderen Präventionsnetzwerken im Kreis Höxter. All die leidenschaftliche Arbeit sei aber nur dann wirklich sinnvoll, wenn auch die Eltern mitzögen. &bdquo;Oft sind die Eltern sehr erschrocken, wenn ich ihnen von der Realität auf den Handys ihrer Kinder erzähle“, berichtet Berghoff von ihren Erfahrungen. Die meisten bekämen von den Internet-Aktivitäten ihrer Kinder kaum etwas mit. &bdquo;Es besteht eine große Wissenslücke. Die Eltern haben leider oft keine Ahnung von den Medien und den Apps, die ihre Kinder nutzen“, weiß die Expertin. Das Handy einfach zu verbieten, sei aber nicht die beste Lösung. Ganz entscheidend sei es, eine Vertrauensbasis zu seinen Kindern aufzubauen und ein gutes Mittelmaß im Umgang mit Medien zu finden. &bdquo;Nach zwei Stunden Fußball an der frischen Luft kann man auch mal eine Stunde am Smartphone oder der Konsole verbringen. Die Kids müssen generell einfach wissen, dass die Eltern nicht bloß schimpfen, wenn etwas ist, sondern helfen und verstehen.“ Das Handy über Nacht nicht im Kinderzimmer lassen Sie rät zum Beispiel, das Handy über Nacht nicht im Kinderzimmer zu belassen. Die meisten Cyber-Straftaten mit Blick auf Jugendliche geschähen abends, sagt Berghoff. &bdquo;Eltern haben eine Fürsorgepflicht – und man muss heute auch sagen, eine digitale Fürsorgepflicht“, unterstreicht Berghoff deutlich.

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