So hat sich die Situation um die Weserbrücke in Höxter zugespitzt

Höxter/Kreis Höxter. Seit einem Jahr wartet Höxter darauf, wann und wie es mit der Weserbrücke weitergehen soll. Kurz vor der LGS waren die – im Nachhinein betrachtet misslungenen – Sanierungsmaßnahmen für das marode Brückenbauwerk aus dem Jahr 1955 abgeschlossen worden. Ergebnis: nachher wie vorher gesperrt für breite und mehr als 3,5 Tonnen schwere Fahrzeuge. Aber nicht nur um die Weserbrücke im Kreis Höxter, deren Sanierung mit dem Umbau zur Hängebrücke an einem Pylon 4,4 Millionen Euro gekostet hat, kümmert sich der Landesbetrieb Straßen NRW. Es sind mehrere Tausend sowie mehrere Hundert, die die Landesbehörde im Blick haben und regelmäßig kontrollieren muss. Dazu kommen kreiseigene (97) und stadteigene (373) Brücken in deren Zuständigkeiten. Stand Jahresbeginn 2024 sind es 2.860 Brücken an Bundesstraßen mit einer Länge von 111 Kilometern in der Zuständigkeit von Straßen NRW. Allein auf den sieben Kilometern Autobahn, die im Süden durch den Kreis Höxter führen, zählt man sieben große Brücken. Dazu kommen 4.149 Brücken an Landesstraßen – Länge: zusammen 86,8 Kilometer. Und 312 Brücken an Kreis- und Gemeindestraßen (zusammen 4,63 Kilometer lang), um die sich der Landesbetrieb NRW kümmert. Im Kreis Höxter sind das davon rund 345, die regelmäßig überprüft werden müssen. Also alle sechs Jahre ab in die Hauptuntersuchung, bei der nach Angaben des Landesbetriebs sämtliche Bauwerkteile auf Stand- und Verkehrssicherheit sowie Dauerhaftigkeit geprüft werden. Die Oberflächen werden auf Risse, Hohlstellen, Durchfeuchtungen oder Korrosion untersucht. Alle drei Jahre gibt es eine einfache Prüfung, jedes Jahr eine Besichtigung. So eine große Brückenprüfung gab es genau vor zehn Jahren auch an der berühmt-berüchtigten Höxteraner Weserbrücke. Eine &bdquo;optisch-sensorische Prüfung“ nannte es der Fachmann im April 2014. Mit Hammer und Auge. Von außen wie von innen, wobei die Prüfer auch in den Hohlraum abstiegen. Bei dieser Hauptprüfung wurde die komplette Brücke untersucht. Ergebnis: &bdquo;keine größeren Beanstandungen“ – auch wenn die starke Belastung, mit der in der Entstehungszeit niemand gerechnet habe, dem Bauwerk zusetze. Aufgrund der Schutzbeschichtung seien zwar manche kleinen Risse oder andere Schadstellen schwieriger zu erkennen. Aber: &bdquo;Wir kennen natürlich die Problemstellen“, sagte damals der Brückenprüfer. Und dass eine Einschränkung wie in Beverungen/Lauenförde notwendig in Höxter &bdquo;nicht zu erwarten“ sei. Zwei Jahre später kam die Kehrtwende Gut zwei Jahre später die Kehrtwende. Da begann das Dilemma, das bis heute anhält: die Sperrung, das Ringen um die Nutzung. Damals wurden dann &bdquo;abnormales Schwingverhalten, Hohlstellen und Risse an alarmierenden Stellen“ festgestellt – weshalb man im August 2016 schnell reagieren musste. Große, schwere Fahrzeuge wurden sofort runtergenommen. &bdquo;Spannbeton versagt schlagartig“, hatte im August der nächste Fachmann vom Landesbetrieb erklärt. &bdquo;Wir haben sofort die Lastwagen runtergenommen und die Gipsmarken im Inneren des Hohlkastens gesetzt.“ Die waren zunächst nicht gerissen. Ein gutes Zeichen für den Fachmann. Dann ab September folgte die Vollsperrung für die &bdquo;Notinstandsetzung“, um den Status quo der Brücke überhaupt für Autos, Radler und Fußgänger über die kalte Jahreszeit selbst und einen Zeitraum danach halten zu können. Sprich: Die Einschränkung auf Fahrzeuge unter 3,5 Tonnen hatte auch nach den kurzfristigen Arbeiten im Spätherbst 2016 Bestand. Ob und wann eine Komplettsanierung folge, dazu konnte man zu dem Zeitpunkt noch nichts sagen. Aber über die Kosten der &bdquo;Notinstandsetzung“ im Schachbrettstil (14 Flächen in der Mitte): im sechsstelligen Bereich. Und dann nach zwei Jahren Provisorium auf dem &bdquo;Sorgenkind“ des Landesbetriebs die Entscheidung im August 2018: &bdquo;Die Weserbrücke soll saniert werden.“ Versprechen: &bdquo;Zur Landesgartenschau 2023 wird die Sanierung abgeschlossen sein.“ Und ein Jahr später die Aussage: &bdquo;Höxters Weserbrücke wird ,aufgehängt’“. Die Zwischenlösung: &bdquo;Das marode Bauwerk soll mit einem Pylonen verstärkt werden, damit es bis zur Landesgartenschau und bis zum eventuellen Bau einer Südumgehung hält“, schrieb die &bdquo;NW“ Höxter damals. Im Februar 2020 stellte der Landesbetrieb dann die drei Varianten für eine Sanierung vor. Großer Favorit: die dann auch umgesetzte größte Variante mit dem 25 Meter hohen A-förmigen Pylon. Die Bauzeit wurde je nach Ausbauart auf 12 bis 18 Monate geschätzt. Sanierung sollte ein Provisorium für 20 Jahre sein Wie lange die Brücke während der Sanierungsphase für den Verkehr teilweise oder komplett gesperrt werden muss, konnte nicht gesagt werden. Die Sanierung der Weserbrücke werde aber nur ein Provisorium für etwa 20 Jahre sein, stellten die Planer damals klar. Langfristig müsse eine neue Brücke entweder an gleicher Stelle oder im Zuge einer Südumgehung gebaut werden. Losgehen sollten die Arbeiten im vierten Quartal 2021, neun Monate sollte eine Umleitung der Autos ab Anfang 2022 über Lüchtringen anhalten, die für Fußgänger und Radler war für sechs Monate ab April des Jahres geplant. Weser-Hochwasser und regenreiche Monate Januar und Februar 2022 verzögerten dann die Arbeiten. Die Fertigstellung der Brücke im April 2023 sei aber nicht gefährdet, hieß es von der Behörde. Die Brückensperrung für Autos konnte erst im April, für Fußgänger und Radfahrer erst Mitte Mai erfolgen. Und kurz vor der LGS-Eröffnung am 20 April 2023 hieß es dann: Freigabe – aber weiterhin nur bis 3,5 Tonnen Gewicht. Weil statisch verrechnet. Es traten Risse auf. Untersuchungen zeigten: Die Seile seien exakt wie geplant gespannt worden. Aber: &bdquo;Die Defizite liegen im Kraftüberleitungsbereich der Seilverankerung in die neuen Betonquerriegel“, so der Landesbetrieb. Sanierung Teil 2: unter Vollsperrung oder fließendem Verkehr Wie es weitergeht? Weitere Prüfungen und Berechnungen wurden notwendig: Die Lösungskonzepte für einen Ausgleich der vorhandenen statischen Defizite an den vier Seilverankerungen liegen laut Landesbetrieb vor. &bdquo;Derzeit prüft ein Gutachter die statischen Berechnungen zu diesen Lösungsansätzen. Nach dieser Prüfung wird die Entscheidung für eine Lösungsvariante getroffen“, informiert der Landesbetrieb. &bdquo;Ein Baubeginn kann entsprechend heute noch nicht genannt werden.“ Grundlegende Planungen für die Umsetzung – ob unter fließendem Verkehr oder Vollsperrung – würden erarbeitet. Sobald die Lösungsvariante entschieden sei, werde darüber informiert. Bei den weiteren Kosten für die Zusatzmaßnahmen will der Landesbetrieb die verantwortlichen Unternehmen &bdquo;in Regress nehmen“, kündigte er an.

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