Verkehrsbericht 2023: Fünf Menschen sterben auf den Straßen im Kreis Höxter

Kreis Höxter. Stille. Als das letzte Bild auf der Leinwand verschwunden ist, herrscht Stille im Raum. Auch den Polizeibeamten, die schon einiges in ihrer Karriere gesehen haben, ist die Betroffenheit anzusehen. &bdquo;Er hat drei Jahre und zehn Monate bekommen – ich habe lebenslänglich.“ Das sagt eine Mutter, die ihre Tochter bei einem Verkehrsunfall verloren hat. Es gebe keinen Tag, an dem sie nicht ihre Hand halten und ihr sagen wolle, Mama ist hier, alles wird gut, berichtete die Frau mit stockender Stimme und Tränen in den Augen. &bdquo;Stattdessen ist sie allein auf der Straße gestorben.“ Wegen eines Rasers. Eindringlich, bedrückend, zu Herzen gehend sind die Bilder in den persönlichen Aussagen in einem kurzen Video, das die Verantwortlichen der Kreispolizeibehörde Höxter an den Beginn ihrer Verkehrsunfallstatistik gestellt haben. Um damit deutlich zu machen: Es sind Menschen, die hinter diesen vielen Zahlen des Jahres 2023 stehen. Schicksale, die bewegen. &bdquo;Immer noch fünf zu viel“ Und so gut die Halbierung der Anzahl an Verkehrstoten im Jahr 2023 im Kreis Höxter ist: &bdquo;Es sind immer noch fünf zu viel“, sagt Landrat Michael Stickeln als oberster Chef der Polizei im Kreis. Und der Leiter der Direktion Verkehr, Markus Tewes, macht deutlich: Ja, Repression, das Messen und das Ahnden von zu hoher Geschwindigkeit als Unfallursache Nummer eins, ist weiterhin wichtige Aufgabe. Aber: Die Prävention, die Vorbeugung, wird nicht nur im Kreis, sondern in ganz NRW mittlerweile großgeschrieben. &bdquo;Verkehrsunfälle passieren nicht, Verkehrsunfälle werden verursacht“, sagt Tewes. Weil Menschen Fehler machen. &bdquo;Und deshalb können wir sie verhindern. Indem wir Menschen dazu bringen, diese Fehler zu vermeiden.“ Denn: Zwar sei die Anzahl der Verkehrstoten halbiert worden – doch dahinter stünden Geschichten von Menschen in ihrem Umfeld. Wie der des Lehrers aus der Nähe von Hannover, der mit seinem Motorrad an einem Sommer-Sonntagnachmittag auf der Straße im Kreis Höxter starb. &bdquo;Er wollte am nächsten Tag mit seiner Klasse zur Klassenfahrt aufbrechen. Am nächsten Morgen warteten sie auf ihn.“ Vergeblich. &bdquo;Das Leben“, sagt Tewes, &bdquo;ist nicht verhandelbar“. Deshalb hat der Deutsche Verkehrssicherheitsrat die Devise ausgeben: &bdquo;Vision Zero“ – Vision Null. &bdquo;Keiner kommt um. Alle kommen an.“ Maßgabe auch im Kreis. Mehr als 4.000 Verkehrsunfälle im Kreis Höxter 4.235 Unfälle gab es nach Polizeiangaben 2023 kreisweit – ein Minus von 167. Insgesamt 428 Menschen kamen dabei zu Schaden – ein Minus von 26. 130 Menschen wurden schwer verletzt – ein Minus von 54. 440 Menschen erlitten leichte Verletzungen – ein Plus von 20. Und zwei der fünf Verkehrstoten waren auf Motorrädern unterwegs – der 57-Jährige im Juni an der Kreuzung bei Merlsheim, ein 52-Jähriger im August auf der B239 bei Brenkhausen. Zwei besonders tragische Unfälle ereigneten sich aber nicht außerhalb geschlossener Ortschaften, sondern innerhalb: So war Anfang März ein 49-Jähriger in Beverungen tödlich verunglückt, als der Müllwagen ihn beim Rückwärtsfahren tötete. Und in Steinheim wurde eine 75-Jährige im September von ihrem eigenen losrollenden Fahrzeug erfasst und tödlich verletzt. &bdquo;102 weitere Menschen sind schwer verletzt worden“, so Stickeln. &bdquo;Sie haben Schlimmes erlebt und sind häufig aufgrund der Unfallfolgen zum Teil für ihr weiteres Leben auf fremde Hilfe im Alltag angewiesen.“ Nur bei den Leichtverletzten liegt der Kreis Höxter unter den Landeszahlen. Häufigste Unfallursache: Zu hohe Geschwindigikeit Die sogenannten Häufigkeitszahlen – absolute Zahlen im Vergleich zur Einwohnerzahl – sind im Kreis Höxter höher als im Landesschnitt. &bdquo;Die Wahrscheinlichkeit, bei einem Verkehrsunfall verletzt zu werden, ist weiterhin im Kreis Höxter höher als im Vergleich mit dem Land NRW. Insbesondere sind die Häufigkeitszahlen bei Schwerverletzten und Getöteten etwa doppelt so hoch wie im Landesvergleich.“ So ist die Unfallursache Geschwindigkeit zwar im Vergleich zu den vergangenen beiden Jahren gesunken – mit 16,4 Prozent bei den Unfallursachen aber immer noch Spitze, gefolgt von Vorfahrt/Vorrang (13,6 Prozent) und Fehler beim Abbiegen (9,1 Prozent). Und neben allem Leid beeindruckt auch eine andere Zahl: Den volkswirtschaftlichen Schaden durch die Verkehrsunfälle 2023 beziffert die Kreispolizei auf 64,33 Millionen Euro.

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