Zug bei Bad Driburg wegen des Sturms entgleist

Kreis Höxter. Wie viel Glück die Fahrgäste bei diesem Zugunglück hatten, lässt sich kaum in Worte fassen. Ein umgestürzter Baum ließ am frühen Mittwochmorgen bei Bad Driburg einen Zug der Nordwestbahn entgleisen. Er rutschte noch ein ganzes Stück auf dem Schotterbett weiter. Erst an einem Bahnübergang in Höhe Josefsmühle knickte der Triebkopf neben die Gleise ab und prallte gegen ein Andreaskreuz. Der Zug wurde dabei schwer beschädigt, die 47 Fahrgäste blieben aber unverletzt. Neben der Freiwilligen Feuerwehr rückte auch der Rettungsdienst und das DRK vorsorglich mit einem Großaufgebot an. &bdquo;Da freut man sich, dass überhaupt ein Zug fährt, und dann entgleist er auch noch“, sagte ein Fahrgast im Gespräch mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Die Reisenden im Zug hatten zunächst gar nicht mitbekommen, was passiert war. &bdquo;Es hat nur ein bisschen geruckelt, da denkt doch keiner, dass der Zug entgleist ist“, sagte ein anderer Pendler. Der Zug war mit fünf Minuten Verspätung um 8.20 Uhr in Bad Driburg Richtung Höxter losgefahren. Wenige Minuten später war die Fahrt bereits zu Ende. In Höhe der Josefsmühle war ein Baum auf die Schienen gestürzt. Zugführer kann nicht mehr bremsen Der Zugführer konnte den Zug nicht mehr anhalten. Der Zug entgleiste und blieb direkt an einem kleinen Bahnübergang stecken. Die Lok stand dort ungefähr zwei Meter neben den Schienen. Die Polizei vor Ort sprach von einem &bdquo;Riesenglück“ für die Fahrgäste. Sie konnten den Zug nach etwa zwei Stunden direkt am Bahnübergang verlassen und wurden mit Bussen weitertransportiert. Das bestätigt auch Feuerwehr-Einsatzleiter Andreas Rehermann. &bdquo;Es ist ein großes Glück, dass der Zug genau hier zum Stehen gekommen ist, was die Evakuierung der Fahrgäste deutlich erleichtert“, sagte Rehermann. Tatsächlich war der Zug genau an einem Bahnübergang zu einem Holzlagerplatz zum Stehen gekommen. Fahrgäste medizinisch untersucht Die Passagiere mussten beim Verlassen des Zugs nicht durch unwegsames Gelände laufen, sondern konnten über eine asphaltierte Zuwegung 300 Meter bis zum Parkplatz Josefsmühle an der B64 gehen, wo bereits Busse warteten. &bdquo;Jeder Fahrgast wird zuvor gesundheitlich durch einen Notarzt kontrolliert, erst dann kann die Fahrt weitergehen“, erklärte ein Sanitäter. 55 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rotkreuz, Rettungsdienst und Polizei waren vor Ort. Die Arbeit gestaltete sich für sie nicht leicht, da es immer wieder heftige Sturmböen und Starkregen gab. Die Einsatzfahrzeuge standen teilweise an der Bundesstraße 64, weshalb es zu Verkehrsbehinderungen kam. Zugverkehr länger gestört Die Nordwestbahn teilte umgehend nach dem Unglück mit: &bdquo;Aufgrund eines Baumunfalls ist der Streckenabschnitt der Linie RB 84 zwischen Höxter-Ottbergen und Altenbeken zur Zeit nicht befahrbar. Der bestehende Ersatzverkehr aufgrund der Unwetterschäden auf diesem Streckenabschnitt wird ausgeweitet.“ Da wegen Gleisbauarbeiten bei Ottbergen der Zugverkehr auf dem Teilstück zwischen Altenbeken bis Ottbergen seit einem Monat sowie schon teilweise durch Ersatzbusse bedient wird, musste kein komplett neuer Schienenersatzverkehr eingerichtet, sondern der bereits bestehende nur ausgebaut werden. Zwischen Holzminden und Ottbergen konnten die Züge fahren. Nicht der erste Baum Bad Driburgs Bürgermeister Burkhard Deppe und Fachbereitsleiter Uwe Damer waren ebenfalls an der Unglücksstelle und informierten sich über die Rettungsarbeiten. &bdquo;Die Einsatzkräfte haben die Lage im Griff und man kann von Glück sagen, dass, soweit wir zum Zeitpunkt wissen, nichts Schlimmeres passiert ist“, sagte der Bürgermeister. Wie Feuerwehreinsatzleiter Andreas Rehermann berichtete war bereits an Heiligabend unweit des aktuellen Unfallorts schon einmal ein Baum auf die Schienen gestürzt. Auch das hatte seinerzeit zu Einschränkungen im Zugbetrieb geführt. Allerdings war das Hindernis rechtzeitig erkannt worden, weshalb es zu keinem Unfall mit einem Zug gekommen ist. Bergung in die Abendstunden verschoben Nach Angaben des Notfallmanagers vor Ort verschob sich die für den späten Nachmittag angesetzte Bergung des Zuges in die Abendstunden, weil die dazu nötigen zwei Spezialzugkräne erst gegen 20 Uhr eintreffen sollen. Das erklärte ein Mitarbeiter des DB Notfallmanagements aus Paderborn, der am frühen Abend vor Ort an der Bahnstrecke auf die Bergungsexperten wartete. Update (25. Januar): Mittlerweile ist der Zug zurück in die Gleise gehoben worden. Die Schäden nach der Entgleisung sorgen jedoch für weitere Behinderungen. Vor ihm im Dunkeln der entgleiste Zug, die Türen geöffnet, die Innenbeleuchtung angeschaltet. Wie das funktionieren soll? Die Notfalltechniker würden erstmal zwei Kräne mitbringen – ebenfalls auf der Schiene. Ob beide zum Einsatz kommen müssen, werde dann vor Ort entschieden. Und sie kämen auf dem gleichen Gleis am Unfallzug an wie das, von dem der Triebwagen gerutscht war. Der werde dann wieder ins Gleis gehoben. Ob er fahrbereit sei oder wie groß die Schäden seien, das könne man erst sagen, wenn der Wagen am Haken des Kranes hänge. Ansonsten, so der Mann von der DB, sei die Lage im Schienenverkehr sehr ruhig. Trotz Sturm, dafür aber im Streik. Weitere Probleme durch den Sturm In Höxter musste die Bundesstraße 64 am Mittwochmorgen kurzzeitig gesperrt werden. Hier war zwischen Lütmarser Straße und Stummrige Straße ein Baum umgekippt. Die Fahrerin eines Ford Streeka konnte nicht mehr ausweichen und fuhr frontal in den Baum. Sie wurde bei dem Unfall verletzt. Die zufällig vorbeikommenden Mitarbeiter des Bauhofes Höxter konnten den Baum schnell zersägen und beiseiteschaffen. Die Strecke ist nach Polizeiangaben inzwischen wieder frei - das Fahrzeug musste abgeschleppt werden. Auch die Kreisstraße K18 zwischen Bad Driburg und Brakel (Emder Höhe) war wegen herabfallender Äste gesperrt, ebenso kam es auf der K40 zwischen Rheder und Hampenhausen zur kurzzeitigen Straßensperrung. Auf der K50 bei Hembsen droht ein Baum auf die Fahrbahn zu stürzen, der nicht so einfach entfernt werden kann. &bdquo;Die Straße bleibt vorerst gesperrt“, teilte Polizeisprecher Jörg Niggemann am Mittwochabend mit. Insgesamt gab es elf sturmbedingte Einsätze der Polizei. Schon seit Tagen stürmisch Schon in den vergangenen Tagen hatte es schon ordentlich gezogen – und nicht jeder Baum hielt den stürmischen Böen stand. Wie auf dem Weserradweg in Höxter auf dem ehemaligen Landesgartenschaugelände. Passenderweise empfiehlt die getroffene Hinweistafel, sich das &bdquo;Leben im Dschungel“ zum Vorbild zu nehmen. &bdquo;Dieses vergessene Wäldchen sprüht vor Leben. Hier hat schon lange keiner mehr aufgeräumt. So konnte sich eine beeindruckende Artenvielfalt entwickeln.“ Eine dichte Krautschicht und Totholz am Boden werden empfohlen. Man darf also gespannt sein, ob dieser Baum einfach der Natur überlassen wird. Es wird wohl nicht der letzte Baum sein, der in diesen Tagen umfällt. Am Mittwoch, so die amtliche Warnung des Wetterdienstes für den Kreis Höxter, treten Sturmböen mit Geschwindigkeiten zwischen 70 und 85 Stundenkilometern aus westlicher Richtung auf. In exponierten Lagen muss mit schweren Sturmböen bis 95 Stundenkilometer (Windstärke 10) gerechnet werden. Der Wetterdienst warnt vor herabfallenden Gegenständen.

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