Wohin, wenn die Notaufnahme in Höxter überlastet ist?

Höxter/Holzminden. Mit der Insolvenz des Evangelischen Krankenhauses in Holzminden und der Einstellung des Krankenhausbetriebs kann sich die Situation in den Notfallambulanzen noch einmal deutlich verschärfen. Dass es, gerade im Winter mit den zahlreichen Atemwegsinfektionen, zu &bdquo;Belastungsspitzen“ bei den Zentralen Notaufnahmen kommen kann, hat die Sprecherin der Katholischen Hospitalvereinigung Weser-Egge (KHWE), Isabell Waschkies, bereits vor einigen Tagen eingeräumt. Doch: Wohin mit den Notfällen in dieser prekären Situation? Die &bdquo;NW“ hat weitere Einschätzungen gesammelt und geschaut, wo die nächste Notfallambulanz liegt. Rettungsdienst Höxter Befürchtungen, die man aber &bdquo;in keinster Weise kalkulieren“ könne: Das antwortet der Leiter des Rettungsdienstes in Höxter, Jürgen Schmits, zu den Auswirkungen für die Nachbarstadt. Er habe Kontakt zum Kollegen in Holzminden, wo trotz der Größe des Krankenhauses dort – immerhin größer als das in Brakel – der Versorgungsstand hoch gewesen sei. Und auf den nun eine &bdquo;wahnsinnige Planungsphase“ zukomme. Man halte in Höxter Augen und Ohren offen, um &bdquo;jede Möglichkeit der Unterstützung“ auszuloten. Dennoch heiße es derzeit: abwarten, ob der Kreis Höxter als Träger des Rettungsdienstes diesen hochfahren müsse. &bdquo;Wir hatten die gleiche Situation, als in Brakel die Notfallambulanz geschlossen hat“. Er vermutet, dass man mehr Fahrten bekomme – aber vor allem längere Fahrten. Und mit einer Duplizität der Ereignisse, wenn ein Einsatzmittel durch größere Entfernungen länger für einen Einsatz gebunden sei. Die Hilfsfristen, binnen der ein erstes Rettungsmittel (Rettungswagen oder Notarzt) am Notfallort sein muss, liegen in NRW bei 12, in Niedersachsen bei 15 Minuten. Bürgermeister Höxter Höxters Bürgermeister Daniel Hartmann spricht in einer ersten Reaktion auf die Schließung von einer schlimmen Nachricht für die ganze Region, die natürlich Auswirkungen auf den Standort Höxter hat. Und auf die Stadt selbst. So rechnet der Verwaltungschef mit deutlich mehr Geburten in Höxter – die vom Standesamt beurkundet werden müssen. Dafür brauche es zusätzliches Personal. Hartmann geht davon aus, dass das St. Ansgar einen deutlich höheren Zulauf bekommt. Alle Konsequenzen der Krankenhausschließung würden sich aber erst in der nächsten Zeit zeigen. Gleichwohl bedeute die Pleite in Holzminden auch eine gewisse Sicherheit für das Höxteraner Krankenhaus, das jetzt die Grundversorgung für einen noch größeren Bereich übernehmen müsse. Und er hofft und glaubt, dass die rund 420 Mitarbeiter aus Holzminden schnell eine neue Stelle finden – der Bedarf an medizinischem Personal sei groß. Die KHWE &bdquo;Wir bemerken seit der Bekanntgabe der Insolvenz des Holzmindener Krankenhauses einen Zuwachs an Patienten aus dem Landkreis Holzminden. Diese Entwicklung bemerken wir vor allem in unserer Notaufnahme. Dass unsere Notaufnahme allerdings seit gestern, nach Bekanntgabe der Schließung, noch stärker frequentiert wird, können wir aktuell nicht bestätigen. Bisher ist die Situation sehr gut händelbar“, das sagt KHWE-Sprecherin Isabell Waschkies. In den meisten Notfällen sei für Patientinnen und Patienten der Hausarzt der richtige Ansprechpartner, betont sie mit Blick auf übervolle Notfallambulanzen. &bdquo;Wir bitten die Menschen aus der Region inständig darum, unsere Notaufnahme nur im absoluten Notfall und nicht mit Bagatell-Erkrankungen aufzusuchen. Wir müssen unsere personellen und strukturellen Ressourcen für die richtigen Notfälle bündeln, denn wir haben nicht nur einen Versorgungsauftrag für die Patienten, sondern auch eine Fürsorgepflicht gegenüber unseren Mitarbeitern.“ Dennoch könne es gerade vor dem Hintergrund der Erkältungszeit immer mal wieder zu längeren Wartezeiten kommen. &bdquo;Als größter Gesundheitsanbieter im Wirtschaftsraum Höxter und Holzminden fühlen wir uns selbstverständlich für die Versorgung der Menschen verantwortlich“, sagt Waschkies. Ein Teil der Patienten aus Holzminden, die bis Ende dieser Woche in umliegende Krankenhäuser verlegt werden müssen, &bdquo;wird von uns weiterversorgt“, erklärt sie. Laut KHWE werde aber ein Großteil der aktuell 70 Patienten aus Holzminden noch in dieser Woche regulär entlassen. Alternativen Im Zweifelsfall müssten Hilfesuchende auf andere Notaufnahmen ausweichen. Die &bdquo;NW“ hat sich angeschaut, wo die nächsten Notfallaufnahmen zu finden sind – und wie lange Patientinnen und Patienten bis dorthin unterwegs sind. Hätte, aus welchen Gründen auch immer, die Notfallaufnahme in Höxter keine Kapazitäten mehr, etwa, weil der Ansturm aus Holzminden zu groß ist, gäbe es folgende Alternativen. Und so lange dauert die Anfahrt. Auch das St.-Josef-Hospital in Bad Driburg verfügt über eine Notaufnahme. Von Höxter aus beträgt die Fahrtstrecke rund 30 Kilometer, eine Fahrt dauert im Schnitt 35 Minuten. In Warburg betreiben die niedergelassenen Ärzte im Gebäude des Helios-Klinikums Warburg eine Notfallpraxis. Sie ist Mittwoch und Freitag von 13 bis 22 Uhr und Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 8 bis 22 Uhr geöffnet. Die Fahrzeit dauert von Höxter aus rund 45 Minuten, die Strecke ist 47 Kilometer lang. Das Helios-Klinikum in Warburg hält auch eine Notaufnahme vor. Die Ärzte sind rund um die Uhr für Notfallpatienten im Einsatz. Zu finden ist sie im Erdgeschoss über den Haupteingang über den ersten Flur rechts. Adresse, Anfahrtsweg und Dauer sind genauso lang wie zur Notfallpraxis. Im lippischen Detmold gibt es eine Klinik für Notfallmedizin mit Zentraler Notaufnahme an der Röntgenstraße 18. Die unfallchirurgische Basis-Versorgung am Standort Lemgo erfolgt Montag bis Freitag von 8 bis 20 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen von 9 bis 21 Uhr. Für die meisten Menschen in NRW ist im Falle einer Operation die Spezialisierung eines Krankenhauses mit einer hohen Behandlungsqualität wichtiger als eine kurze Entfernung zur nächsten Klinik. Das zeigen die Ergebnisse einer Online-Befragung des Meinungsforschungsinstitutes Civey, die die AOK Nordwest mit dem AOK-Bundesverband in Auftrag gegeben haben.

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