Der Traum vom Eigenheim zerplatzt im Kreis Höxter in Serie

Kreis Höxter. Der negative Trend im Bausektor setzt sich fort: Bereits im Frühjahr war die Zahl der verkauften Baugrundstücke um 40 Prozent zurückgegangen. Das geht aus dem Grundstücksmarktbericht für das Jahr 2023 hervor, der bereits im April vorgestellt worden ist. Von einer Krise wollte Johannes Leßmann, Vorsitzender des Gutachterausschusses für Grundstückswerte im Kreis Höxter damals aber nicht sprechen. Jetzt zeigt eine weitere Erhebung, dass sich die sinkende Nachfrage nach Grundstücken sehr deutlich auf die Zahl der neugebauten Häuser auswirkt. Laut einer aktuellen Regional-Analyse zum Wohnungsmarkt hervor, die das Pestel-Institut in Hannover im Auftrag des Bundesverbands Deutscher Baustoff-Fachhand erstellt hat, gab es in den ersten sechs Monaten dieses Jahres im gesamten Kreis Höxter lediglich 28 Baugenehmigungen für neue Ein- und Zweifamilienhäuser. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2022 waren es noch 107 Baugenehmigungen. "Damit ist der Eigenheimbau innerhalb von nur einem Jahr um 74 Prozent zurückgegangen", sagt Matthias Günther. Der Leiter des Pestel-Instituts sieht "das Wohneigentum weiter auf der Rutschbahn". Um eine Kehrtwende zu erreichen, müsse der Staat "dringend ein effektives Wohneigentumsprogramm auf die Beine stellen", fordert er. Das Pestel-Institut versteht sich als Forschungsinstitut und Dienstleister für Kommunen, Unternehmen und Verbände. "Der Traum vom eigenen Haus, von der eigenen Wohnung – er platzt gerade in Serie. Wenn es um das Anschaffen von Wohneigentum geht, ist auch der Kreis Höxter quasi in eine Schockstarre verfallen", sagt Katharina Metzger vom Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB), der die Wohnungsmarkt-Untersuchung beim Pestel-Institut in Auftrag gegeben hat. Laut Leßmann ist bereits im Jahr 2022 im Kreis Höxter die Baulust gesunken. Bereits im Frühjahr hat er während der Pressekonferenz zum Grundstücksmarktbericht darüber berichtet, es sogar einige Fälle gegeben habe, in denen ein Kaufvertrag zurückgenommen worden sei und ein Areal, das in der Statistik schon als verkauft galt, nachträglich eben wieder auf den alten Status gesprungen sei. Hürden fürs Bauen gibt es nach wie vor viele: Steigende Zinsen, Lieferschwierigkeiten und Terminschwierigkeiten bei Handwerkern und Firmen, hinzu kommt die Inflation und das wirtschaftlich gefühlt schwierige Umfeld. Was Bauwillige vom Bauen abhält Ein weiterer Grund, der Bauwillige vom Bauen abhalten dürfte, ist die Tatsache, dass trotz sinkender Grundstücksverkäufe die Preise nicht sinken, sondern im Gegenteil, ansteigen. Der Traum vom Eigenheim wird dadurch noch teurer, wie ein Blick in den Grundstücksmarktbericht 2022 deutlich macht. In ländlichen Gegenden des Kreises war der Preis im Schnitt um sechs bis zwölf Prozent gestiegen, in Kernstadtbereichen um 2,5 bis 5 Prozent. Andreas Meglin, Leiter der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses, führte das auf Anpassungseffekte zurück: "Das Preisniveau ist im Kreis Höxter recht niedrig", sagt er, für Bauwililge etwa aus dem Kreis Paderborn sei der Kreis Höxter deshalb attraktiv zum Bauen. Dort allerdings verdienen die Menschen laut Daten von IT-NRW im Durchschnitt auch 42.254 Euro (aktuellster Stand aus dem Jahr 2018). Im Kreis Höxter liegt das durchschnittliche Jahreseinkommen laut dieser Erhebung bei durchschnittlich 39.364 Euro. In den Augen Metzgers ist deshalb klar: Nur wenige Menschen könnten sich die eigenen vier Wände heute noch leisten. "Hohe Zinsen, hohe Baulandpreise, hohe Baukosten, die vor allem auch durch hohe Klimaschutz-Auflagen nach oben getrieben werden: Wohneigentum scheitert am Geld." Die Wissenschaftler vom Pestel-Institut sprechen sich in ihrer Untersuchung deshalb für ein "Bundes-Baustartkapital" aus. "Wer heute neu bauen will, der braucht vor allem eines: günstiges Geld. Notwendig ist deshalb ein Bundes-Baudarlehen mit höchstens 1,5 Prozent Zinsen als Startkredit fürs Wohneigentum", fordert Günther. Der Staat sollte den Menschen den festen Niedrigzins für 20 Jahre bieten – und das für einen Kredit in Höhe von bis zu 4.000 Euro je Quadratmeter Wohnfläche", fordert Wohnungsmarktforscher Matthias Günther. Dadurch ließe sich der Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern, von Eigentumswohnungen und Reihenhäusern auch im Kreis Höxter wieder pushen. Abgeordneter übt Kritik an der Bundesregierung Der heimische Bundestagsabgeordnete Christian Haase (CDU) nimmt die Analyse zum Anlass, die Baupolitik der Bundesregierung zu kritisieren. "Die Wohnungsbaupolitik der Ampel ist in der Tat gescheitert. Junge Familien und alle Bauwilligen benötigen konkrete Unterstützung auf dem Weg ins Eigenheim, was neben einem Zuhause auch ein wichtiger Beitrag zur Alterssicherung ist", meint Haase. Eine Senkung der Grunderwerbssteuer könne da helfen. Die Union habe das Baukindergeld auf den Weg gebracht und damit genau ins Schwarze getroffen - die Nachfrage damals sei sehr hoch gewesen. Das Förderprogramm der Ampel zur Eigentumsbildung für sei hingegen "ein Rohrkrepierer": "Wir haben von Anfang an davor gewarnt, dass das Programm strukturell falsch konzipiert ist." Auf das Jahr hochgerechnet werden voraussichtlich gerade einmal 500 Familien von der Wohneigentumsförderung profitieren und dafür keine 25 Millionen Euro eingesetzt werden. Das ist ernüchternd und enttäuschend."

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