Kreis Höxter. Das Land NRW plant die Errichtung eines zweiten Nationalparks, für den sich die Egge aufgrund der Eigentumsverhältnisse (Landesflächen), der Größe der zur Verfügung stehenden Flächen und der naturräumlichen Ausstattung anbiete, heißt es in einer aktuellen Presseerklärung. In den vergangenen Wochen haben sich Gegner und Befürworter eines Nationalparks mehrfach zu Wort gemeldet. Eine öffentliche Stellungnahme zu der Planung seitens des Naturschutzes im Kreis Höxter stand bisher aus.
Die Naturschutzverbände Nabu und Bund auf Kreisebene sowie der naturkundliche Verein Egge-Weser befürworten die Ausweisung eines Nationalparks in der Egge und möchten vor fachlichem Hintergrund über die Bedeutung der Egge für den Naturschutz aufklären. In der Pressemitteilung heißt es: „Zunächst gilt es festzuhalten, dass wir in einer Kulturlandschaft leben, in der die wertgebenden Tier- und Pflanzenarten – einst von den landwirtschaftlichen Tätigkeiten des Menschen gefördert – heute meist auf kleine, oft isolierte Restflächen beschränkt sind.“
Gründe für einen Nationalpark
Das Management der Vielzahl von Flächen ziele auf deren Offenhaltung ab und bedeute einen hohen personellen und finanziellen Aufwand, der bei zunehmend knapperen Kassen schnell an seine Grenzen stoße. Seltene Offenlandarten können nur schwer in Wald-Nationalparks geschützt werden, sodass es künftig wohl weiterhin beide Naturschutzformen geben werde. Wären die Arten natürlicher Waldökosysteme Ziel der Schutzbemühungen, müsse nicht ständig pflegend eingegriffen werden. Diese können sich wiederum nur auf großer Fläche natürlich entwickeln, denn sie benötigen viel Platz, damit ein Nebeneinander verschiedenster Waldentwicklungsstadien vom Jungbaumbestand über die Altersphase bis hin zur Zerfallsphase gewährleistet wäre.
Zudem weisen viele waldtypische Tierarten wie Rothirsch, Wildkatze oder der Luchs große Flächenansprüche auf, um stabile Populationen aufbauen zu können. In der Egge steht in der Nationalparkkulisse ein ausreichend großes Gebiet zur Verfügung, in dem ein Großteil der Waldentwicklungsstadien schon heute anzutreffen ist.
Das sagen die Gegner des Nationalparks
Von Gegnern des Nationalparks werde betont, dass im Bereich der Nationalparkkulisse schon heute große Bereiche als Naturschutz- oder FFH-Gebiet gesetzlich geschützt seien. Dabei werde übersehen, dass diese Schutzkategorien eine forstwirtschaftliche Nutzung der Wälder weiterhin zulasse. Die immer wieder geäußerte Befürchtung, dass der Bevölkerung der Zugang zum Nationalpark verwehrt wird, ist falsch. Er ist über ein gut ausgebautes Wegenetz erschlossen, welches störungsempfindliche, sensible Bereiche umgeht. Ein immer wieder vorgebrachtes Argument gegen die Ausweisung eines Nationalparks sind die damit verbundenen Einschränkungen der forstlichen Nutzung und die Befürchtung des Verlustes von Arbeitsplätzen. Bedient man vorrangig den regionalen Markt, sollten auch mit Nationalpark zukünftig ausreichend Arbeitsplätze in der Holzwirtschaft zur Verfügung stehen.
Bedenken gegen die Ausweisung eines Nationalparks bestehe auch seitens der Jagd und der Landwirtschaft. Es werde befürchtet, dass durch jagdliche Beschränkungen Schäden auf land- und forstwirtschaftlichen Flächen zunehmen könnten. Dazu sei zu erwidern, dass Nationalparks dazu verpflichtet seien, Wildschäden durch Wildschweine in angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen gering zu halten, Tierseuchen zu verhindern und den Nationalparkzielen entgegenlaufenden starken Wildverbiss durch Rot- und Rehwild zu verhindern, heißt es in der Mitteilung. Die Trophäen- und Ansitzjagd in vielen Nationalparks werde weitgehend durch winterliche Bewegungsjagden und kürzere Jagdzeiten ersetzt. Durch diese Form der Wildtierregulierung könne sich die Fluchtdistanz des Schalenwildes verringern und die Beobachtungsmöglichkeiten verbessern. Für die Wildtiere selbst bedeute diese Jagdform deutlich weniger Stress.
Folgende Empfehlung wurde herausgegeben
Das Nicht-Umsetzen des Nationalparks Egge wäre nach der Empfehlung der Naturschutzverbände und -vereine des Kreises Höxter eine verpasste Chance für die heimische Natur, die Region OWL und für den Kreis Höxter. Es sei die einmalige Gelegenheit, alte Laubwälder zu erleben und deren unbeeinflusste Besiedelung zu erforschen.