Von Taschenrechner bis Klassenfahrt: Wie teuer ist der Schulstart im Kreis Höxter?

Kreis Höxter. Schulkosten bringen viele Eltern an die Grenzen des Machbaren: Elternverbände fordern eine offizielle Erhebung, wie viel Schule tatsächlich kostet. Schließlich gehe es um die &bdquo;Gelingensbedingung für gute Bildung und Entwicklung unserer Kinder“ sichergestellt werden. Kurz vor Ende Sommerferien und damit vor der Einschulung für die einen oder das nächste Schuljahr der anderen fragte die &bdquo;Neue Westfälische“ nach: Was kostet Schulstart und Schule eigentlich im Kreis Höxter? Und wo gibt es Hilfe? Denn nicht nur der Tornister ist teuer, auch bei Materialien wie Heften, Ordnern, Stiften, Malsachen und Sportzeug können die Familien häufig nicht das günstigste Angebot wählen, weil die Schulen genaue Vorgaben machen. Lernmittel wie Bücher fallen unter die vom Schulgesetz geregelte Lernmittelfreiheit; die Familien brauchen eigentlich &bdquo;nur“ ihren Eigenanteil zu tragen. Aber: Wird das abgerufen? Reicht das aus? Dazu kommen Kosten vom Taschenrechner bis zur Klassenfahrt, vom Essen bis zur Ganztagsbetreuung. Das Thema aus verschiedenen Perspektiven. Die Behörden-Sicht Für Kinder, deren Eltern Transferleistungen wie einen Kinderzuschlag, Bürgergeld, Sozialgeld, Sozialhilfe, Hilfe zum Lebensunterhalt, Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung, Wohngeld oder Asylbewerber-Leistungen bekommen, gibt es zudem die Möglichkeit, Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket zu beantragen. Unter anderem ist auch ein Zuschuss für den persönlichen Schulbedarf vorgesehen. &bdquo;Schülerinnen und Schüler erhalten grundsätzlich für die Ausstattung mit persönlichem Schulbedarf zum 1. August 116 Euro und zum 1. Februar 58 Euro, somit insgesamt 174 Euro“, sagt der Sprecher des Kreises Höxter, Thomas Fuest. Eine Anspruchsberechtigung zum jeweiligen Stichtag müsse allerdings vorliegen. Im Bildungs- und Teilhabepaket sind übrigens auch Gelder für eintägige Schul- und Kitaausflüge, mehrtägige Klassen- und Kitafahrten und für Mittagsverpflegung in Schule oder Kindertageseinrichtungen enthalten. Hier gibt es Hilfe Welche Nachweise sind genau erforderlich, um die Förderungen für den Schulbedarf zu bekommen? &bdquo;Um den Schulbedarf zu erhalten, reicht lediglich der Nachweis über den Bezug von Grundleistungen. Für Schülerinnen und Schüler im Alter von über 16 beziehungsweise unter 6 wird zusätzlich noch eine Schulbescheinigung angefordert“, weiß Fuest. Dass ein solcher Antrag dann abgelehnt werde, komme selten vor: &bdquo;Im Bereich des Sozialgesetzbuches XII, Asyl, Wohngeld und Kinderzuschlag, werden pro Halbjahr maximal 20 Anträge abgelehnt. Dies betrifft in der Regel die Lernförderung beziehungsweise die Schülerbeförderung. Die Quote ist somit sehr gering.“ Wie viele Kinder tatsächlich anspruchsberechtigt sind, lässt sich laut der Kreisverwaltung nicht beantworten, da sie durch verschiedene Behörden erfasst würden. Ansprechpartner für Eltern, die Hilfen im Rahmen des Bildungs- und Teilhabepakets beantragen möchten, ist entweder die Abteilung Soziales, Pflege und Schwerbehinderung Bildung und Teilhabe des Kreises Höxter, E-Mail: info@kreis-hoexter.de oder aber das Jobcenter Kreis Höxter, Tel. 05271 6995-301 oder per E-Mail an jobcenter-kreis-hoexter@jobcenter-ge.de Die Grundschul-Sicht Für die i-Dötzchen beginnt in der kommenden Woche die Schule. Neues lernen, endlich wie die &bdquo;Großen“ behandelt werden und andere Kinder kennenlernen: Der erste Schultag ist für jedes Kind etwas Besonderes. Wichtig ist vor allem, dass den Kleinen die Angst vor dem Neuen, Unbekannten genommen wird. Wichtig sind die Schulmaterialien, die rechtzeitig besorgt werden wollen. Der Schulranzen sollte gut passen, bequem und möglichst leicht sein und nicht den Kindern nur gefallen. Und Stifte, Malkasten und Co.? Fast alle Grundschulen geben den Eltern eine Materialliste an die Hand, empfehlen qualitativ Höherwertiges zu kaufen. &bdquo;Weil sich ein Stift mit Noppen für die kleinen Finger besser halten und führen lässt“, nennt Birgitt Vonde, Schulleiterin der Graf-Dodiko-Schule in Warburg, ein Beispiel. Ein dünnerer rutsche schnell aus der Hand. Kinder sollten Freude an ihren neuen Schulsachen haben, &bdquo;dann gehen sie pfleglicher damit um“. Also sucht man die Dinge am besten nach Liste und gemeinsam mit dem Nachwuchs aus. Werde der Tornister, der im Handel meist mit passendem Federmäppchen und Turnbeutel angeboten werden, gepackt, sollten Eltern anfänglich immer wieder nachschauen, ob auch wirklich nur die notwendigen Sachen drin sind. Nach einiger Zeit könne das Kind aber selbst die Verantwortung übernehmen und selbstständig aussortieren. Das Outfit der Schulranzen unterliege stark wechselnden Moden. Meist seien es die aktuellen Fernsehhelden aus den Kinderserien, die angesagt seien und beim Kauf für Eltern sehr teuer werden können. Vonde weist auch auf den gesunden Pausen-Snack und ein Getränk wie Tee, Saftschorle oder &bdquo;besser nur Wasser“ hin. Am besten in einer Mehrweg-Trinkflasche zum sicheren Transport. Nicht der Plastikbeutel, eine Butterbrot-Dose gehöre natürlich auch dazu. Allerdings &bdquo;ohne das süße Brötchen morgens vom Bäcker“. Hier gibt es Hilfe Und die Schultüte zum ersten Schultag? Vonde berichtet, dass es mehr und anderes geworden sei, was in der bunten Tüte stecke. &bdquo;Früher fanden sich Schnuckies und nützliche Dinge wie Stift und Radiergummi darin. Heute schöne Geschenke, Spielsachen“, schildert die Pädagogin ihren Eindruck. Später würden die Lehrkräfte den jungen Grundschülern erklären müssen, dass diese Sachen nicht in den Tornister gehörten. Zur Einschulung fallen vor allem Schulranzen und die Grundausstattung finanziell ins Gewicht. Dabei kommen schnell einige Hundert Euro zusammen. Bei den Schulbüchern zahlen Eltern einen Anteil in Höhe von 16 Euro. Seit 2003 sei er für die Grundschulen nicht erhöht worden, sagt Vonde. Die Schülerinnen und Schüler müssten jedoch einige Gegenstände, die von der Lernmittelfreiheit ausgeschlossen seien, selbst besorgen. Dazu zählten Schreib- und Zeichenmaterialien, Rechengeräte und sonstige Arbeitsmittel. Die Gymnasial-Sicht &bdquo;Das Land NRW und der Schulträger übernehmen den Löwenanteil der Kosten für Lernmittel, also die Schulbücher und andere Medien“, erklärt heike edeler vom König-Wilhelm-Gymnasoium Höxter stellvertretend für die Kollegen. Der vom Land vorgesehene Eigenanteil für Lernmittel wie Bücher betrage für die Sekundarstufe I etwa 30 Euro, in der Oberstufe etwas mehr. &bdquo;Wir bleiben am KWG mit durchschnittlich etwa 25 Euro für die Klasse fünf bis zehn und derzeit mit nur einem Buch in der Oberstufe und einzelnen fachspezifischen Lektüren oder ähnlichem unter diesem Betrag.“ Neben Heften, Schreibmaterialien, Materialien für zum Beispiel Kunst kämen auch mal ein Paar neue Hallenschuhe für den Sportunterricht oder elektronische Medien dazu. &bdquo;Keinesfalls müssen es die neuesten Markenprodukte sein“, sagt die Schulleiterin. &bdquo;Und bei elektronischen Geräten reicht auch ein gebrauchtes. Daher können die individuellen Kosten unterschiedlich sein. Uns ist es in der Schulgemeinschaft wichtig, den Spagat zwischen zeitgemäßem Unterricht, wichtigen außerunterrichtlichen Angeboten wie Klassenfahrten und den notwendigen Kosten zu schaffen.“ Denn Klassenfahrten und Ausflüge gehörten zum Schulleben dazu. Und: &bdquo;Die Kosten für Unterbringung in einer Jugendherberge oder für den Bus sind leider deutlich gestiegen.“ Die Klassenfahrten und andere größere Anschaffungen würden immer wieder in Abstimmung mit den Eltern auf den Prüfstand gestellt. Am KWG hat am Ende des letzten Schuljahres die &bdquo;Fahrtengruppe“ mit Beteiligung der Eltern- und Schülervertretung getagt. &bdquo;Wir erstellen für den Schuljahresanfang eine Materialliste für unsere neuen KWGler in der Klasse fünf. Und für alle Klassen wird angekündigt, welches Buch anzuschaffen ist. Die meisten Bücher werden am ersten Schultag in der Schule für das Schuljahr ausgeliehen.“ Und: &bdquo;Wir bieten zusätzlich an, über die Schule freiwillig E-Books über eine günstige Jahreslizenz für die Fächer Deutsch, Englisch, Mathematik und Französisch in der Sekundarstufe I zu bestellen, die zum Beispiel zuhause genutzt werden können.“ Hier gibt es Hilfe Heike Edeler vereist auf das Bildungs- und Teilhabepaket“, mit dem auf Antrag Unterstützung bei der Finanzierung von Schulausflügen und mehrtägigen Klassenfahrten oder bei der Ausstattung mit persönlichem Schulbedarf gegeben werde. Auch der Förderverein Omnibus springe dankenswerterweise immer mal wieder ein. Mit dem Förderverein unterstützen Eltern, Lehrkräfte und oft auch ehemalige Schülerinnen und Schüler solidarisch die Schulgemeinde. Und Heike Edeler betont, dass neben Schultasche und Unterrichtsmaterialien zwei Dinge in die Schultasche gehören: ein gesundes Pausenbrot &bdquo;und – ganz besonders wichtig – viel gute Laune“. Die Elternsicht Markus Weißbrich ist Vorsitzender der Stadtelternpflegschaft in Höxter und kennt sich in der Thematik bestens aus. Vor allem die Elternsicht steht für den Familienvater im Vordergrund. &bdquo;Der Begriff Lernmittelfreiheit suggeriert immer ein wenig, dass die Schule für uns Eltern kostenlos ist – und das ist so natürlich blanker Unsinn“, sagt Weißbrich. Von daher unterstütze er auch die Forderung, dass diese Kosten im Hinblick auf die Belastbarkeit der Eltern ermittelt werden, schon allein damit der Begriff besser eingeordnet werden könne. &bdquo;Toilettenkosten“ gebe es in Höxter nicht. Auch keine Pflichtmitgliedschaften in den Fördervereinen. &bdquo;Es fängt an damit, dass an vielen Schulen ein Buch von den Eltern selbst zu tragen ist. An manchen Schulen packt man dann auch gerne noch mal ein oder zwei Arbeitshefte dazu, da diese nicht als ,Bücher’ zählen, dazu beispielsweise Schreibmaterial und nicht zu vergessen das Kopiergeld (auch &bdquo;Mediengeld“ genannt)“, zählt er auf. &bdquo;Hier summieren sich viele Kleinbeträge, so dass man in Summe zu Beginn eines Schuljahres schnell auf 100 Euro oder mehr kommt. Dann gibt es je nach Schuljahr einmalige Ausgaben für Taschenrechner, Tablet oder eben Klassenfahrten. Hier sprechen wir dann tatsächlich von deutlich höheren Beträgen“, so Weißbrich weiter. &bdquo;Es sollte aber auch klar sein, dass keine Schule in Höxter diese Kosten leichtfertig erhebt.“ In der Regel seien über die Schulkonferenzen auch die Eltern in die Entscheidung zur Anschaffung von Materialien oder Elektronik oder den Umfang von Klassenfahrten involviert. &bdquo; Hier versuchen Lehrpersonal und Eltern gemeinsam, den Spagat zwischen zeitgemäßem Unterricht und Kosten zu schaffen. Die Sensibilisierung für die Kosten ist an Höxters Schulen definitiv gegeben, allerdings wünscht man sich gleichzeitig auch die besten Voraussetzungen für die Kinder.“ Die Rahmenbedingungen seien an dieser Stelle alles andere als einfach. Hier gibt es Hilfe &bdquo;Es gibt verschiedene Einrichtungen, an die sich Eltern wenden können“, weiß Markus Weißbrich. Unter anderem: Kinderschutzbund, Caritas, Schulmaterialienkammer der Diakonie Paderborn-Höxter. Häufig sei hier ein entsprechender Bedürftigkeitsnachweis (zum Beispiel Wohngeldbezug oder ähnliches) erforderlich. &bdquo;An Höxters Schulen springen auch immer wieder mal Fördervereine ein, wenn es Probleme bei der Finanzierung von Einmalausgaben – also Klassenfahrten oder Elektronik – geht. Dies läuft dann in der Regel sehr diskret im Austausch mit Klassenleitung und/oder Schulleitung. Auch die Schulsozialarbeit ist in solchen Fällen immer ein guter Ansprechpartner.“

Meistgelesen