Vermisster vier Tage lang ohne Wasser: Was Wassermangel anrichten kann

Höxter. Es war eine Verkettung glücklicher Umstände, dass der 78-jährige Vermisste aus Bad Karlshafen am Mittwochnachmittag nach vier Tagen lebend gefunden wurde – zufällig von spielenden Kindern. Und dass er überlebte, da spielte auch die angenehme Witterung der vergangenen Tage eine Rolle. Bei einem Wetter wie angekündigt an diesem Wochenende mit 30 und mehr Grad wäre die Vermissten-Sache Lorenz G. sicherlich nicht so günstig ausgegangen. &bdquo;Er hat sehr sehr sehr viel Glück gehabt“, sagt der Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie, Hendrik Hinrichs, zugleich kommissarischer Leiter der Notaufnahme am St.-Ansgar-Krankenhaus in Höxter und auch Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes des Kreises Höxter. Denn extremer Wassermangel und Dehydrierung können tödlich sein oder aber schwere Folgeschäden für den gesamten Körper haben. Und: Man kann einem Verdurstenden nicht einfach fünf Liter Wasser zu trinken geben und alles ist wieder gut. Was passieren muss – und wie sich der Mensch auch vor dem Hintergrund des anstehenden heißen Sommerwochenendes am besten vorbereiten kann, das erklärt der 56-Jährige. &bdquo;Er hat verdammtes Glück gehabt“, wiederholt Hinrichs zum aktuellen Fall. Außerdem werde er nach vier Tagen Liegen in dem unwegsamen Gelände sicherlich zahlreiche Hämatome vom Liegetrauma am gesamten Körper haben, denn: &bdquo;Der Mensch muss sich bewegen.“ Deshalb bekomme man im Krankenhaus beispielsweise nach der OP ja auch die Heparin-Spritzen gegen die Thrombose. Und dazu der Wassermangel, der Folgen bis hin zu Organ- und Hirnschädigungen oder gar Organversagen haben könne: &bdquo;Die Daumenregel sind drei bis fünf Tage, die ein Mensch – abhängig von seiner Kondition, Vorerkrankungen, Körperbau oder Training ohne Wasser auskommen kann.“ Ohne Essen könne man hingegen sogar drei bis fünf Wochen überleben. Schädigungen an Organen wie Nieren oder Leber Wasser sei wichtig im Körper für den Stoffwechsel, sorge dafür, dass das Blut zirkuliere und den Körper mit Sauerstoff versorgen könne. &bdquo;Das heißt jetzt nicht, dass das Blut ohne Wasserzufuhr eindickt, aber es wird plötzlich weniger Sauerstoff transportiert.“ Und das wiederum könne auch bei einem jungen Menschen zu Schädigungen führen – auch wenn er in dem Moment noch atmen könne. Wie ausgeprägt, das sei individuell und abhängig von Vorerkrankungen. Aber so könnten beispielsweise auch keine Giftstoffe weitertransportiert werden, es komme zu Schädigungen an Organen wie Nieren oder Leber. Die konkreten Folgen von extremem Flüssigkeitsmangel? &bdquo;Zuerst Halluzinationen, wie man das von der berühmten Fata Morgana kennt“, erklärt Hinrichs. &bdquo;Müdigkeit, Mattigkeit, neurologische Störungen. Das ist ein langsames Ein- oder Wegschlafen.“ Der Mensch müsse in der Folge intensivmedizinisch überwacht werden, Blut- Nieren- und Leberwerte sowie Stoffwechsel insgesamt kontrolliert werden. &bdquo;Und ganz wichtig: Langsam Flüssigkeit geben. Dass sich der Stoffwechsel langsam wieder normalisiert.“ Bleibende Schäden? &bdquo;Abhängig von der Vorerkrankung und dem Allgemeinzustand“, sagt der Arzt. Schäden im Körper, aber auch im Gehirn können vorkommen. Zwei bis drei Liter Wasser täglich Und was rät Dr. Hinrichs mit Blick auf das anstehende heiße Wochenende? &bdquo;Nicht unter 1,5 Litern am Tag trinken – bei dieser Witterung am bestens sogar zwei bis drei Liter täglich. Das ist besonders im Alter schwierig, wenn das Durstgefühl abnimmt“, weiß er, hat aber einen Tipp: &bdquo;In der Wohnung an verschiedenen Stellen Flaschen mit Wasser und Gläser aufstellen als Erinnerung.“ Denn auch im normalen Alltag verdunste der Menschen viel durch Schwitzen über die Hautoberfläche, sogar beim Ausatmen. Und: &bdquo;Am besten Wasser trinken.“ Oder leichte Tees und leichte Säfte, empfiehlt er.

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