Höxter. Rund 150 Patienten sind im St.-Ansgar-Krankenhaus Höxter schon mit dem „Da-Vinci“-Roboter operiert worden. Dieser Roboter mit vier Armen sorgt nicht nur für gewebeschonendere und blutungsfreiere Eingriffe, sondern hebt die OP-Technik im Klinikum auch auf eine komplett neue Ebene. Über eine Million Euro wurde in das Robotersystem investiert, das seit einem halben Jahr in der Gynäkologie, allgemeinen Chirurgie und Urologie im Einsatz ist.
„Rund 60 Prozent unserer Patientinnen sind nach dem Eingriff völlig schmerzfrei und können das Krankenhaus bereits am nächsten Tag verlassen“, berichtet Stefan Bettin, Chefarzt der Frauenklinik. „Die präzise Technik gleicht unruhige Handbewegungen aus, so dass Nerven und Gefäße noch besser geschützt werden. Keine großen Narben, weniger Blutverlust und eine schnellere Erholung bei weniger Schmerzen sind das Resultat.“
In der Gynäkologie sollen etwa die Hälfte aller OPs im Jahr mit Unterstützung des „Da Vinci“ absolviert werden. Dazu zählen Gebärmutterentfernungen, Senkungszustände, schwere Endometriose, Krebschirurgie und Eingriffe bei Kinderwunschpatienten.
Millimetergenaue Schritte
Der OP-Roboter besitzt vier Arme, an denen sich eine 3D-Kamera sowie die speziellen Instrumente befinden. Mit ihnen werden die Bewegungen des Arzts in präzise Aktionen umgesetzt. Dieser steht aber nicht mehr selbst am OP-Tisch, sondern sitzt etwas entfernt an einer Konsole.

Auf Kopfhöhe blickt der Chirurg in ein Sichtfenster, das den Operationsbereich in bis zu zwölffacher Vergrößerung anzeigt. Die hochauflösende Kamera lässt Blutgefäße und Strukturen erkennen, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind. Navigiert wird das System mit zwei Steuerelementen für die Hände und drei Fußpedalen.
„Das roboterassistierte Operieren ist eine exzellente Weiterentwicklung der minimalinvasiven Chirurgie, also der sogenannten Schlüsselloch-OP“, erklärt Michael Härtlein, leitender Oberarzt in der Klinik für Urologie. Die exakte Umsetzung der Handbewegungen des Operateurs ermöglichen millimetergenaue Schnitte, was vor allem in engen Räumen zum Tragen kommt. In der Urologie wird diese Methode vor allem bei Nieren- und Prostataoperationen eingesetzt.
Spezielle Ausbildung für Ärzte
Um die Technik sicher am Menschen anwenden zu können, haben sich die Fachärzte von Experten speziell ausbilden lassen. Sie lernten, wie viel Kraft aufgewendet werden muss, um die Instrumente präzise zu steuern, und wie der Roboter auf feinste Bewegungen der Finger reagiert.
Der „Da Vinci“ hört sofort auf zu arbeiten, wenn der Arzt seinen Kopf von der Konsole wegbewegt, somit sind unkontrollierte Bewegungen der Instrumente ausgeschlossen. So kann im Notfall auch ohne Technik jederzeit eingegriffen werden. Erst wenn sich der Chirurg wieder an seinem Platz befindet, wird die Operation fortgesetzt.
Auch viele Eingriffe in der Allgemein-, Viszeral- oder minimalinvasiven Chirurgie können roboterassistiert erfolgen, wie beispielsweise die Behandlung eines Leistenbruchs, Mageneingriffe oder auch die Entfernung des Enddarms bei einer bösartigen Tumorerkrankung. „Die Sicherheit unserer Patienten hat auch in der roboterassistierten Chirurgie höchste Priorität. Darum wurden die Operationen in der ersten Zeit von Entwicklungsexperten des Herstellers begleitet“, sagt Joachim Mellert, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und minimalinvasive Chirurgie. Darüber hinaus zählt zum Operationsteam immer ein speziell ausgebildeter Assistent, der sich nah am Patienten befindet und jederzeit eingreifen kann.