Talsperren zu mehr als 100 Prozent gefüllt - ist der Sommer im Kreis Höxter gerettet?

Kreis Höxter/Edersee. Es ist ein ganz besonderes Schauspiel, das sich aktuell den Besuchern an der Edersee-Talsperre bei Einbruch der Dunkelheit bietet. Die Staumauer ist nicht nur in leuchtenden Farben zu sehen – durch den leichten Überlauf strahlt sogar das hinabfallende Wasser auf einzigartige Weise. Dank neuer Programmierung bietet die Lichtshow für die Besucher jetzt noch mehr Abwechslung. Natürlich ist die Talsperre, wie auch die an der Diemel, nicht nur eine Touristenattraktion, sondern hat eine wichtige Schutz- und Stützfunktion für das Wesertal. Was bedeutet es also für den Kreis Höxter, dass beide Stauseen auch Ende Mai noch zu mehr als 100 Prozent gefüllt sind und sogar leicht überlaufen? Zunächst einmal nährt es die Hoffnung, dass die Oberweser bei einem sehr trockenen Sommer länger gestützt werden kann und der Fahrbetrieb der Flotte Weser nicht vorzeitig beendet werden muss wie in den vergangenen Jahren. Der Blick auf das vergangene Jahr zeigt aber auch, wie schnell die Edertalsperre leerlaufen kann. Noch Anfang Mai 2022 hatte das zuständige Wasserschifffahrtsamt Weser das Ziel eines vollgefüllten Stausees erreicht. Doch wegen des sehr trockenen Frühjahrs musste schon nach WSA-Angaben schon am 9. Mai mit der Stützung der Weser begonnen werden. Schon am 10. Juni wurde der sogenannte Triggerlinienbetrieb begonnen. Das ist ein Wasserabgabekompromiss zum Sparen von Edersee-Wasser, mit dem gleichzeitig so lange wie möglich die Schifffahrt auf der Weser gerade so aufrecht erhalten wird. Das Wasserschifffahrtsamt versucht, die Abgabemenge dabei so zu steuern, dass der Pegel bei Hann. Münden etwa 1,15 Meter beträgt. &bdquo;Dank des Triggerlinienbetriebs konnte die Oberweser insgesamt dreizehn Wochen lang bis Anfang August gestützt werden. Nur so war es möglich, den Schiffsverkehr auf der Oberweser bis dahin aufrechtzuerhalten und das Wasser so eine Woche länger im Edersee zu halten“, erklärte das WSA schon im November in einem Erfahrungstausch. Schifffahrt auf der Oberweser im Sommer könnte gefährdet sein Denn das Abgabekonzept ist zurzeit nur eine auf fünf Jahre angelegte Probe, die Ende des Jahres ausläuft und dann neu diskutiert werden soll. Denn der Regionalverband Eder-Diemel ist aktuell gar nicht mit der umfassenden Weserstützung einverstanden, weil sie regelmäßig zum Leerlaufen der Talsperre mit allen damit verbundenen ökologischen und touristischen Problemen führt. Der Regionalverband hatte deshalb als Alternativvorschlag eine sogenannte &bdquo;Haltelinie“ vorgeschlagen. Der Vorschlag sah bei Erreichen eines Volumens von 125 Millionen Kubikmetern nurnoch die Mindestabgabe von sechs Kubikmetern pro Sekunde vor. Das hieße, dass die &bdquo;Stützung der Oberweser“ über den Sommer ausgesetzt würde, um sie dann ab Mitte August fortzusetzen. Möglicherweise das Aus für die Schifffahrt im Sommer im Kreis Höxter, weshalb es inzwischen einen modifizierten Vorschlag gibt, der laut WSA in diesem Jahr weiter diskutiert werden soll. Übrigens: 2021 war die Edertalsperre bis Anfang Juni voll gefüllt – ein Jahr, in dem die Weserschifffahrt keine Probleme bekam. In den Jahren davor gab es bereits im Frühjahr teils dramatische Wasserstände. Am 20. Mai 2017 etwa betrug der Inhalt nur noch 136,8 Millionen Kubikmeter (derzeit 199,9) – genau zwei Monate später war sie so gut wie leer. Als vor 80 Jahren die Talsperre gesprengt wurde Dass die Staumauer auch dramatisches Hochwasser im Kreis Höxter verhindern soll, wird durch den 80. Jahrestag der Zerstörung der Talsperre im Mai 1943 deutlich. Mit einem Wasserstand von mehr als sieben Metern in Höxter erreichte die sich anschließende Flutwelle am 19. Mai 1943 in Höxter ihren Höhepunkt. Es war am 17. Mai gegen kurz vor 2 Uhr morgens, als des britischen Bombern gelang, mit Hilfe &bdquo;hüpfender“ Rollbomben, die die Netzsperren übersprangen, ein 70 Meter breites Loch in die Mauerkrone zu sprengen. Eine riesige Flutwelle ergoss sich durch die Region. Auch Bad Karlshafen, Herstelle, Würgassen, Beverungen, Wehrden und Höxter. Das Brückfeld wurde zur Seenplatte. Anders als im Fuldatal gab es wegen der längeren Vorwarnzeit keine Toten zu beklagen, wohl aber viel Schlamm und Zerstörung. Die Wehrdener Dorfchronik spricht von einem Hochwasser mit katastrophalem Ausmaß. Zurück blieben überflutete Getreidefelder, zerstörte Vorräte, viel Schlamm in den Kellern und Straßen – und das mitten im Krieg. Das Rekordhochwasser in Höxter kam aber erst knapp drei Jahre später: Auf 7,47 Meter stieg der Pegel am 10. Februar 1946.

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