Viele Autos dürfen eigentlich nicht über die Weserbrücke in Höxter fahren

Höxter. Die Weserbrücke wurde am 19. April, einen Tag vor der Eröffnung Landesgartenschau, für den Autoverkehr freigegeben. So jedenfalls wird es öffentlich meist gesagt. Ganz richtig ist das allerdings nicht. Eigentlich ist die Querung der Brücke lediglich für Fahrzeuge erlaubt, die unter 3,5 Tonnen schwer sind. Eine weitere Einschränkung reduziert den Kreis derer, die drüberfahren, weiter erheblich – nämlich die Breitenbeschränkung: Recherchen der &bdquo;Neuen Westfälischen“ haben ergeben, dass etliche Fahrzeuge deutlich breiter sind als die erlaubten 2,10 Meter. Für sie ist eine Querung der Weser an der Stelle tabu. Die Polizei sagt auf Nachfrage, dass an der Brücke anlassbezogen kontrolliert wird. Das Verkehrszeichen 264, das vor der Brücke steht, regelt, wer drüberfahren darf. 2,10 steht dort auf weißem Grund in schwarzer Schrift. Markus Tewes, Leiter der Direktion Verkehr der Kreispolizeibehörde Höxter, erläutert, welche Autos durchfahren dürfen: &bdquo;Es gibt die Breite an, die Fahrzeuge maximal haben dürfen, um den Bereich zu befahren.“ Heißt: Wessen Auto gerade auf 2,10 Meter kommt, der darf gerade noch drüberfahren, alles darüber ist nicht erlaubt. Recherchen der &bdquo;NW“ zeigen, dass etliche moderne Autos breiter als die erlaubten 2,10 Meter sind. Der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) hat die Fahrzeugbreiten im Rahmen einer Studie gemessen – Ergebnis: Die Angaben der Hersteller weichen von den tatsächlichen Breiten teils erheblich ab. Das liegt daran, dass die Hersteller die Breite ohne die Spiegellänge angeben. Welche Breite ist entscheidend? Für die Polizei ist jene aber nicht unerheblich, sondern, im Gegenteil, ausschlaggebend. Dabei zähle, wie das Fahrzeug über die Brücke bewegt wird. Die Spiegel aber einfach einzuklappen, ist keine gute Idee, und zumindest für den linken Spiegel in jedem Fall nicht erlaubt, weil dann eine klare Sicht nicht mehr gewährleistet ist, wie die Rechtssprechung in Deutschland betont. Konkret geregelt wird die Zulassung von Außenspiegeln in der Richtlinie 2003/97/EG des Europäischen Parlaments, das dem §56 der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung als Anhang beigefügt ist. Dort ist zu lesen, dass für Personenkraftwagen ein großer Hauptrückspiegel auf der Fahrerseite und einer auf der Beifahrerseite vorgeschrieben ist. Die Größe der jeweiligen Spiegel und ihre technischen Eigenschaften werden in dieser Richtlinie genau beschrieben. Wirklich durchblicken dürften da wohl nur Ingenieure. Tewes: &bdquo; Es sind die Ausrüstungsvorschriften zu beachten. Das heißt, die Sicht auf den rückwärtigen Verkehrsraum muss jederzeit möglich sein. Bestimmte Spiegel müssen vorhanden und nutzbar sein“, erläutert er. Den wenigsten Autofahrern dürfte aber die tatsächliche Breite ihres Fahrzeuges – mit ausgeklappten Spiegeln – auf Anhieb bekannt sein. Ein Blick in die Zulassungsbescheinigung hilft da nicht weiter. Dort stehen die Angaben der Hersteller – exklusive Spiegel. Der ADAC veröffentlich allerdings eine Tabelle, die zeigt, dass etliche Fahrzeuge zum Teil deutlich über der 2,10-Meter-Marke liegen. Das gilbt für sehr viele SUV. Aber auch größere Limousinen kommen mit Breiten daher, die merklich über der erlaubten Brückenbreite liegen. BMW-Modelle ab 5er-Baureihe sind zu breit Bei BMW gilt das etwa für alle Modelle oberhalb der 5er-Baureihe. Letztgenannte startet bei einer absoluten Breite von 2,130 Metern, wobei die Herstellerangabe bei nur 1,868 Metern liegt. Aber auch Kombi-Fahrzeuge wie etwa der Ford Mondeo Turnier ab 2019 sind mit 2,140 Metern deutlich zu breit für die Betonpoller – obwohl er mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 2,250 Tonnen eigentlich über die Brücke rollen könnte, ohne statische Probleme zu verursachen. Von rund 220 Fahrzeugen, die der ADAC vermessen hat, sind rund 40 breiter und zum Teil deutlich breiter als 2,10 Meter. Die Gewichtsbeschränkung ist der eigentliche Grund dafür, dass die breite der Fahrzeuge an der Brücke beschränkt wird, wie Christiane Knippschild von Straßen NRW auf Nachfrage der &bdquo;Neuen Westfälischen“ bestätigt. Der Landesbetrieb werde aber prüfen, ob es möglich ist, die Durchfahrtsbreite noch ein wenig zu erhöhen. 40 Euro Verwarngeld sind vorgesehen Wer wissen möchte, wie breit sein Fahrzeug tatsächlich ist, müsste im Zweifelsfall das Maßband herausholen. Oder aber einen Blick in die Tabelle des ADAC werfen. Wer etwa einen Mercedes-Benz EQC (293) (ab 06/19), das ist ein Mittelklasse SUV, fährt, stellt fest, dass sein Auto über Spiegel genau 2,100 Meter breit ist. Was nun? Darf er, oder darf er nicht? Er dürfte so gerade noch. Denn das Verkehrszeichen, das vor der Brücke steht, &bdquo;gibt die Breite an, die Fahrzeuge maximal haben dürfen, um den Bereich zu befahren“, weiß Tewes. Und klärt über mögliche Sanktionen auf: &bdquo;Für Fahrer mit einem Fahrzeug mit mehr als 2,10 m Breite ist ein Verwarngeld von 40 Euro vorgesehen.“ Die Polizei werde die Durchfahrtsbreite des Bauwerks &bdquo;anlassbezogen kontrollieren“, sagt er. Seit der Eröffnung der Brücke am 19. April hat es laut dem Leiter der Verkehrsdirektion aber keinen Einsatz gegeben, bei dem ein Schaden an der Brücke oder am Beton bekanntgeworden. Die Tabelle des ADAC ist hier zum Download abrufbar.

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