Volle Praxen im Kreis Höxter: Mediziner berichten von "dramatischer Situation"

Kreis Höxter. Übervolle Wartezimmer, leere Büros: Die nächste Krankheitswelle ist mit voller Wucht im Kreis Höxter angekommen. Kassenärzte-Vertreter Ulrich Polenz spricht von einer &bdquo;dramatischen Situation“ und gibt den Patienten ein paar Tipps mit auf den Weg der Genesung. Die Notfallpraxen sind am Limit, die Hausarztpraxen ebenfalls voll: Eine Welle von Virusinfektionen schwappt durch den Kreis, bestätigt auch die Lüchtringer Ärztin Regina Beverungen, Sprecherin des Qualitätszirkels der Hausärzte im Kreis Höxter. Dass Patienten dabei gleich zwei, drei Mal hintereinander mit denselben Symptomen erkranken können, sei nach drei Jahren mit Maske und weniger Kontakt völlig normal. Die Erkrankten bräuchten jetzt vor allem eines: viel Geduld. Wie akut die Situation ist, macht Ulrich Polenz, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung im Hochstift, anhand einer Zahl deutlich: Die Kindernotfallpraxis im Brüderkrankenhaus, die kleine Patienten aus dem Kreis Paderborn, aber auch Bad Driburg und Brakel behandelt, hatte, musste am vergangenen Samstag 162 Kinder versorgen. An normalen Tagen wie beispielsweise Silvester sind es um die hundert. Zum Vergleich: Auf dem Höhepunkt der vorangegangenen Welle, am 4. Dezember, wurden 180 kleine Patienten behandelt. Seinerzeit war die Situation derart angespannt, dass sogar ein Wärmebus organisiert wurde. Bei den Erwachsenen sei die Situation nicht besser. Wo liegen die Ursachen? Die Ursache? &bdquo;Es wird ein Zusammenhang mit den Karnevalsfeiern vermutet“, sagt Polenz vorsichtig und ohne Wertung. Nach zwei Jahren ohne Bütt und Umzüge wurde in den Karnevalshochburgen im Kreis Höxter wieder geschunkelt, getanzt und gefeiert. Ein Blick in die Arztpraxen zeigt die Konsequenzen: Wer vergangene Woche noch närrisch war, ist jetzt mit einiger Wahrscheinlichkeit krank. Für Medizinerin Regina Beverungen ist es müßig, nach einem möglichen Zusammenhang zum jecken Treiben zu suchen. Was aber allgemein feststellbar sei: Nach den massiven Kontaktbeschränkungen infolge der Corona-Pandemie fehlen vielen die Abwehrkräfte. Wer früher einen grippalen Infekt nach drei Tagen überwunden hatte, braucht jetzt auch schon mal fünf Tage oder noch länger, sagt die Hausärztin. Und bei nicht wenigen kommen die Symptome nach wenigen Tagen wieder – mit einem neuen Infekt. Wie die kleinen Kinder Die Erklärung: Der Körper müsse die vielen verschiedenen Virenstämme erst wieder neu kennen und abwehren lernen. Regina Beverungen vergleicht das mit Kleinkindern, die neu in die Kita kommen. Sie sind in den ersten Wochen fast ständig erkrankt, ihnen läuft immerzu die Nase. Weil der kleine Körper seine ersten Erfahrungen mit den vielen verschiedenen Viren macht. Die weitaus meisten Patienten kommen aktuell mit starken Erkältungssymptomen in die Praxen. Dass dabei längst nicht mehr alle beim Corona-Selbsttest den zweiten Strich auf der Testkassette sehen, ist verständlich. Corona ist nur noch ein Virus unter vielen, die den Menschen jetzt zu schaffen machen und zur Pause zwingen. Aber an der stark steigenden Corona-Inzidenz lässt sich die Krankheitswelle ebenfalls ablesen. 660 Infizierte gibt es nach Schätzungen des Landeszentrums für Gesundheit aktuell im Kreis Höxter. Allein am Montag kamen fast 100 Neufälle hinzu – dabei werden längst nicht mehr alle gemeldet. Denn aktuell wird in den Praxen kaum mehr genauer differenziert, ob es sich um Corona, einen grippalen Infekt oder Erkältungen handelt. Die symptomatische Behandlung in diesem Fällen sei ohnehin die gleiche, erklärt Polenz. Viel Ruhe und Geduld Und was rät der Mediziner den Patienten, wenn der grippale Infekt zuschlägt? Sie sollten sich viel Ruhe können und die Krankheit richtig auskurieren. Zur symptomatische Behandlung ein salzwasserhaltiges Nasenspray, um die Atemwege frei zu bekommen. Werden die Kopfschmerzen zu arg, natürlich auch entsprechende Kopfschmerztabletten. Aber noch etwas kann bei einer verstopften Nase gut helfen: Ein Dampfbad mit salzhaltigem Wasser &bdquo;nach alter Väter Sitte“, sagt Polenz. Die Wärme helfe nämlich zusätzlich, die Stirnhöhlen zu entspannen. Er warnt aber zur vorsichtigen Anwendung: Wer das heiße Wasser verschüttet, kann sich leicht verbrühen. Übrigens sei auch dem Wetter zu verdanken, dass die Krankheitswelle im Moment nicht noch härter zuschlägt, sagt Polenz. Kalt und sonnig ist immer noch besser als &bdquo;schmuddelig.“ Das würde die Welle noch mehr antreiben. Wann es vorbei ist Wie lange sie anhält? Das lasse sich schwer vorhersagen. Die Inkubationszeit betrage rund drei bis vier Tage, und dann steckt statistisch gesehen jeder Erkrankte noch einen weiteren an. &bdquo;Das letzte Mal war die Welle nach rund zwei Wochen gebrochen“, erinnert Polenz. Und auch seine Kollegin Regina Beverungen ist vorsichtig optimistisch. Sie rechnet damit, dass &bdquo;wir bis Ostern mit dieser Welle durch“ sind.

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