Kritik an Kita: Eltern aus Höxter zahlen trotz reduzierter Betreuungszeit den vollen Preis

Höxter. Zeit sei Geld, heißt es zuweilen. Wenn es um Betreuungszeiten geht, können zumindest Eltern bestätigen, dass zehn Stunden mehr oder weniger ziemlich stark zu buche schlagen. Oder eben nicht. Zum Unmut der Familien. So wie es Dirk Puhl aus Höxter geht, so dürfte es gerade vielen Eltern im gesamten Kreis gehen. Das hat mit dem Fachkräftemangel im Bereich der Betreuerinnen und Betreuer zu tun. Aber es hat auch damit zu tun, dass nicht jede Familie auf gleich lange Betreuungszeiten angewiesen ist. Deshalb buchen manche Eltern längere Betreuungszeiten, andere kürzere, erstgenanntes ist natürlich teurer, Letztgenanntes günstiger. Nicht nur, aber auch an der Kita Kunterbunt. Dort ist aber nun der Fall eingetreten, dass es Personalengpässe gibt. Und das hat für Puhl unangenehme Konsequenzen. &bdquo;Vertraglich wurde eine Betreuungszeit von 45 Stunden vereinbart. Seit November 2022 hat die Einrichtung nun mitgeteilt, dass die Betreuungszeit von 45 Stunden pro Woche nicht mehr eingehalten werden kann. Tatsächlich sind maximal 37,5 Stunden möglich“, sagt Puhl. Natürlich sorgt die geringere Betreuungszeit in betroffenen Familien für Ungemach. &bdquo;Für berufstätige Eltern ist das eine hohe Hürde“, betont der Vater. Aber nicht nur das. Denn obwohl die Kita in dem Sinne weniger liefert, nämlich das Kind weniger betreut, muss Puhl den Satz für die gesamte gebuchte Betreuungszeit zahlen. Zum Hintergrund: Formal rechtlich ist der Kreis Höxter zuständig für die Kinderbetreuungseinrichtungen und legt die Elternbeiträge fest. Die Stadt Höxter prüft die Einkommen der Eltern und setzt die zu entrichtenden Elternbeiträge je Kind fest. Der Träger der Einrichtung schließt einen Vertrag über die Betreuung eines Kindes mit den Eltern ab. In Höxter haben sich die Akteure auf eine Betreuungsstaffelung über 25, 35 oder gar 45 Stunden geeinigt. Jedes Elternpaar kann entscheiden und für ein Jahr mit dem Träger vertraglich fixieren. In diesem Dreieck bewegt sich Puhl mit seiner Frage, ob es denn wirklich richtig ist, dass er die vollen Beiträge zahlen muss. Puhl ordnet ein, was das bedeutet: &bdquo;Die Eingruppierung zwischen 35 und 45 Stunden kann bei Gutverdienern monatlich schon mal 100 Euro ausmachen. Uns trifft es mit 87 Euro monatlich, die wir zu viel bezahlen.“ Die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt Der Träger der Kita Kunterbunt, die Kitas im Verbund des Evangelischen Kirchenkreises Paderborn, bestätigen die Problematik. &bdquo;In der Kita Kunterbunt kam es zuletzt zu Personalausfällen, die eine Reduzierung der Öffnungszeiten erforderlich machten“, sagt Geschäftsführerin Ulrike Freitag-Friedrich. Zurückzuführen sei das auf die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt für Betreuerinnen und Betreuer: Der Fachkräftemangel zeige sich mit seinen Auswirkungen in NRW mittlerweile flächendeckend. Der Kita-Verbund des Kirchenkreises Paderborn mit seinen elf Einrichtungen habe sich bemüht, in jedem Einzelfall durch kurzfristige Personalumsetzungen Ausgleich zu schaffen. Aber Lücken an einer Stelle können nicht gestopft werden, indem man Lücken an anderer Stelle aufreißt: &bdquo;Betreuungszeiten konnten trotz großer Anstrengungen in der Einrichtung und innerhalb des Verbundes im Einzelfall nicht eingehalten werden.“ Das sei den Eltern jeweils kommuniziert worden. Es habe viele Gespräche dazu gegeben, etwa mit dem Elternbeirat. Im Einzelfall hätte betroffenen Eltern der Wechsel ihres Kindes in eine andere Einrichtung angeboten werden können. Mittlerweile habe die Kita Kunterbunt den Regelbetrieb wieder uneingeschränkt aufgenommen. Ob die von den betroffenen Eltern zu viel gezahlten Gelder zurückerstattet werden, ist laut der Geschäftsführerin aber nicht im Verantwortungsbereich der Kita-Träger. &bdquo;Die Elternbeiträge für die Kita-Betreuung werden von den Kommunen erhoben. Die Träger von Kitas sind daran nicht beteiligt. Darum sind sie auch nicht für eventuelle Rückforderungen zuständig.“ Erstattungen oder Flexibilisierungen wären mit den Kommunen zu verhandeln. Träger verweist auf Stadt, Stadt auf Kreis und Kreis auf Träger Die Stadt Höxter erklärt auf &bdquo;NW“-Nachfrage, dass sie Rückerstattungen nicht vornehmen könne. Und verweist an den Kreis. Der Kreis Höxter erklärt in einer längeren Antwort, dass das Problem allgemein bekannt sei. &bdquo;In der Tat ist bundesweit ein massiver und anhaltender Fachkräftemangel im Berufsfeld der Erzieherinnen und Erzieher zu verzeichnen. Die Auswirkungen sind zunehmend auch im Kreis Höxter zu spüren“, sagt der Leiter der Abteilung Kinder, Jugend und Familie des Kreises Höxter, Christian Rodemeyer. Grundlage für die vereinbarten Betreuungszeiten sei der zwischen den Eltern und dem jeweiligen Träger geschlossene Betreuungsvertrag. &bdquo;Sollte es aufgrund von Personalengpässen anhaltend zu eingeschränkten Betreuungszeiten kommen, ist der Träger der erste Ansprechpartner für die Eltern“, stellt er klar. Wenn es im Einzelfall längerfristig zu einer erheblichen Reduzierung der vertraglich vereinbarten Betreuungsstunden gekommen sei, &bdquo;finden wir gemeinsam mit dem Träger eine Lösung zur Anpassung der Elternbeiträge“, stellt er für Fälle wie diesen heraus. Puhl hofft nun, dass diese Lösung kommt. Und bekräftigt abschließend seine Position, indem er fragt: &bdquo;Ist ein System gerecht, bei dem Eltern für eine Leistung bezahlen müssen, die sie gar nicht erhalten?“

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