Tag des Notrufs

"Lieber einmal mehr als einmal zu wenig": Notruf in der Kreisleitstelle in Brakel steht fast nie still

Die Notrufnummer 112 gilt in ganz Europa: Der Kreis Höxter informiert zum Tag des Europäischen Notrufs am 11. Februar über die Strukturen und Abläufe.

Daniel Wulf (Leiter der Kreisleitstelle; v. l.), Landrat Michael Stickeln, Matthias Kämpfer (Leiter des Fachbereichs für Öffentliche Sicherheit beim Kreis), Stefan Nostitz (Leiter der Abteilung Feuer-, Katastrophen- und Zivilschutz beim Kreis). | © Kreis Höxter

11.02.2023 | 11.02.2023, 01:47

Brakel/Kreis Höxter. Die Notrufnummer 112 ist die erste Wahl bei lebensbedrohlichen Notfällen – in ganz Europa. Den Tag des europäischen Notrufs am 11. Februar nehmen Landrat Michael Stickeln und der Leiter des Fachbereichs für Öffentliche Sicherheit, Matthias Kämpfer, zum Anlass, die Bedeutung der europaweit einheitlichen Notrufnummer hervorzuheben.

Schwere Unfallverletzungen oder lebensbedrohliche akute Erkrankungen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt – im Ernstfall zählt jede Minute. „Deshalb bitte ich alle Bürgerinnen und Bürger: Wählen sie den Notruf lieber einmal mehr, als einmal zu wenig. Niemand sollte in Notlagen zögern, die 112 anzurufen“, betont Stickeln. Im Kreis Höxter gehen die Notrufe über die 112 direkt bei der Leitstelle des Kreises Höxter in Brakel ein, die rund um die Uhr besetzt ist.

„Auch wer im europäischen Ausland unterwegs ist, wählt bei einem lebensbedrohlichen Notfall ohne Vorwahl direkt den Notruf 112 und wird dann mit einer Rettungsleitstelle verbunden, die Feuerwehr und Rettungsdienst verständigen kann“, so Kämpfer. Seit 2009 gibt es den Tag des europäischen Notrufs, wegen der im Datum enthaltenen Nummer am 11. Februar.

Die fünf W beim Notruf

Im Kreis Höxter wurden von der Kreisleitstelle im vergangenen Jahr rund fast 36.000 Einsätze organisiert und koordiniert. Im Bereich des Rettungsdienstes wurden 2022 rund 33.279 Einsätze und im Bereich Feuerwehr rund 2.438 verzeichnet. „Die Mitarbeiter der Leitstelle sind erste Ansprechpartner für Hilfesuchende. Sie stellen die entscheidenden Weichen für die schnelle und effektive Notfallversorgung. Mit einer strukturierten Notrufabfrage erfassen sie insbesondere gezielt den genauen Notfallort sowie die Art und Schwere des Notfalls“, erläutert der Leiter der Abteilung Feuer-, Katastrophen- und Zivilschutz des Kreises, Stefan Nostitz.

Wenn Alarmzeichen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie Herzinfarkt oder Schlaganfall, auftreten, ist ohne Zögern die 112 anzurufen. „Jede Minute zählt und kann Leben retten“, so auch der Leiter der Kreisleitstelle, Daniel Wulf. Dabei empfiehlt er, sich beim Anruf an die fünf W zu halten. Denn der Leitstellenmitarbeiter fragt grundsätzlich ab, wer anruft, was passiert ist, wo der Unfallort ist, wie viele Verletzte es gibt und bittet anschließend darum, in jedem Fall in der Leitung zu bleiben und auf mögliche Rückfragen zu warten. Die fünf W sind also: Wer, was, wo, wie viele und warten.

Wenn bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand sofortige Erste Hilfe notwendig ist, gibt der Leitstellenmitarbeiter schon am Telefon eine einfache Anleitung, was vor Ort zu tun ist, bis Rettungswagen und Notarzt eintreffen. „Eine beherzte Reanimation durch die Ersthelfer vor Ort kann die Überlebenschancen bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand deutlich erhöhen“, erklärt Kämpfer.

Für Patienten

Zudem gibt es für Krankheitsfälle noch eine weitere wichtige Telefonnummer, die deutschlandweit ohne Vorwahl zu erreichen ist: Wenn Arztpraxen geschlossen sind, ist bei dringenden gesundheitlichen Anliegen, die nicht lebensbedrohlich sind, der hausärztliche Bereitschaftsdienst der richtige Ansprechpartner. Bundesweit ist der ärztliche Bereitschaftsdienst über die zentrale Tel. 116 117 zu erreichen. Dieses Angebot dient der schnellen Hilfe für Patientinnen und Patienten und der Entlastung der Notaufnahmen der Krankenhäuser, erklärt Kämpfer.

INFORMATION


Weniger Notrufe während der Corona-Pandemie

Einen dringenden Appell an die Bevölkerung im Kreis Höxter richtet die AOK Nord-West anlässlich des Tags des Notrufs am Samstag, 11. Februar: „Bei Notfall-Symptomen sollte nicht gezögert und umgehend der Notruf 112 gewählt werden“, sagt AOK-Serviceregionsleiter Matthias Wehmhöner. Hintergrund ist, dass in den zurückliegenden Corona-Jahren ein deutlicher Rückgang bei den Notfallbehandlungen aufgrund von Schlaganfall und Herzinfarkt in Westfalen-Lippe festgestellt wurde.

Beim Herzinfarkt waren 2021 insgesamt sechs Prozent weniger Krankenhaus-Behandlungen festzustellen als vor der Pandemie in 2019. Die Zahl der Schlaganfall-Behandlungen lag 2021 um vier Prozent niedriger als im Vergleichsjahr 2019. In der Omikron-Welle von Januar bis Mai 2022 gab es im Vergleich zum Zeitraum 2019 insgesamt 15 Prozent weniger Eingriffe bei Herzinfarkt und 13 Prozent weniger Schlaganfall-Behandlungen.

„Die geringeren Klinikeinweisungen im Zusammenhang mit Notfällen wie bei Schlaganfall oder Herzinfarkt betrachten wir mit Sorge. Denn der Faktor Zeit spielt eine entscheidende Rolle. Da bei einem Notfall jede Minute zählt, ist schnelles und konsequentes Handeln wichtig“, sagt Wehmhöner.