Mehrweg statt Einweg: Wie Gastronomen im Kreis Höxter jetzt ihr Essen verpacken

Kreis Höxter. Ob Pizza, Pasta, gebratener Reis oder Burger - Essen bestellen ist einfach, bequem und lecker. Doch jeder kennt vermutlich auch die weniger schöne Seite: die Unmengen an Verpackungsmüll nach dem Essen. Denn gelieferte Speisen sind meist in kunststoffhaltigen Einwegbehältern verpackt. Die Mehrwegpflicht soll dieses Problem nun angehen. Seit dem 1. Januar gilt das Gesetz bundesweit für Gastronomien, die Essen zum Mitnehmen anbieten. Es verpflichtet Betreiber, ihren Kunden neben kunststoffhaltigen Einwegbehältern auch Mehrwegbehälter für ihre Speisen und Getränke anzubieten. Wie setzen Gastronomen im Kreis Höxter diese neue Regelung um? Die "Neue Westfälische" hat sich umgehört. Laut Kathrin Weiß, Leiterin der Abteilung Umweltschutz und Abfallwirtschaft des Kreises Höxter, gilt die neue Mehrwegpflicht für alle sogenannten Letztvertreibenden, die Lebensmittelverpackungen aus Einwegkunststoff sowie Einweggetränkebecher in Umlauf bringen. Voraussetzung: Die Gastronomie-Betriebe müssen über mindestens 80 Quadratmeter Verkaufsfläche oder über mehr als fünf Mitarbeiter verfügen. Kleinere Lokale sind also nicht von der Mehrwegpflicht betroffen - es sei denn, es handelt sich um Filialen von großen Ketten, wie Bahnhofsbäckereien. Letztvertreibende sind neben Restaurants, Cafés und Bistros auch Kantinen, Tankstellen und Cateringbetriebe. Im Restaurant Frühauf in Warburg wird sich mit dem neuen Gesetz nicht viel verändern. Dort gibt es zwar Speisen zum Mitnehmen in Einwegbehältern, die bestehen allerdings aus kompostierbarer Bagasse - Überreste von gepresstem Zuckerrohr - und sind daher von der Mehrwegpflicht ausgenommen. Bereits seit März 2020 verpacken die Mitarbeiter im Frühauf ihr Essen zum Mitnehmen in den nachhaltigen Behältern. "Im schlimmsten Fall Papier" "Im schlimmsten Fall verpacken wir unsere Speisen in Papier", sagt Inhaber Walter Frühauf, Inhaber des Restaurants. Generell wolle er lieber auf Nachhaltigkeit als auf Mehrweg setzen. Grund dafür sei vor allem der Transport von Mehrwegprodukten. "Wenn wir ein Pfandsystem mit Mehrwegprodukten einführen würden, müssten unsere Kunden die Behälter nach dem Gebrauch wieder zurückbringen. Das würde bestimmt oft mit dem Auto passieren. Und dadurch würden wieder Schadstoffe in die Umwelt gelangen. Da ist nachhaltiges Einwegmaterial meiner Meinung nach die bessere Lösung", so der 35-Jährige. Dass kleine Gastronomiebetriebe von der Mehrwegpflicht ausgenommen sind, kritisiert Walter Frühauf. "Unser Hauptgeschäft ist nicht der Lieferservice, sondern das Essen vor Ort im Restaurant. Bei kleinen Imbissen ist das meist anders. Und die bieten in der Regel günstigeres Essen an als Restaurants. Kunden, die Geld sparen wollen, bestellen also vermutlich eher dort - und so wird weiterhin viel Müll produziert." Nicht ausgenommen von dem neuen Gesetz sind Bäckereien. Während Brot- und Brötchentüten zwar meist aus Papier bestehen und damit nicht von der Mehrwegpflicht betroffen sind, müssen Bäcker ihren Kunden neben den Einweg-To-Go-Bechern nun auch eine Mehrweg-Alternative für Heißgetränke anbieten. Benedikt Goeken, Geschäftsführer von Goeken backen, setzte bereits vor der Mehrwegpflicht auf wiederverwendbare Alternativen. In seinen Filialen gibt es seit 2019 die sogenannten Back Cups - wiederverwendbare Becher aus nachhaltigem Biokunststoff. Keine Vorgaben beim Material Hinter den Mehrwegbechern steckt ein System vom Kreis Höxter, an dem sich mehrere Bäckereien und Geschäfte beteiligen. Kunden können sich an teilnehmenden Verkaufsstellen gegen 2 Euro Pfand ihr Heißgetränk in einen Back Cup füllen lassen. Nach Gebrauch kann der Becher dann in einem der Geschäfte zurückgegeben werden, wo er gespült und wieder ins Regal gestellt wird. Ein umweltfreundlicher Kreislauf. Vorgaben zum Material der Mehrwegbehälter gibt es mit dem neuen Gesetz laut Kathrin Weiß übrigens nicht. Sie müssen lediglich so konzipiert sein, dass sie "nach dem Gebrauch mehrfach zum gleichen Zweck wiederverwendet werden können", so die Leiterin für Umweltschutz und Abfallwirtschaft. Außerdem gibt es für Kunden keine Pflicht, die Mehrwegalternative für die Mitnahme von Speisen und Getränken zu verwenden. Sie können ihr Essen, wenn gewollt, weiterhin in Einwegschalen einpacken lassen. Vorschrift für Betreiber ist allerdings, dass sie das Essen im Mehrwegbehälter nicht zu schlechteren Bedingungen anbieten dürfen als das im Einwegprodukt. Auch Rajinder Kumar bietet den Gästen seines Thai-Indischen Restaurants "Lion" an der Stummrigestraße in Höxter wiederverwendbare Behälter an. Die bestehen aus Plastik und bringen dem Betreiber zufolge nicht nur Vorteile für die Umwelt, sondern auch für den Kunden. "Sowohl der Behälter als auch der Deckel sind mikrowellengeeignet. Gäste, die hier essen und sich die Reste einpacken lassen, können sich das Essen also direkt im Behälter zu Hause warm machen", erklärt Kumar. "Hygiene steht über allem" Der Restaurantbetreiber nimmt für die Mehrwegbehältnisse keinen Pfand. "Es ist ohnehin schon alles teuer genug, da wollen wir unsere Kunden nicht noch mit zusätzlichen Kosten für Verpackungen abschrecken". Trotzdem können Gäste, wenn sie möchten, die Behälter zum Restaurant zurückbringen - sauber versteht sich. "Die Hygiene steht dabei über allem, wir würden die zurückgebrachten Behälter auch hier nochmal spülen", so Kumar. Er glaubt nicht, dass er und seine Mitarbeiter dadurch mehr Arbeit hätten. "Wir müssen unser Geschirr ja ohnehin spülen, die Mehrwegbehälter würden wir dann einfach mit in die Spülmaschine stellen", erklärt er. Finanziell mache sich die Mehrwegpflicht hingegen durchaus bemerkbar. Kumar zufolge kostet eine Mehrwegschale beim Großhändler ungefähr dreimal so viel wie die Einwegalternative. Pro Mehrwegbehälter zahlt er aktuell circa 50 Cent, inklusive Großmengen-Rabatt. Trotz der finanziellen Mehrbelastung findet er das neue Gesetz gut. "Es muss einiges beachtet werden und wir alle müssen uns an die neuen Regelungen gewöhnen, aber am Ende ist die Mehrwegpflicht gut für die Umwelt und auch praktisch für die Kunden", sagt er. Ob die Mehrwegpflicht eingehalten wird, kontrollieren in NRW die unteren Umweltbehörden - im Kreis Höxter die Abteilung Umweltschutz und Abfallwirtschaft. Halten sich Gastronomen nicht an das neue Gesetz, kann das teuer werden. Kathrin Weiß zufolge können Verstöße "im Einzelfall mit einem Bußgeld bis zu 10.000 Euro geahndet werden".

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